Flugzeugabsturz bringt Polen in Not
Das Flugzeug des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski ist am Samstag im westrussischen Smolensk verunglückt und in Flammen aufgegangen. Alle 96 Insassen kamen ums Leben, darunter zahlreiche Politiker des Landes.
Wie die Nachrichtenagentur Itar-Tass unter Berufung auf das Zivilschutzministerium meldete, stürzte das Flugzeug, eine Tupolew 154, im Landeanflug auf Smolensk ab. Die Angaben stammen vom polnischen Ministeriumssprecher Piotr Paszkowski, der sich gegenüber dem polnischen Fernsehsender TVN24 äusserte. Die Maschine verunglückte beim Landeanflug um 10.50 Uhr Ortszeit (8.50 MESZ) und ging nach Angaben des Aussenministeriums in Flammen auf.
Beim Absturz der Präsidentenmaschine starben nach Angaben des Gouverneurs von Smolensk, Sergej Anufriew, sämtliche Insassen. Es habe keine Überlebenden gegeben, sagte er am Samstag telefonisch dem russischen Fernsehen. Laut russischen und polnischen Behören hatten sich 96 Menschen in der Regierungsmaschine befunden.
Walesa: Tod der «Elite der Nation»
Ausser dem Präsidentenpaar kamen der Vize-Parlamentschef Jerzy Szmajdzinski, Vize-Aussenminister Andrzej Kremer, Armeechef Franciszek Gagor, mehrere Parlamentarier sowie die engsten Mitarbeiter von Lech Kaczynski ums Leben. Auch der Chef der polnischen Zentralbank, Slawomir Skrzypek, ist unter den Opfern. Gestorben sei die «Elite der Nation», sagte Ex-Präsident Lech Walesa.
Regierungschef Donald Tusk berief am Samstag eine Sondersitzung seines Kabinetts ein. Die Minister seien bereits auf dem Weg in die Hauptstadt Warschau, sagte Regierungssprecher Pawel Gras. Die Regierung soll am Nachmittag zusammenkommen. Tusk steht in direkter Verbindung mit Parlamentspräsident Bronislaw Komorowski. Nach der polnischen Verfassung übernimmt der Chef des Abgeordnetenhauses nach dem Tod Kaczynskis die Geschäfte des Staatschefs.
Schwierige Verhältnisse bei der Landung
Laut einem Bericht auf der Webseite www.gazeta.pl, blieb das Flugzeug bei der Landung an einem Baum hängen. Auf der Webseite www.rp.pl berichtet ein weiteres grosses Blatt, dass bei der Landung sehr dichter Nebel herrschte. Diesem Bericht zufolge befand sich neben dem polnischen Präsidenten auch der Vize-Marschall der grossen Kammer des polnischen Parlaments in der verunglückten Maschine.
Offenbar Warnung wegen Nebels an Kaczynskis Piloten Russische Fluglotsen hatten den Piloten der am Samstag abgestürzten polnischen Präsidentenmaschine nahegelegt, wegen Nebels in Smolensk in Minsk oder Moskau zu landen. Das teilte der Sprecher der Smolensker Regionalregierung, Andrej Jewsejenkow, mit. «Aber die Besatzung hat dann eine unabhängige Entscheidung getroffen, in Smolensk zu landen», sagte er im russischen Fernsehen.
Laut der dort publizierten Passagierliste war auch die Frau des Präsidenten an Bord. Weiter heisst es, dass auch der Chef der polnischen Zentralbank, Slawomir Skrzpek, ums Leben gekommen sei. Der «Spiegel» berichte auf seiner Webseite, dass der Generalstabschef und der Vize-Außenminister ebenfalls mit der Delegation an Bord gewesen seien. Die polnische Regierung haben nach den Berichten über das Unglück ein Krisentreffen für diesen Samstag angekündigt.
Auf dem Weg zu einer Gedenkfeier
Lech Kaczynski wollte in Russland an einer Gedenkveranstaltung mit Familien der Opfer des Massakers von Katyn teilnehmen. Am Mittwoch hatten erstmals die Ministerpräsidenten beider Länder gemeinsam der Opfer von Katyn gedacht und sich als Zeichen der Versöhnung die Hand gereicht.
Die polnischen Offiziere waren nach dem Einmarsch der Roten Armee in Ostpolen am 17. September 1939 verhaftet und im April 1940 auf Anordnung des Sowjetdiktators Josef Stalin erschossen worden. Nach der Entdeckung der Massengräber 1943 beschuldigte der Kreml «deutsche Faschisten», das Verbrechen begangen zu haben. Erst 1990 bekannte sich Moskau zur Täterschaft.
sda/ddp/raa
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch