Ex-Chef von Vivendi steht vor Gericht
Einer der prominentesten französischen Manager soll in seiner Zeit beim Medienkonzern die Bilanz manipuliert haben. Jetzt steht er in Paris vor Gericht.

Mit einem reuevollen Auftritt des ehemaligen Spitzenmanagers Jean-Marie Messier hat in Paris der Prozess gegen die einstige Führungsriege des Medienkonzerns Vivendi begonnen. Messier werden Bilanzmanipulationen und Anlegertäuschung vorgeworfen. «Einige Entscheidungen, die von mir – und von uns gemeinsam – getroffen wurden, waren letztendlich nicht die besten», räumte der einstige Star der französischen Wirtschaft am Mittwoch ein. Bei einem Schuldspruch drohen ihm bis zu fünf Jahre Haft und eine Geldstrafe bis 350'000 Euro.
Messier stieg zur Manager-Legende auf, weil er von 1996 bis 2002 den Wasserversorger Compagnie Générale des Eaux durch Milliardenzukäufe in Vivendi verwandelte, einen Global Player der Medienbranche. Sein spektakulärster Coup war 2000 die Fusion mit den Universal-Studios. Doch nach dem Platzen der Spekulationsblase an den Börsen musste der hoch verschuldete Konzern Milliardenwerte abschreiben und geriet an den Rand der Zahlungsunfähigkeit. Messier musste gehen.
Messier gibt Fehler zu
«J2M», wie Jean-Marie Messier in Frankreich genannt wird, gab sich vor Gericht zerknirscht. «Haben wir strategische Fehler gemacht? Ja, ganz klar», sagte der 53-Jährige. Er habe bei seinen Zukäufen die technischen Herausforderungen bei der Entwicklung der neuen Medien nicht vorausgesehen. Zugleich betonte Messer aber, er habe stets nach bestem Wissen und Gewissen versucht, den Interessen des Konzerns zu dienen.
Als Messier 2002 auf Druck des Aufsichtsrates zurücktrat, hinterliess er einen Schuldenberg in Höhe von 35 Milliarden Euro. Um dem Bankrott zu entgehen, musste der Konzern einen Teil seiner Aktivitäten verkaufen, darunter die Film- und Unterhaltungssparte der Universal-Studios.
Verurteilung der Börsenaufsicht
Wegen Bilanzmanipulationen im Jahr 2001 stand Vivendi bereits in New York vor Gericht. Das Bezirksgericht in Manhattan sah es im Januar als erwiesen an, dass der Medienkonzern die Aktionäre über seine desolate Finanzlage belogen hatte. Messier konnte allerdings keine persönliche Verantwortung nachgewiesen werden. In Frankreich tritt Vivendi auch als Kläger auf. Messier wurde bereits von der französischen Börsenaufsicht AMF zu einer Geldstrafe von einer Milliarde Euro verurteilt. Die Strafe wurde später vom Berufungsgericht auf 500'000 Euro halbiert.
ddp/oku
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch