«Es soll keine Verlierer geben»
Bei den heute beginnenden Leichtathletik-Europameisterschaften in Helsinki fehlen viele Stars. Dennoch macht es Sinn, dass der Anlass neu alle zwei Jahre stattfindet.

Der bekannteste Name unter den Abwesenden ist Jelena Isinbajewa. Die russische Stab-Weltrekordhalterin und zweifache Olympiasiegerin wird zwar für eine Presseveranstaltung in der finnischen Hauptstadt erscheinen, starten wird sie allerdings nicht – wie sechs ihrer Landsleute, die im vergangenen Jahr in Daegu den WM-Titel gewonnen haben. Mit dem Briten David Greene (400 m Hürden), dem Polen Pawel Wojciechowski (Stab) und dem verletzten Deutschen Matthias de Zordo (Speer) fehlen drei weitere aktuelle Weltmeister. So sind nur vier WM-Goldmedaillengewinner von 2011 gemeldet.
Von den zwölf europäischen Weltjahresbesten in einer der 38 Einzeldisziplinen an diesen Titelkämpfen figurieren bloss sechs auf der Startliste. In 15 Disziplinen ist der Titelverteidiger angekündigt, unter ihnen Christophe Lemaitre, der vor zwei Jahren in Barcelona über 100 m, 200 m und mit der 4x100-m-Staffel triumphiert hat. Der Franzose, der über 100 m als erster Weisser unter zehn Sekunden (Bestzeit beträgt 9,92) geblieben ist, gehört auch weltweit zu den Topsprintern. Auf seiner Paradestrecke 200 m – in Südkorea gewann er WM-Bronze – wird er in Helsinki allerdings nicht an den Start gehen. Auch weitere Stars wie der norwegische Speerwerfer Andreas Thorkildsen oder der britische 5000-m-Weltmeister Mo Farah sind in Helsinki gemeldet.
Dennoch wäre es angesichts der oben genannten Fakten ein Einfaches zu sagen, dass die Einführung von Leichtathletik-Europameisterschaften in einem Olympia-Jahr eine Schnapsidee ist. Doch das wäre zu kurz gegriffen. Für Hansjörg Wirz, den Präsidenten des europäischen Verbandes (EAA), war es gar eine Notwendigkeit, «um auf unserem Kontinent mehr Athleten-Potenzial zu entwickeln. Wir brauchen sie jedes zweite Jahr».
Gemäss Wirz nehmen an Weltmeisterschaften 500 bis 700 Europäer weniger teil als an Europameisterschaften. In Helsinki sind 1342 Athletinnen und Athleten aus allen 50 Mitgliedsländern der EAA gemeldet. Das sind nur unwesentlich weniger als 2010, obwohl keine Marathon- und Geher-Wettkämpfe und somit fünf Disziplinen weniger ausgetragen werden. Eine der Hauptaufgaben sei es sicherzustellen, dass sich neue Generationen entwickeln. Ohne Erneuerung würde die Anzahl der Europäer auf Weltniveau noch kleiner werden. Das dürfe nicht passieren, sagt Wirz. «Ich glaube, dass wir es schaffen, dieses Niveau zu halten.»
Zusätzliche Investitionen in die EM
Beim Fernsehen stossen die Titelkämpfe in Helsinki trotz Fussball-EM auf reges Interesse. 38 TV-Sender werden insgesamt mindestens 1075 Stunden vom fünftägigen Anlass berichten, davon sind 957 Stunden Live-Übertragungen. Der Event ist auch in Asien, Afrika, Brasilien und Mexiko zu sehen. Damit wird mehr gezeigt als von Barcelona 2010. Wirz räumt allerdings ein, dass die EAA stark in diese zusätzliche Europameisterschaften investiert hat. «Wir beteiligen uns stärker an den Produktionskosten der Europäischen Broadcast Union und zahlen auch dem Veranstalter einen höheren Anteil an den Organisationskosten. Es soll keine Verlierer geben.»
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