«Fasnacht ist mehr als Lärm machen»
Diana Bevilacqua über ihre Erfahrungen und Erlebnisse aus 17 Jahren Kinderfasnacht.

Diana Bevilacqua beginnt ohne Umschweife von den Erlebnissen zu erzählen, die sich während 17 Jahren in ihrer Funktion als Moderatorin angesammelt haben. Da wäre die Geschichte zweier Buben aus dem Waisenhaus, bei der ihr auch heute noch fast die Tränen kommen.
Als sie die Kinder fragt, wieso sie keine Kostüme und Plaketten hätten, erklären sie, dass sie aus dem Waisenhaus seien und sich nichts sehnlicher wünschten, als an der Fasnacht mit Kostüm und Plakette dabei zu sein. Sie könnten sich das aber nicht leisten. Gerührt startet die Moderatorin kurzerhand einen Spendenaufruf. Und obwohl es damals weder Facebook, Twitter noch Instagram gibt, hat sie nur einen Tag später über 40 Kostüme beisammen, mit denen die Waisenkinder an die Fasnacht gehen können.
In einer anderen Geschichte atmet eine Mutter dankbar auf, nachdem sie ihren Sohn im Getümmel verloren hat. Zwei Frauen erklären Bevilacqua, dass er seine Mutter vermisse. Dank einem Aufruf im Fernsehen und einem Telefonat kann die Mutter wenig später ihren Jungen erleichtert in den Arm nehmen.
«Mich fasziniert besonders die Ehrlichkeit der Kinder», sagt Bevilacqua. Dass diese aber nicht nur angenehme Seiten hat, erfährt ein Vater, als sein Sohn vor laufender Kamera gefragt wird, mit wem er da sei. «Mama ist zu Hause, ich bin mit Papa und seiner Freundin da, aber Mama darf es nicht wissen», antwortet das Kind, ohne sich bewusst zu sein, was es da anrichtet.
Nach ihrer kaufmännischen Lehre fängt Bevilacqua 1996 bei der Abteilung für internationales Marketing der Ciba AG an. Wegen ihrer Tierliebe, Bevilacqua ist Botschafterin des Tierschutzes beider Basel, gibt sie ein Interview für TeleBasel und wird vom Regionalsender kurzerhand engagiert. Zunächst arbeitet sie dort nur ehrenamtlich, schliesslich aber bleibt sie 16 Jahre beim Lokalsender. Auch wenn sie in der Zwischenzeit zur Rehab Basel wechselt, bleibt sie dem Sender treu. Noch immer moderiert sie das Gesundheitsmagazin Diagnose.
«Ein absoluter Knaller»
Im Jahr 2000 ist sie mit TeleBasel über der Brasserie Baselstab, hoch über dem Marktplatz, in der ersten Ausgabe der Fasnachtslounge. Die Personalvermittlungsfirma, die damals in den Räumen eingemietet war, hat diese TeleBasel für die Fasnachtstage freundlicherweise überlassen, weil an ein konzentriertes Arbeiten ohnehin nicht zu denken war.
Als sie ihren Blick über den Marktplatz schweifen lässt, wird Bevilacqua auf die vielen Kinder aufmerksam und kommt auf die Idee, sie zu ihren Fasnachtserlebnissen zu interviewen. Was folgt, ist eine Erfolgsgeschichte sondergleichen. Der Fasnachtsdienstag ist seither auf Telebasel «ein absoluter Knaller». Bevilacqua: «Die Rückmeldungen waren bereits nach der ersten, spontanen Sendung über die Kinderfasnacht gewaltig. Da war für mich klar, dass wir das weiterführen müssen.» Mittlerweile ist die Kinderfasnacht zu einem Fixpunkt geworden und aus dem Fasnachtsprogramm am Dienstag kaum mehr wegzudenken.
«In meinen 40 Jahren habe ich noch keine Fasnacht verpasst. Basel ohne Fasnacht könnte ich mir gar nicht vorstellen», sagt die bekennende Lokalpatriotin. «Fasnacht ist mehr als nur Lärm machen. Sie lässt Freundschaften entstehen und beeindruckt durch das unglaubliche Engagement, das die aktiven Fasnächtler Jahr für Jahr aufbringen. Wenn man diese Kraft auch für andere Bereiche nutzen könnte, wäre die Welt ein besserer Ort.»
Gutes und Schlechtes
Im Laufe ihrer Jahre an der Fasnacht nimmt sie einige Veränderungen wahr. So hätten sich die Pfeifer und Tambouren in den letzten Jahren qualitativ deutlich verbessert und die Cliquen bewiesen bei der Wahl der Sujets immer mehr den Mut, auch schwierige Themen aufzugreifen.
Ganz anders ist die Situation gemäss Bevilacqua aber bei den Schnitzelbänken. Durch die sozialen Medien seien sie einem völlig neuartigen Konkurrenzdruck und Qualitätsanspruch ausgesetzt, denn: «Jeder will der schönste und beste sein.»
Weniger erfreut zeigt sich die Moderatorin über die Entwicklung der Zuschauer am Strassenrand, die «zunehmend undankbarer, ignoranter und frecher» werden. Sie würden den Aktiven nicht aus dem Weg gehen und drängten sich in die vordersten Zuschauerreihen, obwohl sie keine Plakette tragen.
Die viel beschworenen Nachwuchssorgen teilt Bevilacqua nicht. Denn mit der Initiative «Erste Lektion» auf dem Barfi habe man ein geeignetes Mittel gefunden, um den Nachwuchs für das fasnächtliche Musizieren zu begeistern. Bei der Veranstaltung können Kinder in der Woche nach der Fasnacht das Pfeifen und Trommeln ausprobieren und so herausfinden, ob sie daran Gefallen finden.
Bevilacqua ist überzeugt: «Die 18. Kinderfasnacht auf Telebasel wird mindestens so erfolgreich sein wie die anderen Ausgaben vor ihr».
TeleBasel überträgt die 18. Kinderfasnacht am Dienstag live von 14.00–16.30 Uhr.
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