Flugpassagiere in Europa atmen auf
Flüge über dem europäischen Luftraum werden ab Dienstag um 8 Uhr zum Teil wieder erlaubt, wie EU-Verkehrskommissar Siim Kallas am Montagabend in Brüssel bekanntgab – allerdings unter Auflagen.
«Von morgen früh an werden mehr Flugzeuge in der Luft sein», sagte EU-Verkehrskommissar Siim Kallas am Montag in Brüssel. Die Ressortchefs waren am Nachmittag zu einer Videokonferenz über die Folgen des Vulkanausbruchs auf Island zusammengeschaltet worden. Bundesrat Moritz Leuenberger, der wegen Gesprächen über den Schienenverkehr in Brüssel weilte, konnte so ebenfalls an der Konferenz teilnehmen.
Der Luftraum über Europa wird laut Kallas in drei Zonen eingeteilt: In der ersten gilt ein absolutes Flugverbot, in der zweiten können die Mitgliedsstaaten entscheiden, ob sie Flugzeugen das Abheben erlauben, und im dritten Bereich ohne Asche-Gefahr ist das Fliegen unbegrenzt erlaubt. Entscheidendes Kriterium werden Satellitenbilder und Daten der Aschewolke sein.
Kallas kündigte ausserdem an, dass die europäische Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol bis Dienstag 8 Uhr entscheiden werde, wo die Zonen verlaufen und welche Daten dafür ausschlaggebend sind. Aus Sicherheitsgründen sei es möglich, den Flugbetrieb wieder aufzunehmen. Die Flugverbote waren damit begründet worden, dass Vulkanasche die Triebwerke zum Stillstand bringen und die Sicht behindern könne.
Lockerung zuerst in Deutschland
Deutschland lockerte sein Flugverbot bereits am Montagabend; die Flughäfen sollen allerdings bis 2 Uhr am Dienstagmorgen geschlossen bleiben. So wollte die Deutsche Lufthansa mit Ausnahmegenehmigungen 15'000 Passagiere nach Deutschland zurückholen. Grossbritannien und Frankreich wollen ihren Luftraum am Dienstag ebenfalls schrittweise wieder öffnen.
Die Vulkanasche aus Island sorgte am Montag in der Schweiz und in Europa noch einmal für riesige Probleme: Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) verlängerte die Sperrung des Schweizer Luftraums um weitere 18 Stunden bis Dienstagmorgen um 8 Uhr. Bis dann stehen die Flugzeuge der Swiss und die anderen in der Schweiz gestrandeten Maschinen schon 80 Stunden am Boden. Die Swiss kündigte an, dass sie ihre Flugzeuge vorerst bis mindestens 10 Uhr am Dienstagmorgen nicht in die Luft schicken werde.
Die Swiss musste allein am Montag rund 400 Flüge mit rund 42'000 Buchungen stornieren. Seit den ersten Flugraumsperrungen in Europa am Donnerstag waren bei der Schweizer Fluggesellschaft rund 170'000 Buchungen betroffen. Auf den drei grossen Schweizer Flughäfen Zürich, Genf und Basel-Mulhouse fielen am Montag weit über 1000 Flüge aus.
Höhere Verluste als durch 9/11
Die Fluggesellschaften verlieren laut der Internationalen Luftfahrtvereinigung IATA jeden Tag mindestens 200 Millionen Dollar wegen der Flugverbote. Hinzu kämen Ausgaben etwa für die Entschädigung von Passagieren und für den Treibstoff zur Verlegung leerer Flugzeuge. Damit trifft die Aschewolke aus Island den weltweiten Flugverkehr härter als die Anschläge vom 11. September 2001 in den USA.
Die EU-Kommission zeigte sich grundsätzlich bereit, Staatshilfen für Fluggesellschaften zu erlauben, die unter den Folgen des Vulkanausbruchs leiden. Die Kommission könnte zu dem Zweck eine Regelung wie nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 anwenden.
ddp/sda/raa
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