Playoff-Start der Basler HandballerEs spricht nicht viel für den RTV Basel
Der RTV Basel trifft im Playoff-Viertelfinal auf Qualifikationssieger Pfadi Winterthur. Dabei gehen die Realturner als krasse Aussenseiter in die Begegnung mit den Zürchern.

Zugegeben, in der am Donnerstag in Winterthur beginnenden Playoff-Viertelfinalserie zwischen Pfadi Winterthur und dem RTV Basel spricht sportlich nicht viel für die Realturner (19.30 Uhr, handballtv.ch live). Da wäre zum einen die Tatsache, dass die Basler zuletzt in der Qualifikation neun Spiele in Serie verloren haben. Darunter waren auch zwei Niederlagen gegen GC Amicitia Zürich, ein Team, das nun im Playout um den Klassenerhalt in der höchsten Schweizer Liga kämpft.
Zum anderen sprechen auch die Zahlen klar für Winterthur. Die bisherigen drei Saisonduelle hat der Qualifikationssieger aus Zürich allesamt klar für sich entschieden. Zudem hat Pfadi weniger Zeitstrafen (87 zu 109) kassiert, fast 200 Tore mehr erzielt und knapp 100 Treffer weniger erhalten als die Basler, die sich als Achter der Qualifikation mit einem Punkt Vorsprung auf einen Playout-Platz gerade so für die Runde der letzten Acht qualifizieren konnten. RTV-Vizepräsident Tom Ryhiner ergänzt: «Winterthur verfügt über ein breiteres Kader mit vielen Nationalspielern mit Playoff-Erfahrung.»
Wer also auf ein Basler Out in drei Spielen wettet, dürfte wohl einen sicheren Gewinn einfahren. Ryhiner hält allerdings dagegen, indem er sagt: «Aber wer darauf tippt, dass wir sie in einem Spiel ärgern können, ist sicher auch nicht ganz verkehrt.»
Ein würdiger Abschluss
Doch ein Weiterkommen im Playoff wäre für die Realturner ohnehin nur eine Zugabe. Denn das Saisonziel haben die Schwarzweissen mit der Qualifikation für die Playoffs bereits erreicht. Entsprechend sagt Ryhiner: «Die Freude über den geglückten Ligaerhalt überwiegt selbst den Ärger über die neun Niederlagen in Serie. Denn dadurch können wir bereits die neue Saison in der höchsten Liga planen.» Die neue RTV-Vereinsführung hat damit ihr erstes Ziel auf dem noch langen Weg zu einem nationalen Handball-Spitzenclub erreicht.
Ein wichtiger Bestandteil dieses Erfolges ist der scheidende RTV Trainer Darijo Bagaric. «Darijo hat viel Herzblut in den RTV gesteckt. Er arbeitet zurzeit sogar mit unserem neuen Trainer zusammen und bereitet einen geordneten Übergang vor», sagt Ryhiner. Entsprechend möchte Club und Mannschaft ihm gern einen würdigen Abgang schenken. Und dafür in den Spielen gegen Pfadi Winterthur einen guten Eindruck hinterlassen und den Qualifikationssieger möglichst lange ärgern. Sich aber plötzlich die Halbfinalqualifikation zum Ziel nehmen, wäre für die Realturner vermessen.
Kampflos wollen sich die Realturner trotzdem nicht geschlagen geben. Und es gibt durchaus Gründe, die für den RTV sprechen. So hat Winterthur einige angeschlagene Schlüsselspieler. Beispielsweise konnten Cédrie Tynowski und Roman Sidorovicz zuletzt wegen Verletzungen nicht zur Schweizer Nationalmannschaft reisen.
Ein spezieller Boden
Ein weiterer Basler Hoffnungsschimmer ist die Gewissheit, dass sie mit Aleksander Spende den zweitbesten Werfer der Liga in ihren Reihen wissen. Der Slowene spielt eine herausragende Saison, hat in 27 Spielen 197 Tore geschossen. Mit seiner Unterstützung konnte der RTV in dieser Spielzeit auch vermeintlich übermächtige Gegner ärgern. Ausserdem dürfen die Realturner beim Heimspiel in einer Woche auch erstmals wieder auf die Unterstützung der Fans zählen. 50 Sponsoren und Vereinsmitglieder dürfen beim zweiten Spiel der Viertelfinalserie ihre Farben anfeuern. Weil dieser Vergleich zudem ein TV-Spiel (siehe Box) ist, verwandelt der RTV den Rankhof in eine Handballhalle. Dafür wird ein Boden mit ausschliesslich Handballlinien verlegt. Solche Umstände haben schon einige Underdogs beflügelt.

Der Vorteil eines Aussenseiters ist weiter, dass der Druck beim Gegner liegt. Während der RTV befreit aufspielen kann, wäre alles andere als ein 3:0-Sieg für Winterthur eine Enttäuschung. Dazu kommt, dass die Basler wissen, wie man Favoriten im Playoff ein Bein stellt. 2019 gewannen die Realturner sensationell das erste Playoff-Spiel gegen die favorisierten Kadetten Schaffhausen.
Damit sich ein solcher Coup wiederholt, muss für den RTV alles zusammenpassen. Ryhiner sagt: «An einem normalen Tag ist Winterthur sicher stärker. Wenn unsere Defensive aber einen guten Tag erwischt und uns ein paar einfache Tore gelingen, können wir eine Überraschung schaffen.»
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