Frankreich und Deutschland im Kriechgang
Die beiden grössten Wirtschaften Europas stagnieren. Im dritten Quartal wuchs das Bruttoinlandsprodukt beidseits des Rheins nur noch um 0,2 Prozent. Die Eurozone als Ganzes befindet sich bereits in der Rezession.

Trotz Wachstums in Deutschland und Frankreich ist die Euro-Zone in die Rezession gerutscht. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) der 17 Mitgliedsstaaten sank zwischen Juli und September um 0,1 Prozent im Vergleich zum Frühjahr, wie das Statistikamt Eurostat heute Donnerstag mitteilte.
Bereits im Frühjahr war die Wirtschaft um 0,2 Prozent geschrumpft. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge sprechen Fachleute von einer Rezession. Das geringe Wachstum in Deutschland und Frankreich konnte die Talfahrt in den Krisenländern wie Spanien, Italien, Portugal und Griechenland nicht ganz aufwiegen.
Die Zahlen zum dritten Quartal fielen schlechter aus als erwartet. Die EU-Kommission hatte für das dritte Quartal eine Stagnation erwartet. Zum Winter hin rechnen die Experten erneut mit einem Minus und prognostizieren für das Gesamtjahr 2012 einen Konjunktureinbruch von 0,4 Prozent. In der EU insgesamt ist die Lage etwas besser. Die 27 EU-Länder verzeichneten im dritten Quartal ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent.
Frankreich entrinnt knapp der Rezession
Die französische Wirtschaft ist im dritten Quartal haarscharf an einer Rezession vorbeigeschrammt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte im Zeitraum Juli bis September um 0,2 Prozent zu, wie das französische Statistikamt heute mitteilte. Beobachter hatten damit gerechnet, dass die zweitgrösste Volkswirtschaft Europas im dritten Quartal in eine Rezession rutscht. Von einer Rezession spricht man allgemein dann, wenn das Bruttoinlandsprodukt in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen zurückgeht.
Das statistische Amt korrigierte heute die Zahlen für das zweite Quartal nachträglich nach unten. Die Wirtschaft sei im zweiten Quartal um 0,1 Prozent geschrumpft, hiess es. Zuvor war für diesen Zeitraum ein stagnierendes Wachstum gemeldet worden.
Wachstum in Deutschland wie in Frankreich
Die Eurokrise hat auch zu einem weiteren Abflauen der Konjunktur in Deutschland geführt. Im dritten Quartal erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zum Vorquartal preis- und saisonbereinigt um 0,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im zweiten Quartal war die Wirtschaftsleistung noch um 0,3 Prozent gestiegen, im ersten Quartal um 0,5 Prozent.
Zwar legte der Konsum der privaten und öffentlichen Haushalte im zweiten Quartal saisonbereinigt zu. Auch wurde mehr in Bauten investiert. Das habe den Rückgang der Ausrüstungsinvestitionen sowie den Abbau von Vorräten bei den Unternehmen in etwa kompensieren können, erklärte das Bundesamt.
Experten erwarten weitere Abkühlung
Die Tendenz geht nach Ansicht von Volkswirten jedoch zu einer weiteren Verlangsamung der Wirtschaftsleistung. «Die Unternehmen sind verunsichert, da sie nicht wissen, wie es weiter geht mit der Eurokrise», sagte Ralf Solveen, Ökonom für Deutschland bei der Commerzbank, der Nachrichtenagentur dapd. Er geht davon aus, dass sich die Konjunktur im vierten Quartal eher noch weiter eintrübt und auch im ersten Quartal 2013 flach bleibt.
Etwas weniger pessimistisch ist Volkswirt Rolf Schneider von Allianz-Dresdner Bank Research. Auch im vierten Quartal werde die deutsche Wirtschaft stabil bleiben oder sogar ein leichtes Wachstum verzeichnen. «Wir sehen keine Rezession», sagte Schneider.
Stockender Exportmotor
Die Abschwächung der Konjunktur im dritten Quartal habe auch an einer Verlangsamung der Exportdynamik gelegen, die Anfang des Jahres noch wesentlich höher gewesen sei, sagte Schneider. Zwar stiegen nach Angaben des Statistischen Bundesamts zwischen Juli und September die Exporte noch stärker als die Importe. Im vierten Quartal erwartet Schneider jedoch eine Stagnation bei den Exporten.
Überraschend stieg auch in Frankreich im dritten Quartal das BIP gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent, was sich positiv auf das Wachstum für die gesamte Eurozone auswirken dürfte.
dapd/sda/rub
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