Favres Luft wird dünner
Vor einem Jahr gefeiert, jetzt im Abstiegskampf: Nizza ist im Elend und Lucien Favre vor einem Déjà-vu.

Es gab vor der Partie gegen PSG einen Hoffnungsschimmer für Lucien Favres Nizza. Neymar, der Starspieler des Dominators aus Paris, war nach seiner Unbeherrschtheit aus der Vorwoche gesperrt. Liegt eine Überraschung drin, nach vier sieglosen Partien und drei Niederlagen in Serie? Die Frage war nach 31 Minuten geklärt – zweimal bereitete Di Maria vor, zweimal verwertete Cavani: 2:0. PSG ist viel mehr als nur Neymar. Und Nizza nur noch ein Schatten dessen, was es vor einem Jahr war.
Spott von den Medien
«Einfach, so einfach...» titelte «Le Parisien» nach dem lockeren 3:0 gegen Nizza, immerhin der letzte Gegner, der PSG bezwingen konnte. Doch nichts ist mehr so, wie es damals, bei diesem 3:1 Ende April 2017 war. Der Pariser Katzenjammer hat in eine Situation gewandelt, in der das Team von Unai Emery «keinen Gegner in der Liga hat», wie «Le Parisien» bemerkt, und Lucien Favres Nizza stolpert durch die Ligue 1 – wenig ist noch zu sehen von diesem aggressiven Pressing der Vorsaison, diesem spielerischen Glanz, der Unbekümmertheit des Aussenseiters. Ernüchtert stellte Favre nach Spielschluss fest: «Wir haben grosse Probleme bei der Balleroberung.»
Dies belegen auch die Zahlen: Die Niederlage in Paris war die vierte hintereinander – allein im Oktober verlor der OGC so viele Partien wie in der kompletten Saison 2016/17, die mit einem dritten Platz endete. Vor genau einem Jahr noch mit sechs Punkten Vorsprung auf Monaco und PSG Tabellenführer, steht Nizza aktuell auf dem 16. Rang. Mit zehn Punkten und total bereits sieben Niederlagen trennt Favre und sein Team nur ein Tor von einem Barrageplatz.
Fehlendes Selbstvertrauen
Dabei will der Schweizer Coach die Doppelbelastung mit dem Europacup nicht als Entschuldigung gelten lassen. Vielmehr sei es mittlerweile ein mentales Problem: «Uns fehlt das Selbstvertrauen, und wir kassieren zu früh die Gegentore.» Im Prinzenpark brauchte Cavani keine drei Minuten, um mit seinem ersten Treffer des Abends Nizza noch tiefer ins Elend zu stürzen. Dabei stellte Favre extra auf eine Dreierkette in der Abwehr um. «Uns fehlt die defensive Balance, das wollte ich damit ausgleichen», erklärte der 59-Jährige.
Damit wiederholt sich für Favre die Geschichte. Bereits in Berlin und Gladbach feierte er zu Beginn unerwartete Erfolge, ehe die Ernüchterung einsetzte – und er flüchtete. Allerdings warnte er bereits vor der Saison: «Wir haben nicht mehr das gleiche Team wie vor einigen Monaten. Es braucht Geduld.» Mit Younès Belhanda, Dalbert, Valentin Eysseric und Ricardo Pereira verliessen gleich vier Teamstützen Nizza, dazu kommt, dass Mittelfeldregisseur Jean Michaël Seri weiterhin dem gescheiterten Transfer zu Barça nachtrauert.
Deshalb erinnerte Favre tief in der Pariser Nacht nochmals daran, was längst offensichtlich scheint: «Es funktionieren einige Dinge nicht so gut. Das könnte eine sehr komplizierte Saison werden.»
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