Europaweite Razzia gegen «Werwolf»-Zelle
Sechs Neonazis sollen die Gründung eines rechtsextremen Kommandos geplant haben. In Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz werden Räume durchsucht. Einer der Anführer soll der Schweizer Sebastian N. sein.

Fahnder des deutschen Bundeskriminalamts und Antiterrorspezialisten aus den Niederlanden und der Schweiz haben eine gross angelegte Razzia gegen eine international agierende Neonazi-Gruppierung gestartet. In der Schweiz wurden Gefängniszellen von zwei Verdächtigen durchsucht – darunter jene des Schweizers Sebastian N. Festgenommen wurde aber bisher niemand. Bei der Razzia wurden zahlreiche Beweismittel – vor allem Datenträger – sichergestellt.
Ziel der rechtsextremistischen Vereinigung soll es gewesen sein, das «politische System der Bundesrepublik Deutschland zu beseitigen», so die deutsche Bundesanwaltschaft. Es bestehe der Verdacht, dass die Beschuldigten zu diesem Zweck terroristische Gewalttaten ausüben wollten. Als Vorbild soll ihnen die sogenannte Werwolf-Taktik der Nazis im Zweiten Weltkrieg gedient haben, die kurz vor dem Zusammenbruch des NS-Regimes Guerillaeinheiten in den Kampf schicken wollten.
Schiesserei im Niederdorf
In Deutschland sind unter der Leitung der Bundesanwaltschaft an dem Einsatz rund 50 Polizisten des Bundeskriminalamts und der Landeskriminalämter Hamburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern beteiligt. Die Durchsuchungen in den Niederlanden und der Schweiz werden im Wege der Rechtshilfe von den dortigen Behörden vorgenommen.
Dem Kommando sollen insgesamt sechs Neonazis und eine unbekannte Zahl von Komplizen angehören. Als Führungsfiguren des Terrornetzwerks beschuldigt die deutsche Bundesanwaltschaft nach Informationen des «Spiegels» die Schweizer Rechtsextremisten Robert S. und Sebastien N. Letzterer soll Anfang Mai 2012 in Zürich während eines Streits auf einen 26-jährigen Mann geschossen haben.Das Opfer wurde schwer verletzt. Danach flüchtete er vom Niederdorf nach Hamburg, wo er nach kurzer Flucht verhaftet wurde. In seinem Gepäck hatte er eine geladene Pistole. Im Juli 2012 wurde er dann schliesslich an die Schweiz ausgeliefert.
Neben der Gefängniszelle von N. wurden heute bei der Razzia auch der Haftraum seines ebenfalls in der Schweiz inhaftierten Gesinnungsgenossen Roberto K. und die Wohnung von Robert S. durchsucht.
Eigenes Codierungsprogramm
In Deutschland wurden Wohnungen in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern durchsucht. Niederländische Ermittler durchsuchten die Wohnung eines 29-Jährigen in der Nähe von Rotterdam.
Gemäss dem «Spiegel» werden die Hauptbeschuldigten vor allem durch Zeugenaussagen belastet. Die Ermittlungen gegen sie gestalteten sich jedoch schwierig, da sie ihre elektronische Kommunikation offenbar mithilfe eines eigens entwickelten Codierungsprogramms verschlüsselt hatten.
Mit Material der Agentur SDA
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