Omikron vor dem Peak«Es ist für alle die schwierigste Situation in bald zwei Jahren Pandemie»
Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger und Erziehungsdirektor Conradin Cramer mahnen an einer gemeinsamen Medienkonferenz zur Vorsicht.

Die Omikron-Welle flacht zwar ab, die Ansteckungszahlen bleiben aber hoch. Ob der Peak der Welle erreicht sei, sei ebenso unklar, wie dass es in den Spitälern zu einer dramatischen Situation kommen könnte. «Das wird sich in den nächsten Wochen zeigen», sagte der Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger an einer gemeinsamen Medienkonferenz mit Erziehungsdirektor Conradin Cramer, dem designierten Kantonsarzt Simon Fuchs und dem Leiter des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes, Markus Ledergerber.
Noch nicht über den Berg
«Wir sind mitnichten über den Berg, sondern in einer Phase des hohen Drucks und der hohen Infektionsdynamik. Wir müssen jetzt durchs Nadelöhr», sagte Engelberger. Aktuell sei die Situation in den Intensivpflegestationen zwar angespannt, sie seien jedoch nicht überlastet. Engelberger: «Die Belastung vom letzten Jahr wird nicht erreicht.» Er schreibt dies der Impfung zu. So sind in Basel 71,5 Prozent doppelt geimpft und 43,7 Prozent geboostert. Dies sei mehr als im Schweizer Durchschnitt. Entwarnung gibt Engelberger aber nicht: «Die Lage ist trotzdem volatil. Man müsse vorsichtig bleiben.»
Laut Simon Fuchs, der seine Stelle als Kantonsarzt im März antritt, gelte es aber aufgrund der möglicherweise weiter steigenden und hoch bleibenden Infektionszahlen, medizinische Kompromisse einzugehen. Dies, um Wirtschaft und Gesellschaft am Laufen zu halten. Neben der allgemeinen vom Bund verordneten Verkürzung der Isolations- und Quarantänedauer gebe es nun für sogenannte systemrelevanten Betriebe bei Personalmangel zusätzliche Erleichterungen. Diese seien bewilligungspflichtig.

Schulen im Fokus der Pandemie
Die aktuell hohen Infektionszahlen wirkten sich besonders auf die Schulen aus, trotz der Maskentragpflicht ab der 1. Primarschulklasse und den obligatorischen Massentests. «Die Schulen stehen augenblicklich besonders im Fokus der Pandemie», sagte Erziehungsdirektor Cramer. Aktuell seien bis zu 15 Prozent der Klassenpooltests positiv. Täglich würden rund 3500 Schülerinnen und Schüler getestet. Bei den auf positive Klassenpools folgenden Einzeltests seien letzte Woche 778 Schülerinnen und Schüler positiv gewesen.
«Der Betrieb in den Schulen ist angespannt und kommt an eine Belastungsgrenze. Lehr- und Fachpersonen müssen ebenso Zusatzleistungen erbringen wie die Eltern und die Familie», betonte Cramer. «Es ist für alle die schwierigste Situation in zwei Jahren Pandemie. Mein Respekt gilt allen, welche die Schulen am Laufen halten.» Denn das sei das Ziel. Schliessungen, wie sie aktuell in Deutschland diskutiert werden, kämen nicht infrage.
«Es wäre vielleicht einfacher, aber es wäre der schlechtere Weg. Wir wissen, was Kinder bei Schulschliessungen verlieren. Wir wissen auch, was es für berufstätige Eltern bedeutet, die ihre Kinder tagsüber nicht betreuen können. Die Schule hat eine wesentliche Funktion als Ort der Normalität, der Bildung, aber auch der Betreuung», so Cramer. «Die Schulen zu schliessen, wäre die allerletzte Möglichkeit, wenn es gar nicht mehr anders geht.»
Vereinfachung der Tests
Allerdings sei eine Schliessung einzelner Schulen nicht auszuschliessen, sollten dort wegen Omikron zu viele Lehrpersonen ausfallen. Er hoffe nicht, dass dies nötig sein werde, so Cramer. «Ich getraue mich aber nicht, Prognosen abzugeben. Das wäre ein Blick in die Kristallkugel. Wir wissen nicht, ob die Fallzahlen weiter durch die Decke gehen oder ob wir ein Plateau erreicht haben», sagte der Erziehungsdirektor. Ein Anstieg der Fallzahlen in der Bevölkerung bedeute automatisch auch ein Anstieg der Infektionen an den Schulen. Dies hat sich laut Markus Ledergerber vom Kinder- und Jugendgesundheitsdienst in den letzten Tagen anhand der zunehmenden positiven Pooltests klar gezeigt.
Um die Pooltests zu vereinfachen und aufrechtzuerhalten, wolle man den Prozess nun vereinfachen. So strebe Basel-Stadt ein direktes «Depooling» an. Dabei wird ein Teil der Spucke zurückbehalten für Einzeltests, falls ein Klassenpool positiv ist. Bis die Umstellung vollzogen ist, dauert es allerdings noch Wochen. Bis dann dürfte die Omikron-Welle aber hoffentlich am Abflauen sein.
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