Familie erhebt Anspruch auf den Matisse
Das Porträt einer sitzenden Frau sei dem berühmten jüdischen Kunsthändler Paul Rosenberg einst aus seiner Wohnung gestohlen worden. Das sagen seine Nachfahren, die Restitution fordern.
Die Familie eines verstorbenen Pariser Kunsthändlers erhebt Anspruch auf eines der Gemälde aus dem hochkarätigen Kunstfund in München.
Ein Porträt von Henri Matisse von einer sitzenden Frau sei eines der mehr als 1400 in einer Münchner Wohnung entdeckten Kunstwerke und sei dem Kunsthändler Paul Rosenberg von den Nazis gestohlen worden, sagte der Anwalt von dessen Nachfahren, Chris Marinello. Er werde eine entsprechende Forderung auf Restitution schriftlich an die zuständigen Behörden übermitteln.
Die Staatsanwaltschaft in Augsburg hatte am Dienstag den Fund der Hunderten hochkarätigen Werke von Künstlern wie Matisse, Chagall und Picasso bekanntgegeben, die Gemälde bleiben aber unter Verschluss. Die Werke wurden 2012 in der Wohnung von Cornelius Gurlitt gefunden, dem Sohn eines ehemals für die Nazis tätigen Kunsthändlers.
Paul Rosenberg galt weltweit als einer der wichtigsten Förderer moderner Kunst im 20. Jahrhundert - 1940 musste er vor den Nazis aus Paris fliehen und seine berühmte Sammlung zurücklassen. Rosenbergs Enkelin Anne Sinclair, die langjährige Ehefrau von Ex-IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn, verdankt einen Grossteil ihres Vermögens ihrem kunstliebenden Grossvater.
Die Galerie von Paul Rosenberg (1881-1959) befand sich lange in der Rue La Boétie, 21 in Paris - so lautet auch der französische Titel des Buchs, das die Starjournalistin Sinclair und heutige Chefin der französischen «Huffington Post» ihrem Grossvater im Jahr 2012 widmete. Rosenbergs enge Verbindungen zu Künstlern wie Pablo Picasso, Georges Braque oder Henri Matisse brachten ihm Exklusivrechte als Kunsthändler und eine einzigartige Privatsammlung ein.
Als Sohn eines Pariser Antiquitätenhändlers hatte Rosenberg seine erste Galerie im Jahr 1911 in Paris eröffnet, dann in den 1930er Jahren eine weitere in London, bevor er 1940 vor den Nazis nach New York floh, wo Anne Sinclair geboren wurde. Schon früh begeisterte sich Rosenberg für die expressionistische Kunst, während er zugleich weiter Impressionisten an das bürgerliche Publikum verkaufte.
Vor seiner Flucht aus Frankreich versuchte Rosenberg, seine rund 400 Kunstwerke in Sicherheit zu bringen. Doch die Nazis konnten einen grossen Teil der Gemälde beschlagnahmen, die in Frankreich geblieben waren. Einige dieser Kunstwerke wurden in den vergangenen Jahren gefunden und der Familie zurückgegeben. Mehr als 60 Werke aus seinem Besitz gelten Medienberichten zufolge noch als verschollen.
Als er 1959 starb, hinterliess Paul Rosenberg zwei Erben: seinen Sohn Alexandre, der seine Galerie in New York weitergeführt hatte und 1987 verstarb, sowie seine Tochter Micheline - die Mutter von Anne Sinclair, die vor fünf Jahren ebenfalls verstarb.
SDA
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