Anhaltendes Extremwetter Flammeninfernos halten USA und Kanada in Atem
Die Rekordhitze hat in mehreren US-Bundesstaaten und in Kanada massive Waldbrände verursacht. Das Feuer bedroht nun auch einen der bekanntesten Nationalparks.

Eine extreme Hitzewelle und grossflächige Waldbrände machen den Menschen in den USA und in Kanada zu schaffen. Und die Lage spitzt sich zu: Am Montag (Ortszeit) stand im Westen der USA und Kanadas mehr als eine Million Hektar Land in Flammen. Besonders betroffen sind nach Angaben der Behörden die US-Bundesstaaten Oregon, Kalifornien und Arizona sowie die kanadische Provinz British Columbia.
In den vergangenen Tagen erreichten die extremen Temperaturen auch das Landesinnere der USA – bis an den Rand der Rocky Mountains. Am Montag wurden im Süden Kaliforniens Temperaturen von bis zu 47 Grad Celsius gemessen, für Gemeinden ausserhalb der Stadt Los Angeles galt eine Hitzewarnung.
Mehrere Grossbrände in den USA
Im US-Bundesstaat Kalifornien listeten die Behörden am Montag ein Dutzend grössere Brände auf. So loderten riesige Feuer in der Nähe des Tahoe-Sees. Beim sogenannten Beckwourth-Complex-Feuer, zu dem auch das Sugar-Feuer gehört, handelt es sich um den grössten Flächenbrand des Jahres in Kalifornien. Er hat bisher etwa 348 Quadratkilometer verbrannt. Mittlerweile ist das Sugar-Feuer laut «Los Angeles Times» zu 23 Prozent eingedämmt.
Auch nahe dem berühmten Yosemite-Nationalpark hat sich ein schnell um sich greifender Waldbrand ausgebreitet. Das sogenannte River-Feuer ist rasch auf eine Fläche von 32 Quadratkilometern angewachsen, wie die Behörde Cal Fire am Montagnachmittag (Ortszeit) mitteilte. Mehrere Hundert Anwohner mussten ihre Häuser verlassen. Die Flammen hätten fünf Bauten zerstört. Fast 500 Helfer kämpften gegen den Brand in den Bezirken Mariposa und Madera County, rund 30 Kilometer vom Yosemite National Park entfernt, an.
Aus noch unbekannter Ursache war das Feuer am Sonntag ausgebrochen, als in der Region extreme Sommertemperaturen von 42 Grad Celsius gemessen wurden. Die extreme Hitze, zunehmende Winde, eine geringe Luftfeuchtigkeit und die dürre Vegetation begünstigten die Ausbreitung der Brände.
Stromversorgung Kaliforniens bedroht
Im Nachbarstaat Oregon verdreifachten sich die seit Freitag wütenden Brände auf eine Fläche von mehr als 150’000 Hektar. Das Feuer bedroht nun auch die Stromversorgung Kaliforniens. Es unterbrach den Betrieb von drei Übertragungsleitungen, die bis zu 5500 Megawatt Strom in den benachbarten Bundesstaat liefern.
Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom hatte bereits Ende vergangener Woche wegen der Auswirkungen des Feuers auf die Energieversorgung und wegen der extremen Hitze den Notstand verhängt. Er hatte die Einwohner des bevölkerungsreichsten US-Bundesstaates zum Strom- und Wassersparen aufgerufen.

Kanada erwartet weitere Hitzetage
Jenseits der Grenze meldeten die Behörden in der kanadischen Provinz British Columbia am Montag Temperaturen von 36 Grad Celsius, was weit über den saisonalen Normen liegt. Laut den Behörden brachen im Land allein in den letzten zwei Tagen 50 weitere Brände aus, insgesamt wüteten zurzeit 300 Brände in der Region.

Erst zu Monatsbeginn hatte eine Hitzewelle den Nordwesten der USA und das westliche Kanada mit Temperaturen bis knapp 50 Grad erfasst. Die Hitze forderte zahlreiche Todesopfer. In der kanadischen Gemeinde Lytton rund 260 Kilometer nordöstlich von Vancouver waren 49,6 Grad gemessen worden – zuvor hatte der Rekord in Kanada bei 45 Grad gelegen. Wenige Tage danach war die Ortschaft in einem Flammeninferno fast vollständig zerstört worden.
Die Lage in Kanada scheint sich nicht zu bessern. Verkehrsminister Omar Alghabra warnte: «Nach ein paar entspannteren Tagen wird es diese Woche wieder heisser.» Als Vorsichtsmassnahme wurden die Zugverbindungen eingestellt. Denn aufgrund ihrer unkontrollierten Funken sind Züge eine häufige Ursache für Waldbrände.
Niedrigere Temperaturen im Südwesten der USA vorhergesagt
Im Südwesten der USA erwarten Meteorologen ab Dienstag wieder etwas kühlere Temperaturen. Wie Julie Malingowski, eine Meteorologin vom Nationalen Wetterdienst, der «New York Times» sagte, wird der für Dienstag bis Samstag vorhergesagte «trockenheitslindernde Regen» für eine Pause von der Extremhitze sorgen. Doch laut Malingowski ist das Extremwetter noch längst nicht ausgestanden – Hitzewellen seien für den Rest des Sommers zu erwarten.
Forscher warnen vor heisseren, häufiger und früher auftretenden Hitzewellen. Laut einer Studie der Forschungsgruppe World Weather Attribution (WWA) wäre die Hitzewelle in den USA und in Kanada ohne den Klimawandel «praktisch unmöglich» gewesen. «Es gibt absolut keinen Zweifel, dass der Klimawandel hier eine entscheidende Rolle gespielt hat», sagte die Klimaforscherin Friederike Otto von der Universität Oxford letzte Woche bei einer Pressekonferenz. Die durch Treibhausgase verursachte Erderwärmung habe die Hitzewelle in den USA mindestens 150-mal wahrscheinlicher gemacht.
AFP/SDA/lif
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