«Frankreich spielte beim Völkermord eine direkte Rolle»
«Komplizen» beim Genozid vor 20 Jahren – das wirft Ruandas Präsident Paul Kagame der ehemaligen Kolonialmacht vor. Paris ist «überrascht» – und sagt die Teilnahme an einer Gedenkveranstaltung ab.

Ruandas Präsident Paul Kagame hat Frankreich erneut eine Beteiligung an dem Völkermord in dem ostafrikanischen Land vor 20 Jahren vorgeworfen. Frankreich und Belgien hätten bei der «politischen Vorbereitung» der Massenmorde im Frühjahr 1994 eine «direkte Rolle» gespielt.
Dies sagte Kagame in einem vorab veröffentlichten Interview mit der Wochenzeitung «Jeune Afrique». Paris sagte daraufhin seine Teilnahme an einer Gedenkveranstaltung in Kigali ab.
Französische Soldaten, die für einen humanitären Militäreinsatz in der früheren belgischen Kolonie stationiert waren, seien «Akteure» und «Komplizen» bei den Massakern gewesen, sagte Kagame in dem Interview.
Frankreich weist Vorwürfe zurück
Dem Völkermord in Ruanda waren rund 800'000 Menschen zum Opfer gefallen, die meisten gehörten der Minderheit der Tutsi an. Die dominierende Bevölkerungsgruppe der Hutu hatte nach dem tödlichen Anschlag auf Präsident Juvenal Habyarimana einen wochenlangen Rachefeldzug gegen die Tutsi gestartet. Ein ruandischer Untersuchungsbericht kam 2008 zu dem Schluss, dass das französische Militär die für die Massaker verantwortlichen Milizen ausgebildet habe. Einige französische Soldaten sollen demnach sogar selbst gemordet haben.
Die französische Regierung weist die Vorwürfe seit jeher zurück. Zunächst erklärte der Élysée-Palast, die jüngsten Äusserungen Kagames seien einer «Befriedung» nicht zuträglich. Am Abend sagte Aussenministeriumssprecher Romain Nadal dann, Frankreich sei von Kagames Äusserungen «überrascht» und «bedauert, dass es nicht an dem Gedenken zum 20, Jahrestag des Genozids teilnehmen kann». Am Montag sollte Justizministerin Christiane Taubira in Kigali am Gedenken an den Völkermord teilnehmen.
Im Februar 2010 hatte der damalige französische Präsident Nicolas Sarkozy bei einem Versöhnungsbesuch in Ruanda «schwere Fehleinschätzungen» eingestanden. Frankreich und die internationale Gemeinschaft hätten nicht genug unternommen, «dieses abscheuliche Verbrechen zu verhindern und aufzuhalten», sagte Sarkozy damals.
SDA/ajk
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