«Frauen denken und handeln anders»
Eine Mehrheit der Bevölkerung begrüsst den Vorschlag von Bundesrat Guy Parmelin, dass Frauen einen obligatorischen Armee-Infotag besuchen müssen. Doch die Kantone winken ab.

Das Schweizer Militär will weiblicher werden. «Wir brauchen mehr Frauen, um die Qualität der Armee zu erhöhen. Frauen denken und handeln anders, das würde der Armee sehr guttun», sagte Korpskommandant Daniel Baumgartner im März vor Offizieren in St. Gallen.
Vom Ziel einer weiblicheren Armee ist das Militär jedoch weit entfernt. Zwar liessen sich letztes Jahr 250 Frauen freiwillig rekrutieren, rund 35 Prozent mehr als im Vorjahr. Von den rund 158'000 Armeeangehörigen waren im Jahr 2007 jedoch nur 1150 Frauen. Das sind gerade Mal 0,7 Prozent – so wenig wie in keinem anderen europäischen Land.
Um den Frauenanteil zu erhöhen, hat Verteidigungsminister Guy Parmelin einen obligatorischen Informationstag für Frauen vorgeschlagen. Wie sich nun zeigt, stösst er damit auf Zustimmung. So begrüsst eine Mehrheit der Bevölkerung die Idee, wie der heute publizierte Bericht «Sicherheit 2018» der Militärakademie an der ETH Zürich darlegt.
Bevölkerung ist gespalten
Gefragt, ob der Infotag für Frauen obligatorisch werden soll, antworten 63 Prozent der 1200 befragten Stimmbürgerinnen und Stimmbürger mit Ja. Die Zustimmung der Frauen selbst fällt dabei mit 61 Prozent tiefer aus als jene der Männer mit 66 Prozent.
Allerdings ist der Befund nicht ganz eindeutig. Denn auf die Frage, ob der Informationstag für Frauen freiwillig sein soll, antwortet ebenfalls eine Mehrheit von 54 Prozent mit Ja. Frauen wollen die Freiwilligkeit mit 57 Prozent beibehalten.
Die Studienautoren schliessen daraus: «In Bezug auf einen obligatorischen Orientierungstag für Frauen ist die Bevölkerung gespalten.» Insgesamt befürworte sie aber leicht stärker ein Obligatorium.
Verfassungsänderung nötig
Trotz der Zustimmung hat die Einführung eines Obligatoriums einen schweren Stand. So zeigte ein vom Bund in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten unlängst, dass für einen obligatorischen Infotag für Frauen eine Verfassungsänderung nötig wäre. Dies hat die kantonalen Militärdirektoren Anfang Mai dazu bewogen, die Idee abzulehnen.
Stattdessen wollen sie die Kantone verpflichten, alle Schweizerinnen zu einem freiwilligen Infotag einzuladen. Bereits heute laden sämtliche Kantone mit Ausnahme von Jura und Appenzell Ausserrhoden alle Frauen im 18. Altersjahr zu einer solchen Orientierung ein. 2017 haben schweizweit rund 1100 Frauen an einem Infotag teilgenommen. Im Jahr davor waren es gut 800, wie das Verteidigungsdepartement mitteilt.
Neu soll die Teilnahme allerdings als Amtstermin gelten, während dessen man Anspruch auf Lohn hat. Der Bund prüft nun, welche Gesetzesanpassungen dazu nötig sind. Mit dieser Anpassung wird eine Ungleichbehandlung beseitigt: Männer, die an dem für sie obligatorischen Infotag teilnehmen, erhalten heute schon Lohn – Frauen nicht.
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