Feieralarm!
Helene Fischer gab im Hallenstadion das erste von fünf Konzerten in Zürich. Es war die perfekte Leistungsschau.
Wenn es Helene Fischer nicht gäbe, man müsste sie erfinden. Eine Frau, so perfekt, so makellos, so kräftig, so tanzfreudig, so energiegeladen, so voller Elan. Und doch normal. Sie singt vom Leben, von der Liebe, von der «Achterbahn der Gefühle», die sie durchlebt. Davon, dass sie manchmal bis mittags schläft und mit zerrissenen Jeans um die Häuser zieht. Davon, dass sie das Navi mal Navi sein lässt und einfach mal dort abbiegt, wo das Leben tobt. Oder davon, dass sie es manchmal nicht verdient, von ihrem langjährigen Partner, dem Schlagersänger Florian Silbereisen, geliebt zu werden.
«Lieb mich dann» heisst dieses Lied von ihrem aktuellen Album mit dem treffenden Titel «Helene Fischer», an dem sie erstmals selber mitgeschrieben hat – auch das kann sie also –, und sie singt es am Dienstag bei ihrem ersten von fünf Zürcher Konzerten, auf einer schwebenden Plattform in der Mitte des ausverkauften Hallenstadions, ganz nah und doch unerreichbar weit weg für ihre Fans.
Balladen und Elektro-Schlager
Dass sie die Liebe, von der sie ständig singt, nicht verdient, kann man sich an diesem Abend nicht vorstellen. Da ist nur Fleiss, Eleganz und ganz viel Nächstenliebe. Immer wenn sie gerade fast Übermenschliches geleistet und ihre gigantische Show, angereichert von zig Artisten des Cirque du Soleil und den verschiedensten Bühneneffekten, um einen neuen Höhepunkt ergänzt hat, richtet sie sich danach ganz direkt an ihr Publikum. «Ihr Lieben», sagt sie dann. «Ihr Lieben, so schön, dass ihr gekommen seid.» Wahrscheinlich sagt sie rund 200-mal an diesem Abend «Ihr Lieben». Sie wird es in den nächsten Tagen noch 800-mal sagen. Weitere beeindruckende Zahlen: Elf Jahre dauert ihre Karriere jetzt schon. In dieser Zeit hat sie bereits über sieben Millionen Alben verkauft. Geschätzte 100 Millionen Menschen können den Refrain ihres Hits «Atemlos» auswendig.
Helene Fischer ist die perfekte Dienstleisterin, ihr Programm im Hallenstadion umfasst fast dreissig Songs. «Ich bin heut Abend nur für euch da, versprochen!», ruft sie dem Publikum zu. Die Halle ist ausverkauft, Menschen allen Alters hängen ihr an den Lippen, Gruppen von jungen Mädchen singen genauso mit wie Rentner, erfreuen sich an ihrer Fitness, an Fischers gestähltem Körper. Und das fast drei Stunden lang. Andere wären nach einer Stunde erschöpft, Helene Fischer ist dann erst warm.
Den Grossteil des Konzerts machen Schlager aus, die mit Effekten aus der elektronischen Musik gespickt sind. Dazu ein paar Balladen oder peitschender Eurodance mit hohen Synthie-Akkorden. Musik, die einem signalisiert: Jetzt gehts gleich ab. Kurz vor dem grossen Finale, das natürlich aus einer langen Version ihres Hits «Atemlos» besteht, dreht sie voll auf, verwandelt für den Remix ihrer aktuellen Single «Achterbahn» das Hallenstadion «in den grössten Club der Stadt». Musikalisch ist für einen Moment kein Unterschied zum Feieralarm-Electro von Deichkind oder Skrillex auszumachen. «Das war Wahnsinn! Habt ihr das gespürt?», fragt sie, als sie ihre Fitnessshow danach kurz unterbricht.
Menschliche Bühnenbilder
Wer die Musik nicht mag, kann sich ob den verschiedenen Outfits und der Akrobatik ergötzen. Kann sehen, wie die Artisten des Cirque du Soleil – «ich habe extra die schönsten Körper der ganzen Welt zusammengesucht», sagt sie scherzend – sich an Tauen bis zur Hallendecke hochziehen, durch die Lüfte schwingen, wieder fallen lassen, Helene miteinbeziehen, sich zu menschlichen Bühnenbildern zusammenfinden.
«Wir kommunizieren, dass 50'000 Menschen Helene Fischer in Zürich sehen werden», wiederholte der Medienverantwortliche des Veranstalters dreimal bei der Ausgabe des Tickets. Vereinzelte Karten für zwischen 131 und 166 Franken sind aktuell noch erhältlich. Mehr Schweiss und mehr Entschlossenheit hat man dafür selten gesehen. Es ist, was man erwartet: eine perfekte Show. Und mit einem hat Helene Fischer sicher recht, was sie an diesem Abend sagt: Eine solche Show, inklusive einarmige Liegestützen, sieht man sonst nur in Las Vegas.
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