Franzosen glauben an Komplott
Eine Mehrheit der Franzosen glaubt an eine Verschwörung gegen Dominique Strauss-Kahn. Inzwischen hat sich auch der Bruder des attackierten Zimmermädchens geäussert.
Glauben Sie, dass Dominique Strauss-Kahn Opfer eines Komplotts wurde, fragt das Institut CSA Französinnen und Franzosen. 57 Prozent der 1007 Befragten beantworteten diese Frage vorgestern noch mit «ja, sicher» (22 Prozent) oder mit «ja, wahrscheinlich». Bei Sympathisanten steigt die kombinierte Quote sogar auf 70 Prozent. Es ist die erste Umfrage, die nach Bekanntwerden des Vorwurfs der versuchten Vergewaltigung gegen Strauss-Kahn erhoben wurde.
Die Stimmung könnte aber seither gekippt sein. In einer Online-Umfrage von Lefigaro.fr gaben heute um 15 Uhr mehr als 71 Prozent der knapp 55'000 Teilnehmenden an, sie glaubten, DSK werde von der amerikanischen Justiz gerecht behandelt.
Suizidgefährdet?
Dominique Strauss-Kahn ist im Gefängnis rund um die Uhr unter Beobachtung. Um einen Selbstmord zu verhindern, schauen Wachleute laut dem Sender BBC alle 15 bis 30 Minuten in seine Zelle im New Yorker Gefängnis Rikers Island.
Sein mutmassliches Opfer will in einem Prozess aussagen. Wenn die 32-Jährige aufgefordert werde, sei sie bereit, gegen den Franzosen in den Zeugenstand zu treten, sagte ihr Anwalt Jeffrey Shapiro dem US-Sender CNN. Die Hotelangestellte arbeite schon jetzt mit Polizei und Staatsanwaltschaft zusammen.
Bruder des Opfers: Keine Falle
Der Bruder des Zimmermädchens hält es für ausgeschlossen, dass seine Schwester dem IWF-Chef eine Falle stellen wollte. «Sie kannte ihn nicht. (...) Meine Schwester ist unfähig, sich eine solche Geschichte auszudenken. Sie ist praktizierende Muslimin und trägt Kopftuch», sagte Blake Diallo in einem Interview mit der französischen Tageszeitung «Le Parisien».
Seine Schwester habe keine Ahnung von Politik, sie wisse nicht einmal, wer Bürgermeister von New York sei. «Sie ist eine ehrenwerte und anständige Frau, die hart arbeitet, um ihre Tochter grosszuziehen», betonte Diallo, der nach Angaben der Zeitung ein Restaurant mit afrikanischer Küche im New Yorker Stadtteil Harlem betreibt.
Die Frau ist laut CNN eine alleinstehende Mutter, die vor ein paar Jahren aus dem westafrikanischen Guinea in die USA einwanderte.
Hollande, Aubry und Sarkozy fast gleichauf
Trotz der Festnahme von Strauss-Kahn hat die Opposition in Frankreich einer Umfrage zufolge weiterhin gute Chancen auf einen Sieg bei der Präsidentenwahl. In der heute veröffentlichten Erhebung des Instituts CSA erklärten 54 Prozent der Befragten, auch ohne ihren populären Kandidaten könnten die Sozialisten im nächsten Jahr den Elysée-Palast erobern. Unter den Sozialisten trauten ihrer Partei 70 Prozent den Sieg zu.
Neuer Hoffnungsträger der Sozialisten ist demnach François Hollande, der zehn Punkte vor der Parteivorsitzenden Martine Aubry liegt. Fragt man Franzosen aller politischen Ausrichtungen, würden in der ersten Runde der Präsidentenwahl beide auf 23 Prozent kommen, mit leichten Vorteilen für Hollande. Hollande würde demzufolge einen Punkt vor Amtsinhaber Nicolas Sarkozy und Aubry liegen.
Die Parteivorsitzende des rechtsnationalen Front National, Marine Le Pen, käme auf 20 Prozent und würde damit den Einzug in die Stichwahl verpassen. Nach Strauss-Kahn wurde in der letzten Erhebung nicht mehr gefragt.
SDA/rub
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