Favre zähmt die Bestie und lässt Nizza träumen
3:1 gegen den Topfavoriten aus Paris – das kleine Nizza greift nach den Sternen. Frankreich schwärmt von Lucien Favre. Und von Mario Balotelli.
Glücksgefühle an der Côte d'Azur: Nach dem 3:1 gegen das Starensemble Paris St-Germain träumt OGC Nizza weiterhin von der direkten Champions-League-Teilnahme. Drei Runden vor Schluss liegt die Mannschaft von Lucien Favre nur noch drei Punkte hinter den Parisern zurück – jedoch spricht das Torverhältnis gegen sie. Trotzdem findet Torhüter Yoan Cardinale: «Eine schwierige, aber lösbare Aufgabe.»
Und das Lokalblatt «Nice Matin» feiert den Husarenstreich des Provinzclubs gegen die Hauptstädter gar überschwänglich: «Wie Champions!»
Der Hauptgrund für die Euphorie in Südfrankreich hat einen Namen: Lucien Favre. «Le Figaro» schwärmt in höchsten Tönen, wie diszipliniert dieses Nizza unter dem Westschweizer Trainer auftrete. Die Zeitung schreibt: «Das zieht sich seit Saisonbeginn durch, doch in der grossen Affiche gegen PSG war es besonders bemerkenswert anzusehen.»
Erinnerungen an Gladbach
Lohn dafür ist, dass Nizza schon seit geraumer Zeit fix als Teilnehmer in der Champions-League-Qualifikation feststeht und somit ohnehin gute Chancen auf die Premiere in der Königsklasse hat – sofern es sich nicht gar doch noch direkt qualifiziert. Was für eine Bilanz für Favre: Hertha Berlin hatte er einst in die Europa League, dann Mönchengladbach in die Champions League geführt. Und nun könnte es ihm auch mit Nizza wieder gelingen. «Was für ein Genie», nannte ihn einer auf Twitter.
Die Meisterleistung des 59-Jährigen ist vor allem, dass die erwähnte Disziplin auch einen Spieler mit einschliesst, der bislang nicht unbedingt den Ruf hatte, besonders diszipliniert zu sein: Mario Balotelli. Gegen PSG traf der Italiener erneut, es war sein 14. Saisontor. Tatsächlich scheint Favre die Bestie gezähmt zu haben. «Le Figaro» schreibt: «Er ist ein Leader im Angriff und ein wahrer Patron.» So gut wie derzeit war der exzentrische Stürmer selten.
Balotelli war gar so gut aufgelegt, dass er es sich leistete, mit dem Ball am Fuss Gegenspieler Thomas Meunier so lange zu narren, bis dessen Teamkollege Blaise Matuidi herbeieilte und Balotelli einfach über den Haufen rannte. Warum sich Meunier über den Freistosspfiff aufregte, blieb sein eigenes Rätsel.
Nein: Es war nicht der Abend von Paris St-Germain. Nach der Niederlage an der Riviera beträgt der Rückstand auf Tabellenführer Monaco drei Punkte, und dass sich von hinten nun wieder der kleine Rivale aus Nizza nähert, nervt. «Würden wir am Ende nur Dritter werden, wäre das für uns katastrophal», sagte Verteidiger Thiago Silva.
Sogar Lucien Favre, ansonsten die Zurückhaltung in Person, konnte sich einen Seitenhieb nicht verkneifen. «Wir haben ein Team besiegt, das ein 560-Millionen-Budget aufweist. Wir dagegen sind bei 42 Millionen Euro», sagte er süffisant.
Cavani rempelt Favre an
Und die Pariser erwiesen sich zuletzt als schlechte Verlierer. In der Nachspielzeit wurden Thiago Motta (Tätlichkeit) und Ángel Di María (grobes Foul) vom Platz gestellt, zudem leistete sich Stürmer Edinson Cavani einen Rempler gegen Favre. Und der katarische PSG-Präsident Nasser Al-Khelaïfi erteilte der Liga einen Ratschlag. «Wenn die Ligue 1 Fortschritte machen will, muss sie die Schiedsrichter verbessern», sagte er.
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