Finanzkrise: Welche Bänkler zittern müssen – und welche nicht
Die Finanzkrise mottet weiter und trübt die Chancen des Bankpersonals. Doch längst nicht alle sind betroffen. Was brauchen Schweizer Bankangestellte, um auch künftig gefragt zu sein?
Eigentlich scheint die Sache klar: Die Finanzkrise ist noch lange nicht überwunden, die Stimmung bei den Banken bleibt düster (dies bestätigte soeben eine Umfrage der ETH-Konjunkturforschungsstelle), und die Jobs werden rarer in der Geldbranche. Die UBS baut in der Schweiz 1500 Stellen ab, die CS streicht 1000 Arbeitsplätze, wenn auch vor allem in London und New York. Seit die Finanzkrise vor gut einem Jahr ausbrach, verschwanden bei den globalen Grossbanken über 90000 Arbeitsplätze.
Kurz: Die Situation der Bankangestellten war schon besser.
Harte Kahlschlag-Aktionen mit mehreren tausend Entlassungen blieben in der Schweiz zwar bislang aus. Doch der Arbeitsmarkt verengt sich: Wird eine Stelle frei, warten die Banken derzeit ab - und setzen die Position möglichst on hold. Peter Odermatt von der Kader-Beratungsfirma Corinthe bemerkt, dass sich die Branche immer noch konsolidiert: In den nächsten Monaten sei wohl wenig zu holen auf dem Stellenmarkt.
Jetzt angesagt: Risikomanagement
«Der Höhepunkt des Stellenbooms ist überschritten», sagt auch der Personalberater Philip Jung: Es dauere immer länger, gute Leute zu platzieren. Allerdings dürfte das ein kurzfristiges Problem sein, sagen diverse Experten: Grundsätzlich wirkt der Jobmarkt für Bankangestellte immer noch gesund. «Wir glauben nicht, dass es in nächster Zeit weniger Stellen gibt», sagt Thomas Sutter von der Bankiervereinigung: «Spezialisten und gutausgebildete Topleute bleiben Mangelware.»
Doch dabei findet eine Auswahl statt: Gefragt sind Bänkler, die sich im Kundenkontakt bewährt haben und speziell fürs Private Banking gute Beziehungen mitbringen. Zunehmend gefragt sind Experten, die etwas von Risk Management, Controlling und Überwachung verstehen (eine direkte Folge der Fehler, die zur Finanzkrise geführt haben). Gefragt ist auch Flexibilität (was viele reisefreudige Mitarbeiter aus Deutschland zu interessanten Job-Konkurrenten macht). Und zunehmend gefragt sind Spezialisten mit klarem Erfahrungsprofil. «Wenn einer sagt, er sei Generalist, kann er es meist vergessen», sagt Peter Jung: «Heute wollen die Banken ein ganz spezifisches Stellenprofil besetzt haben und nicht mehr lange ausprobieren.»
So meldet auch UBS-Sprecher Andreas Kern: «UBS sucht weiterhin hoch qualifizierte Fachkräfte, insbesondere Kundenberater und Spezialisten wie IT-Fachleute.» Und weiter: «Obschon im Middle- und Backoffice-Bereich momentan eine Konsolidierung stattfindet, suchen wir hier weiterhin Mitarbeitende mit Spezialisierungen.»
Vierhundert neue Jobs im Retailbanking
Auf die Schattenseite geraten die Angestellten im Backoffice und die Leute in Stabs- und Zentralstellen. «Wenn ein Unternehmen versucht, mit Arbeitsplätzen zu jonglieren, dann hier», sagt Bank-Personalexperte Odermatt. Gemeint sind die Jobs fern der Kunden, die sich am ehesten in Länder wie Indien oder die Slowakei auslagern lassen.
Verschiebungen werden auch zwischen den Bereichen absehbar: In der Vermögensverwaltung und auch im Schweizer Retailgeschäft werden wohl bald schon wieder kräftig Leute gesucht; derweil ist das Investmentbanking «nicht mehr sehr sexy», wie es ein Bank-Personalmann fomuliert. So dass sich - trotz der Schrecken der Finanzkrise - für die Schweizer Bankbranche ein sehr gemischtes Bild ergibt: Zwar stehen die Grossbanken derzeit auf die Job-Bremse - aber andere stürzen in die Lücke. Die Zürcher Kantonalbank hat heute gemeldet, dass sie in den nächsten Jahren rund 250 neue Stellen schaffen will - in der Kundenberatung und Kundenbetreuung. Und die Raiffeisen-Gruppe, um ein anderes Beispiel zu nennen, hat innert eines Jahres 420 Vollstellen geschaffen.
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