Sozialer Treffpunkt nimmt HürdeEskalation in Bettingen abgewendet – Dorfladen und Bistro auf Kurs
Wird doch alles gut in Bettingen? Die Bevölkerung stellt sich jedenfalls hinter den entstehenden Dorfladen mit Bistro und spricht dem Gemeinderat nach drohendem Eklat das Vertrauen aus.

Eigentlich wollte Gemeinderätin Eva Biland am Dienstag vor der versammelten Gemeinde den Betreiber des neuen Bettinger Dorfladens mitsamt Bistro präsentieren. Immerhin sollte das neue Angebot ab Sommer zum Herzstück des Dorflebens werden, ein sozialer Treffpunkt schwebten Gemeinderat und Bevölkerung vor. Nur hat sich ebendieser Betreiber Anfang April von seinem Vorhaben zurückgezogen, ein Absprung trotz unterzeichneten Mietvertrags.
Die Ereignisse, die dieser Rückzug in Gang setzte, liessen auf der Klaviatur der demokratischen Mittel praktisch keine Tonfolge aus. Eine ausserordentliche Gemeindeversammlung wurde gefordert, ja gar eine Entmachtung des Gemeinderats. Der zog den Regierungsrat bei und dieser wiederum das Basler Appellationsgericht, das vergangene Woche schliesslich Recht sprach.
An der nun also ordentlichen Gemeindeversammlung von Dienstagabend, notabene geführt von einem Gemeinderat mit vollen Befugnissen, kulminierten nun diese Ereignisse. Weil das Bistro nämlich nicht kostendeckend betrieben werden könne, hatten 70 Bettingerinnen und Bettinger unter Federführung Peter Hablützels, des grössten Kritikers des Projekts, eine ganze Batterie an Anträgen formuliert.
Begleitkommission knapp abgelehnt
Diese zielten allerdings nicht etwa darauf ab, dem Gemeinderat eins auszuwischen oder dem Projekt per se den Boden zu entziehen. Ihnen ging es darum, einen Marschhalt einzulegen, zusammenzusitzen und zu fragen, was die Einwohnerschaft wirklich wolle, kurzum: noch einmal über die Bücher zu gehen. Ihre Forderung nach Sistierung des Ausschreibungsverfahrens und des bewilligten Kredits über 905'000 Franken hätte allerdings einem unzulässigen Rückkommen entsprochen.
Darum blieb lediglich ihr Antrag auf Einsetzung einer Begleitkommission, der allerdings um Haaresbreite scheiterte. Bettingen will ganz offensichtlich den eingeschlagenen Weg mit dem Dorfladen und angehängtem Bistro als Treffpunkt weiter beschreiten. Das unterstreicht auch die Gewährung eines Nachtragkredits über 195'000 Franken, womit der Projektumfang nunmehr bei 1,1 Millionen Franken liegt.
Alles gut also in Bettingen? Gemeinderätin Eva Biland führt jedenfalls in diesen Tagen Gespräche mit jenen sieben Interessenten, die sich um die Pacht des Laden-Bistro-Hybriden beworben haben. Sie ist überzeugt, dass sich darunter der optimale Betreiber tummelt. An der Herausforderung, dieses Ladencafé kostendeckend zu betreiben, ändert das allerdings wenig.
Neue Bauregeln auf der St. Chrischona
Jede Menge ändert sich dafür auf der Chrischona: Es entstehen Wohnungen, mehrere Gebäude bedürfen einer Sanierung – und aus der einstigen Rehaklinik etwa wurde ein Rochadehaus, das derzeit ein Blindenheim beherbergt und über kurz oder lang zu einem Pflegeheim für Demenzerkrankte werden soll. Das alles führt dazu, dass die Angst umgeht in Bettingen.
Die Angst davor, dass da oben ohne Rücksicht auf Ortsbild- und Landschaftsschutz neu- und umgebaut würde; dass aus Diakonissen-Mutterhaus und Campus über kurz oder lang betriebswirtschaftlich genutzte Renditeobjekte würden. Um das im Keim zu ersticken, stellte eine Gruppe von 90 Unterzeichnenden zwei Anträge, die beide mit deutlichem Mehr angenommen wurden.
Der eine beschränkt die Kompetenz des Gemeinderats, die ihm erlaubte, Ausnahmen des Bebauungsplans zu bewilligen, der andere sieht vor, dass Bauten künftig ausschliesslich für den Eigenbedarf, nicht aber aus Gründen kommerzieller Immobilienentwicklung erstellt werden dürfen. Besonders Letztgenanntes wird das Dorf wohl noch lange beschäftigen.
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