Medienkonferenz zu ÖffnungsschrittenBundesrat lockert Corona-Massnahmen stärker als vorgeschlagen
Gesundheitsminister Alain Berset stellte die neusten Beschlüsse zu den Corona-Massnahmen vor. Sie gelten bereits ab Samstag. Der Überblick.
Das Wichtigste in Kürze
Der Bundesrat hat einen weiteren Öffnungsschritt beschlossen.
Die geltenden Massnahmen gegen das Coronavirus werden stark reduziert und vereinfacht.
Die Lockerungen gehen weiter als vor zwei Wochen vorgeschlagen.
Wer sich im Freien aufhält, muss ab kommendem Samstag keine Maske mehr tragen.
Das gilt auch für kulturelle und sportliche Aktivitäten.
Im Büro und in höheren Schulklassen wird die Maskenpflicht ebenfalls aufgehoben.
Die Homeoffice-Pflicht fällt.
Das war die letzte Frage. Die Medienkonferenz ist zu Ende. Wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
Lesen Sie hier den Kommentar von Mario Stäuble zum Bundesratsentscheid
Das Gremium kann auf diese Frage, die den Rahmen dieser MK sprengt, nicht konkret antworten. Aber Berset ergreift trotzdem das Wort: «Die Pandemie ist noch nicht vorbei, viele Länder haben noch keinen Zugang zu Impfstoffen, das Virus wird weiter kursieren.» All dies werde eine grosse Rolle spielen bei der Entwicklung der Situation.
Mathys sagt, dass man von den News in Israel auch aufgeschreckt sei. «Wir checken das aber gründlich ab. Wir arbeiten das auf und ziehen dann die notwendigen Schlüsse für die Schweiz.»
Berset dazu: «Die Mutationen sehen wir weniger besorgniserregend.» Logisch sei aber auch, dass man nach einer gewissen Zeit neue Impfungen brauchen werde. Schwierig sei auch abzuschätzen, wie sich das Virus bei den Ungeimpften ausbreiten werde. Er sei kein Hellseher.
Berset erklärt, dass in einem solchen Fall die Regel für Veranstaltungen in Innenräumen gelte. Ohne Zertifikat sei die Obergrenze 250 Personen, mit Zertifikat gebe es keine Einschränkung.
Mathys: «Es ist nicht eine Aufforderung, dass nun alle Kinder ab 12 geimpft werden sollen. Es muss weiterhin eine Abwägung sein.» Und er ergänzt: Es stimme nicht, dass die WHO von einem Impfen bei Kindern abrate.
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Gerber vom BAG erklärt: Der Schutz der Impfung sei ja von 6 auf 12 Monate verlängert (bei Genesenen gelten 6 Monate). Gerber meint, dass es reiche, einmal die App zu öffnen, damit dieses Update angezeigt werde.
Patrick Mathys ergänzt: «Testzertifikate nach einem PCR-Test sind 72 Stunden lang gültig, Antigen-Tests 48 Stunden. Genesene müssen zum Zeitpunkt der Erkrankung einen PCR-Test gemacht haben, um ein Zertifikat zu erhalten.»
Berset antwortet: «Das sollte kein Problem sein». Es müssten lediglich in den Innenräumen die Kontaktdaten der Beteiligten erfasst werden.
Der Freiburger ergänzt, dass dies nun der fünfte Öffnungsschritt seit Jahresbeginn sei.
Gerber: «Wir sind noch in dieser Vorphase. Die EU-Verordnung betreffend Anerkennung des Covid-19-Zertifikats tritt erst am 1. Juli in Kraft.»
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«Mit Bezug auf Hochzeitveranstaltungen könnte der Tanz zulässig sein. Man muss hier auch mit einem gewissen Pragmatismus agieren», erklärt Gerber.
Gerber vom BAG sagt: An Tanzveranstaltungen dürfen nur Personen teilnehmen, die ein Zertifikat haben. Ohne ist es immer noch verboten.
Berset erklärt: «Unsere Entscheide müssen im Einklang mit den Realitäten im Terrain sein. Wir sehen eine gedämpfte Entwicklung der Pandemie, das erlaubt gewisse Öffnungen.» Aber zum Beispiel Massenveranstaltungen ohne Zertifikat werde es sicherheitshalber nicht geben im kommenden Monat.

Michael Gerber vom BAG sagt: «In Innenräumen ist zwar die Maskenpflicht aufgehoben, die Kontaktdatenerhebung wird aber beibehalten.»
Berset zum Punkt, dass die das Covid-Zertifikat von der EU noch nicht anerkannt werde. «Alles hängt vom Rhythmus ab, den andere Länder haben. Die Entwicklung wird schnell vorangehen, aber nicht alle Nationen werden am 1. Juli so ein Zertifikat haben.» Man soll es aufs Handy laden, empfiehlt er. «Aber es ist wichtig, dass man es auf Papier dabei hat.»
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Bersets Replik: «Es bleibt für die Schulen weiterhin wichtig. Es ist nicht ausgeschlossen, dass man später im Jahr wieder vermehrt auf Testungen zurückkommen wird.»
Nach Bersets Ausführungen sind die Medienleute mit ihren Fragen dran. Warum Einschränkungen im privaten Bereich? Berset antwortet: «Wir sprechen hier von Treffen in den eigenen vier Wänden. Die Anzahl der Personen ist bereits sehr hoch.» Die Einschränkungen in diesem Bereich seien im Vergleich zu anderen Bereichen weniger schwerwiegend.
Die Einreise in die Schweiz werde erleichtert, sagt der Freiburger weiter. Einreisende aus dem Schengen-Raum müssten nicht mehr in Quarantäne. Eine Testpflicht bestehe nur noch für mit dem Flugzeug einreisende Personen, die nicht geimpft und nicht genesen seien. Die Kontaktdaten würden künftig noch bei der Einreise mit dem Flugzeug verlangt.
Berset äussert sich zum Bildungswesen. Neu gebe es keine Einschränkung der Anzahl Personen mehr im Unterricht. An Mittel- und Berufsschulen werde die Maskenpflicht gelockert. Klar, könne man auch hier sagen, dass jetzt die Ferien beginnen. Aber dennoch sei es ein Schritt, den man jetzt vollziehen könne.
«Alle diese Schritte sind mutig. Aber wir dürfen nicht übermütig werden. Wir sind aber noch nicht in der Normalisierungsphase angekommen, sondern in der Stabilisierungsphase.» Berset sagt noch: «Alle, die möchten, sollen sich impfen lassen können.»
Berset weiter: Die Homeoffice-Pflicht wird aufgehoben. Auch für Betriebe, die nicht regelmässig testen. Anfang Juli ist natürlich eine andere Situation, weil die Sommerferien beginnen.» Das helfe, eine angenehme Situation zu haben. «Die Maskenpflicht wird aufgehoben, die Arbeitgeber müssen nun entscheiden, wo eine Maske getragen werden muss.»
Bisher seien 2 Millionen Covid-Zertifikate ausgestellt worden, sagt der SP-Bundesrat. Diese logistische Übung sei ziemlich umfangreich. Schliesslich müssten diese Zertifikate auch eine Kontrolle haben.
fal/cpm/sda
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