Fenchel – ein Gemüse als Medizin
Fenchel ist gesund – ein Grund, warum viele erblassen und den Mund verschliessen. Die mediterrane Gemüsepflanze schmeckt tatsächlich eigenwillig. Das schätzten schon die Römer.

Zwischen Tür und Angel, zwischen Frühstück und Apéro tauschen wir uns über Gemüse aus, das wir ohne weitere Worte spülen könnten. Kohlrabi, sage ich. Bei der blossen Vorstellung, wie dieses gedämpfte Übel im Mund meine Geschmackspapillen verätzt, zieht sich meine Speiseröhre auf der ganzen Länge zusammen wie Kupferrohr im Schmelzofen.
Genau so, erwidert der Kollege. Genau so ergehe es ihm mit Fenchel, und das blanke Entsetzen steht ihm im Gesicht.
Fenchel? Wie kann er nur. Hat er je ausprobiert, welche Frische sich im Gaumen ausbreitet, wenn man ein paar Stücke rohen Fenchel kaut? Er hat gekaut, lange und in jener Ausgiebigkeit, die sich in hoffnungslosen Lagen einstellt, wenn alle Fluchtwege blockiert sind. Er hat gekaut, bis ihm die Sinne schwanden, und er bereut es heute noch.
Fenchel ist ein Gemüse mit Charakter – wie Kohlrabi, zugegeben, wie noch zahlreiche weitere Vegetabilien, deren Duftnoten abschrecken oder anziehen, aber nie langweilen. Ein typisches Verehrt- oder-verhasst-Gemüse.
Gegen Blähung bei Schwangerschaft
In Europa steht Italien, seit Römerzeiten Hüterin des unverfälschten Geschmacks, begeistert zum Fenchel. Auf Sizilien wird wilder Fenchel, der keine Verdickung aufweist, haufenweise verzehrt. In China und Indien kennt man diese Schirmblütlerpflanze (aus dem Stängel stehen dünnere Stängelchen ab wie bei einem Regenschirm, die viele kleine, gelbe Blüten tragen) seit Ewigkeiten.
Fenchel duftet und schmeckt nicht nur apart, er ist ausgesprochen gesund und wird seit eh und je als Arzneipflanze verwendet. Auf seine Wirkung gegen Blähungen zählen werdende und junge Mütter, vor allem dank Tee aus Fenchelsamen: Sie enthalten im Vergleich zur restlichen Pflanze am meisten der ätherischen Öle Anethol und Fenchon, gut 2 Prozent.
Als Gemüsepflanze ist der Fenchel in der Schweiz noch relativ neu, er ist ein mediterranes Gewächs, das freilich auch hier im Frühling gesät und im Herbst geerntet wird (nicht erst seit der Klimaerwärmung) – trotzdem, richtig kennt man ihn erst seit etwa 30, 40 Jahren. Zu seiner Verbreitung dürften mit Sicherheit italienische Migranten beigetragen haben.
Es gibt drei Typen, den wilden, eher bitteren Fenchel, den süssen (beide frei von Auswachsungen) und den Gemüsefenchel mit dem Knollen, der keiner ist, sondern die Ausbuchtung verdickter Blätter. Da hat sich nicht einfach ein Klumpen breitgemacht, da hat sich ein Blatt behutsam übers andere gelegt, sich ein bisschen aufgeblasen, aber grade noch im Rahmen, so-dass eine weitere Schicht sich sanft darüberschmiegen kann.
Essbar ist die ganze Pflanze. Wurzel, Stängel, Blätter, Samen (etwas grösser als Kümmel). Form und Geschmack heben dieses Gemüse ab von den meisten Nahrungsmitteln. Fenchel schafft mit seiner zwiebelartigen Struktur und seinem feinen, nicht allzu süssen Anis-Aroma ein Gefühl von Leichtigkeit und Eleganz, im Gegensatz etwa zur Kartoffel, die eine richtige Knolle ist, oder zu Kohl, der stinkt und nicht duftet.
Würze für den Wolfbarsch
In der Provence legt man gerne getrocknete Fenchelblätter unter den Grill und auf die Stäbe einen Fisch. Gart man einen Wolfsbarsch in der Salzkruste, braucht man keine Gewürze – ein paar Fenchelblätter, die man in den Bauch des Fisches steckt, reichen völlig aus, um dem Fleisch eine besondere Note zu geben. Die Knolle kann man roh oder gegart, gratiniert, gekocht oder gebraten essen, aufgeschnitten oder am Stück. Roh schmeckt Fenchel allerdings am besten, angereichert höchstens mit ein paar Tropfen Öl (es muss nicht immer Olivenöl sein, Traubenkern-, Raps- oder Mandelöl passt ebenfalls); eine ideale Mariage à trois bilden roher Fenchel, Orangen- und Apfelschnitze.
Und nicht zu vergessen: Seit alters her gilt Fenchel wie auch andere Pflanzen mit kräftigen Düften als Mittel gegen böse Kräfte. Diese müssen nicht nur Hexen sein, auch moderne Dämonen lassen sich vom Fenchel verscheuchen. Zum Beispiel Fettleibigkeit: Fenchel enthält einerseits viel Ballast, bindet aber auch Fett bereits im Darm – bevor es sich dem Körper einverleiben kann.
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