Feuerprobe für die Islamisten
Bei den ersten Präsidentenwahlen nach dem Sturz von Hosni Mubarak greifen heute die jahrelang verfolgten Muslimbrüder in Ägypten nach der Macht. Doch ihr verstossener Bruder Abu al-Futuh könnte ihnen in die Quere kommen.

Angenommen, Ägypten schafft es trotz Strassenkampf und Tränengas, trotz Putschangst und Paranoia. Angenommen, Ägypten wählt morgen und übermorgen tatsächlich den ersten Präsidenten nach dreissig Jahren Herrschaft von Hosni Mubarak und einem schwindelerregenden Jahr des Übergangs – dann ist es nicht ausgeschlossen, dass er so aussehen könnte wie Abdel Moneim Abu al-Futuh: gross, nein, stattlich, im hellen Anzug, mit blütenweissem Scheitel und Dreitagebart. Der Kandidat präsentiert sich seinen Wählern in der klassischen Optik der Muslimbrüder, und dass ihn die Organisation nach Jahrzehnten aufopferungsvoller Mitgliedschaft ausgerechnet wegen seiner Kandidatur hinausgeworfen hat, ist nur eines der verrückten Details in diesem Wahlkampf.