Wegen sexueller NötigungFranzösische Justiz ermittelt gegen ehemaligen Umweltminister Nicolas Hulot
Die Pariser Staatsanwaltschaft gab den Schritt am Freitag bekannt, nachdem mehrere Frauen den Politiker und Fernsehmoderator in einer Fernsehreportage beschuldigt hatten.
Die französische Justiz hat Ermittlungen wegen Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs gegen den ehemaligen Umweltminister Nicolas Hulot aufgenommen, dieser weist alle Vorwürfe zurück. In der Sendung von Donnerstagabend schildern drei Frauen, wie Hulot sie sexuell misshandelt habe. Eine Frau namens Sylvia beschuldigt ihn, er habe sie 1989, als sie 16 Jahre alt war, in seinem Auto sexuell genötigt. Hulot hatte Sylvia den Angaben zufolge zuvor zu einer Radiosendung eingeladen, die er damals moderierte.
Eine weitere Frau namens Cécile erzählt in der Sendung, sie habe 1998 unangebrachte sexuelle Avancen Hulots in einem Taxi in Moskau zurückgewiesen. Sie sei 23 Jahre alt gewesen, als der damalige Fernsehmoderator sie ungefragt sexuell genötigt habe. Eine dritte Frau gibt in der Sendung an, Hulot habe sie 2001 ungefragt auf den Mund geküsst.
Zwei weitere Frauen beschuldigen Hulot in schriftlichen Erklärungen
Zwei weitere Frauen, die ehemalige Fernsehmoderatorin Maureen Dor sowie eine ehemalige Angestellte des Privatsenders TF1, hatten den Produzenten der Reportage schriftliche Erklärungen zukommen lassen, in denen sie Hulot ebenfalls der sexuellen Misshandlung beschuldigen.
Die Sendung kommt ausserdem auf den Fall Pascale Mitterrand zurück: Die Enkelin des ehemaligen französischen Präsidenten François Mitterrand hatte Hulot bereits 2008 vorgeworfen, sie vergewaltigt zu haben. Der Fall hatte Anfang 2018, als Hulot Minister im ersten Kabinett des damals frisch gewählten Macron war, für grosses Aufsehen gesorgt. Die Behörden liessen die Ermittlungen aber schliesslich fallen.
Hulot kündigte an, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen
Bereits am Vortag der Ausstrahlung der Sendung hatte Hulot die Anschuldigungen zurückgewiesen. Er kündigte an, sich «definitiv» aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen, um sein privates Umfeld und seine Umweltschutzstiftung zu schützen.
Hulots Anwalt, Alain Jakubowicz, begrüsste die Einleitung einer formellen Untersuchung der Vorwürfe. «Ich bevorzuge natürlich den Rahmen der Ermittlungen der Polizei- und Justizbehörden.» Bislang sei seinem Mandaten «auf Fernsehkanälen der Prozess gemacht worden.»
Als Moderator, Umweltaktivist und Politiker war Hulot mehrfach zur «beliebtesten Persönlichkeit der Franzosen» gewählt worden. Von seinem Amt als Umweltminister war er im Streit um Macrons Klimapolitik zurückgetreten, die er als nicht ehrgeizig genug kritisierte.
AFP/sys
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