Europa eifert Thomas Minder nach
Die EU kopiert die Abzockerinitiative von Thomas Minder und strebt nach mehr Aktionärsrechten bei Managergehältern. Brüssel will aber noch weitere Kreise in die Pflicht nehmen.

Nachdem in der Schweiz vor einem Jahr die Abzockerinitiative angenommen wurde, geht nun auch die EU in diese Richtung: Aktionäre von börsenkotierten Unternehmen sollen nach dem Willen der EU-Kommission mehr Rechte bei der Festlegung von Managergehältern bekommen. EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier legte am Mittwoch Vorschläge vor, mit denen er das «kurzfristige Gewinnstreben» in den Chefetagen gelisteter Firmen eindämmen will.
Die rund 10'000 gelisteten Unternehmen in der EU sollen künftig ausführliche und vergleichbare Informationen darüber veröffentlichen, wie sie ihre Chefetage bezahlen. Die Aktionäre sollen über die Kriterien für die Vergütung alle drei Jahre abstimmen.
Entgegen der Befürchtung mancher Konzerne sollen aber keine festen Grössenangaben enthalten sein, wie sich das Gehalt eines Mitglieds der Konzernleitung von dem eines Vollzeitbeschäftigen unterscheidet. Eine Deckelung von Managergehältern auf EU-Ebene sei nicht geplant, unterstrich die Kommission.
Weniger verbindlich als Abzockerinitiative
Barniers Pläne billigen den Aktionären zudem das Recht zu, jährlich über den Vergütungsbericht der Geschäftsleitung abzustimmen. Es soll aber den Mitgliedsländern überlassen sein, darüber zu entscheiden, was im Falle einer Ablehnung geschieht. Institutionelle Investoren und Vermögensverwalter sollen zudem ihre Gründe für ihre Investmentstrategien darlegen.
Aktionärsberater wiederum müssen deutlicher machen, wie sie zu ihren Empfehlungen kommen. Firmen wie ISS, Glass Lewis & Co oder Hermes beraten grosse Investoren wie Fonds, wie sie sich bei Abstimmungen in Hauptversammlungen – etwa zu Übernahmen, Aufsichtsratswahlen oder Gehaltsfragen – verhalten sollen.
Entscheidung dürfte nicht so rasch fallen
EU-Kommissar Barnier zeigte sich zuversichtlich, dass Aktionäre durch die Regelungen ermuntert würden, sich stärker in den Unternehmen zu engagieren, in die sie ihr Geld steckten.
Bis die Vorschläge Barniers in die Tat umgesetzt werden, dürfte noch einige Zeit vergehen, denn nach den Europawahlen im Mai werden EU-Kommission und EU-Parlament wohl erst gegen Ende des Jahres wieder voll arbeitsfähig sein.
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