Roger Federer hat Angst vor Pferden und räkelt sich in Sporthosen auf einem Tierfell, im 4000-Dollar-Veston und mit Aussi-Open-Pokal. Das mag eine seltsame Aneinanderreihung von Informationen sein, doch genau das erfährt der Leser des amerikanischen Herrenmagazins «Gentlemen's Quarterly» (GQ). Nun, der Reihe nach.
Kürzlich hat Roger Federer die Auszeichnung «GQ's Most Stylish Man» verliehen bekommen und sich gegen Mannsbilder wie Kanye West und Ryan Gosling durchgesetzt. Also reiste ein GQ-Journalist in die Schweizer Berge und besuchte den nach GQ-Standards trefflich formharmonisch gekleideten Tennisspieler im Ferienhaus in Valbella. Einem Ort, in dem Federer nach Eigenaussage die Normalität leben kann.
Nun, aus dem Besuch entstand ein Artikel, viele Fotos (das Tierfell) und ein Video (mit einem schönen Chlapf). Wem der ausführliche Text zu ausführlich ist, dem sei er hier zusammengefasst. Wir lernen darin Folgendes:
Wandern ist Federers Hobby (sein einziges)
Federer lacht laut (sehr laut)
Federer sitzt für das Fotoshooting in einem älteren Mercedes (nicht seiner)
Die knallharte Recherche zeigt, der Mercedes mit Zuger Autonummer gehört einem Zuger, der Mitglied des Mercedes-Benz SL-Club Schweiz ist (ob auch Federer dabei ist, erschliesst sich nicht)
Der GQ-Autor dachte ob Federers Gelassenheit erst, er sei «stoned» (war er nicht)
Federer hat Angst vor Pferden («Wer nicht?»)
Federer schlägt Gästen Raclette zum Essen vor (mal Pause mit Klammerbemerkungen)
Federer mag Unpünktlichkeit nicht
Federer mag dafür Kunst (sie kann ihm aber auch Kopfschmerzen bereiten)
Federer liebt Filme
Federer kann Leute nicht verstehen, die während Filmen einschlafen
Am Vorabend des Australian-Open-Finals hat er mit seiner Familie den Film «Lion» geschaut (und geheult)
Und: Federer mag «La La Land» (aber nicht das Ende)
Denn: Federer bevorzugt Happy Ends
Federer reserviert wie alle anderen Platz und Stunden in Schweizer Tenniszentren selbst
Mirka ist sein Fels
Seine Mutter sagt zu Hause vor dem TV vor jedem Aufschlag: «Schlag ein Ass»
Federer schreibt gerne Dankeskärtchen
Seine grosse Leidenschaft für das Tennis kam erst, als er die Top 10 erreichte
Federer hat ein fotografisches Gedächtnis seiner Spiele, er kann sich Punkt für Punkt an die Ballwechsel erinnern
Federer kann sich vorstellen, einmal Trainer zu sein (oder Tenniskommentator)
Federer ist wählerisch (sagt der GQ-Autor) und ein liebevoller Depp (sagt auch der GQ-Autor)
Fazit: Federer ist sehr normal. Da wären noch zwei Sachen.
Erstens, die Geschichte mit dem Kind – die ist wirklich gut: Federer fährt in seinem Mercedes durch Valbella, als ein Knabe die Strasse überquert (aber nicht auf dem Fussgängerstreifen). Federer muss abrupt abbremsen, wird zornig. Der Bub weicht einen Schritt zurück und wirkt ebenfalls zornig. Der GQ-Autor sagt: «Der wird jetzt nach Hause gehen und auf Twitter schreiben, er sei fast von Roger Federer überfahren worden.» Federer beginnt zu lachen (was sonst) und fügt an: «Dann gehe ich auf Twitter und schreibe, der Junge hätte den Fussgängerstreifen nehmen sollen.»
Zweitens, die Kleider. Federer lässt sich ablichten in verschiedenen Posen in verschiedenen Gewändern. Er stemmt dabei Gewichte, flaniert über Terrassen, putzt seine Zähne (muss ein Fimmel von ihm sein, macht er bereits in der Sunrise-Werbung).
Zärtlich den Pokal im Arm
Und da wären wir wieder beim Rumlümmeln auf dem Pelz. Hui – ein Adonis in Tennissocken, ein Gemälde von einem Bild (Federer mag ja Kunst). Da fläzt also Federer auf abgezogenem Tierfell mit Sportjacket (4995 Dollar), Shorts (350 Dollar) und Pullover (995 Dollar), den Pokal (unbezahlbar) nah bei sich.

Sein Blick schweift in die Ferne und sagt der Trophäe (wenn er denn sprechen könnte): «Dir kann nichts passieren in meinen Armen.» Mit Verlaub, das Bild provoziert Fragen: Gibt das nicht Fingerabdrücke? Ist das bei Federer zu Hause oder im Hotel (wird im Artikel nicht aufgelöst)? Ist der Pelz echt? Nerz? Fuchs? Wolf? Bisam? Nutria? Felle implizieren doch immer etwas Kälte, doch Federer trägt darauf kurze Hosen (und Schuhe!) – fiese Inszenierung.
Je mehr man die Bilder und den bemüht gekleideten Federer betrachtet und innerlich Dollarpreise addiert, umso mehr entschwebt dieser der Normalität. Ach, das macht Kopfweh.
Anmerkung: Dank Leserzuschriften wissen wir, der Ort der Aufnahmen ist nicht Federers Haus in Valbella, sondern eine der 2 kubischen Villen in St. Moritz zwischen Via Arona und Via dal Bagn.
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Federer inside – und die Geschichte mit dem Buben in Valbella
Der Schweizer ziert nun also die GQ-Front. Die Bilderstory dazu: ein gestylter Tennisstar und viel Privates, das wir über Federer nicht wissen (müssten).