Kommentar zu Europa und RusslandEU-Chefdiplomat blamiert sich in Moskau
Der Aussenbeauftragte Josep Borrell verkörperte beim Besuch in Moskau Europas Ohnmacht auf der Weltbühne. Wie will die EU auf das politische Urteil gegen den Oppositionellen Alexei Nawalny reagieren?

Der EU-Chefdiplomat Josep Borrell wäre wohl besser doch nicht nach Moskau gefahren. Oder der Spanier hätte sich besser wappnen und mit einer klaren Botschaft in die russische Hauptstadt reisen müssen. Seine Kritik am politischen Urteil gegen den Oppositionellen Alexei Nawalny ging jedenfalls unter. So wurde der Besuch für Europas Chefdiplomaten zur Blamage und für Gastgeber Sergei Lawrow zum Propagandaerfolg.
Die EU sei ein unzuverlässiger Partner, und Europas Regierende verbreiteten überhaupt Lügen über den angeblichen Giftanschlag auf Nawalny, spottete der russische Aussenminister. Josep Borrell war wohl zu höflich, um zu protestieren. Beim Auftritt vor den Medien spielten Fragesteller vom russischen Propagandasender Sputnik dem Gastgeber die Bälle zu. So gibt es politische Prozesse nicht etwa in Russland, aber dafür zum Beispiel in Litauen. Und Lawrow referierte über Polizeigewalt in Italien, während in Russland nicht einmal Wasserwerfer gegen Protestierende eingesetzt würden.