«Es wäre überheblich von der Efta, sich jetzt anzubieten»
Das britische Ja zum Brexit hat auch die Ministerkonferenz der Europäischen Freihandelsassoziation dominiert. Die EFTA-Vertreter diskutierten mögliche Folgen des Entscheids.

Die Efta-Vertreter diskutierten nach den jüngsten Entwicklungen in der Europäischen Union mögliche Folgen des Entscheids der britischen Bevölkerung. Die Agenda der zweitägigen Ministerkonferenz sei deshalb kurzfristig angepasst worden, sagte Bundespräsident Johann Schneider-Ammann vor den Medien in Bern. Die Efta-Parlamentarier hätten den Wunsch geäussert, dass die Efta das Thema Brexit und mögliche Folgen daraus für die Handelsorganisation «aktiv» angehe.
Damit sei nicht gemeint, dass die Efta Grossbritannien demnächst zur Rückkehr in die «Efta-Familie» einladen werde, stellte der Bundespräsident klar. Zuerst müsse Grossbritannien mit der EU über die genauen Modalitäten eines Austritt verhandeln. Während dieser Zeit werde es keine Veränderung geben in den Handelsbeziehungen zwischen der Efta und Grossbritannien – und so lange seien auch entsprechende Diskussionen «nicht angebracht».
Keine Überheblichkeit
«Es wäre überheblich von der Efta, sich jetzt Grossbritannien anzubieten», sagte Schneider-Ammann. Für die Frage, ab wann eine solche Diskussion opportun sei, sei es noch zu früh. Dass ein möglicher Beitritt des wirtschaftlichen Schwergewichts Grossbritanniens die Efta grundlegend verändern würde und ein solcher Gedanke attraktiv sei, stritt er nicht ab. Die Priorität sei jedoch vorerst eine andere.
«Wir müssen sicherstellen, dass keine Rechtsunsicherheit entsteht», sagte der Bundespräsident. Der geltende Vertrag zwischen dem Königreich und der Efta werde erst an dem Tag aufgelöst, an dem Grossbritannien die EU verlasse. An diesem Tag müsse die Efta einen neuen Vertrag bereit liegen haben, um sich den Marktzugang zu einem ihrer wichtigsten Handelspartner weiter sichern zu können.
Die Briten waren Gründungsmitglied
Die Efta wurde 1960 unter der Federführung Grossbritanniens gegründet. Die Freihandelsorganisation diente anfänglich als Gegenpol zur politisch geprägten Europäischen Gemeinschaft (EG), in der Grossbritannien nicht Mitglied war.
Nach der Gründung des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) verlor die Efta stark an Bedeutung. Seit 1995 gehören der Organisation nur noch die Schweiz, Island, Liechtenstein und Norwegen an.
Nach dem britischen Ja zum Austritt aus der EU ist allerdings ein Wiedereintritt Grossbritanniens als Option wieder im Gespräch. Das Königreich muss seine Beziehungen zur EU von Grund auf neu regeln, ohne den für das Land vitalen Zugang zum EU-Binnenmarkt zu verlieren. Als mögliche Alternative zur EU-Mitgliedschaft rückt in diesem Kontext auch ein Efta-Beitritt in den Fokus.
Medikamente und Uhren
Durch die Diskussionen um Grossbritannien geriet am Montag ein zentraler Programmpunkt etwas in den Hintergrund: Die Unterzeichnung eines Freihandelsabkommen zwischen der Efta und Georgien.
Der Kaukasus-Staat war durch Premierminister Giorgi Kwirikaschwili vertreten, der vom Bundespräsidenten mit militärischen Ehren am Flughafen Belp empfangen wurde. Die Unterzeichnungszeremonie mit Regierungsvertretern der Schweiz, Norwegens, Islands und Liechtensteins fand anschliessend im Berner Kursaal statt.
Aus den Efta-Staaten bezieht Georgien nach Angaben der Handelsförderungsagentur «Switzerland Global Enterprise» vor allem pharmazeutische Produkte und Uhren.
Die Schweiz importierte 2015 laut dem Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) vor allem Textilien und Bekleidung (38 Prozent) und exportierte pharmazeutische Produkte (52 Prozent), Uhrmacherwaren (11 Prozent) sowie optische und medizinische Instrumente (7 Prozent).
Wenig Handel
Gemäss der schweizerischen Aussenhandelsstatistik belief sich das bilaterale Handelsvolumen 2015 allerdings auf bescheidene 39 Millionen Franken.
Die Handelsbeziehungen bewegten sich auf tiefem Niveau, schreibt auch das EDA in einer Medienmitteilung über die bilateralen Gespräche, die der Bundespräsident am Montag mit dem georgischen Premierminister führte. Mit Blick auf das Freihandelsabkommen drückten beide die Hoffnung aus, dass sich das ändern werde.
In einem weiteren Schritt nahmen die Efta-Vertreter offiziell Freihandelsverhandlungen mit Ecuador auf. Ecuador war unter anderem durch Aussenhandelsminister Juan Carlos Cassinelli vertreten, wie das Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) mitteilte.
SDA/fal
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch