«Es gibt keine Sicherheit, dass es unter mir in Basel super wird»
Der designierte Theaterintendant Benedikt von Peter will aktiv und spartenübergreifend tätig sein.

BaZ: Herr von Peter, noch Ende Juni haben Sie in einem Interview mit der Luzerner Zeitung gesagt, es gebe keine offiziellen Anfragen. Zwei Monate später werden Sie als neuer Intendant in Basel vorgestellt. Was ist in der Zwischenzeit passiert?Benedikt von Peter: Ich habe damals von «offiziellen» Anfragen gesprochen. Natürlich gab es Anfragen, auch schon in meinem ersten Jahr in Luzern, aber eben nur hinter den Kulissen.
Der Knackpunkt Ihres Wechsel nach Basel waren offenbar die Verhandlungen in Luzern. Unter welchen Bedingungen hat man Sie jetzt ziehen lassen? Der Stiftungsrat in Luzern, der Verwaltungsrat in Basel und ich haben eine für alle akzeptable Lösung gefunden. Da ist uns etwas sehr Sinnvolles geglückt. Dies war ein längerer Prozess, bis wir damit an die Öffentlichkeit gehen konnten.
Wie gross ist die Enttäuschung in Luzern, dass Sie bereits nach vier Jahren schon wieder gehen? Erst einmal, ich gehe ja nicht nach vier Jahren! Auch die Spielzeit 2020/21 werde ich künstlerisch gestalten, präsentieren und in Massen meine intendantischen Aufgaben wahrnehmen. Wenn es in Luzern nicht geklappt hätte, würden die Reaktionen sicherlich ganz anders ausfallen. So ist eben unser Beruf. Es kann so gut laufen wie in Luzern, muss es aber nicht. Die Vorlauffristen von Intendanten sind zwei bis drei Jahre.
Wann beginnt denn die Arbeit für Sie hier in Basel? Die hat ja mit der Findungskommission bereits begonnen. Diese hat mich angefragt. Ich hätte mich zu diesem Zeitpunkt gar nicht beworben. Dann gab es die ersten Gespräche, und ich musste die Zahlen des Hauses studieren und ein Konzept einreichen. Ich habe mir schon viele Gedanken zum Theater Basel gemacht.
Und wird man Sie hier auch physisch bald schon öfters antreffen? Klar, das gehört dazu. In meinen ersten zwei Jahren in Luzern habe ich 180 Prozent gearbeitet. Ich bin mir deshalb bewusst, dass auch der Prozess in Basel streng werden wird.
Andreas Beck hinterlässt grosse Fussstapfen. Schreckt Sie das nicht ab? Die Ausgangssituation ist anders als in Luzern. Dort gab es einen grossen Erneuerungsbedarf. Klar muss ich hier mit dem Erfolg von Andreas Beck zurechtkommen. Und es gibt keine Sicherheit, dass es unter mir in Basel super wird. Aber es gibt bei mir extrem viel Lust, Dinge anders zu machen als Andreas.
Was zum Beispiel? Ich stehe für andere Theaterformen und bespiele die Häuser anders.
«Ich bin mir bewusst, dass auch der Prozess in Basel streng werden wird.»
In Luzern sind Sie aus dem Theater raus gegangen. Wollen Sie das auch in Basel machen? Es gehört zu meinem Grundverständnis, dass Theater auf Augenhöhe mit den Zuschauern gemacht wird und trotzdem nicht einfach ein Blockbuster abgespult wird. Wir sind angehalten, zeitgenössisches Theater zu machen, und das hat für mich viel mit der Raumtheaterform zu tun. Die Ansätze dazu in Luzern haben mich sehr geprägt, in Basel werden aber durch die Begegnung mit der Stadt, dem Theater und seinen Mitarbeitern auch ganz neue entstehen.
Sie kommen ursprünglich aus der freien Szene. Werden Sie in Basel mit Institutionen wie der Kaserne enger zusammen arbeiten als Ihr Vorgänger? Ich muss das noch besser in den Blick kriegen. In Luzern haben wir sehr viel kooperativ gemacht. Das war dort einer der Hauptstämme, auch weil in dieser Stadt alles nah beieinander ist. Hier ist das nicht ganz so. Aber erst einmal muss ich die Vertreter der freien Szene kennenlernen und herausfinden, wo die Synergien liegen. Kooperationen bringen nur dann etwas, wenn beide Seiten etwas davon haben.
Eine der Hauptaufgaben von Andreas Beck war, das Schauspiel wieder zur Blüte zu bringen. Sie kommen ursprünglich vom Musiktheater. Wie wichtig ist Ihnen das Schauspiel innerhalb des Drei-Sparten-Betriebs? Na ja, ich komme nicht nur aus dem Musiktheater. Immerhin habe ich jetzt acht Jahre an Dreispartenhäusern gearbeitet. Als Leiter in Luzern musste ich schauen, dass alle drei Sparten gleich stark sind. Mich interessiert das Mehrspartenhaus als Form sehr, und es war ein bewusster Entscheid von mir, dorthin zu gehen. Ich will in allen Bereichen aktiv und spartenübergreifend mitgestalten. Ich hoffe, dass dieses Entweder-oder endlich aufhört. Aber ich werde sicherlich alles daransetzen, um eine superstarke Persönlichkeit für das Schauspiel zu finden.
Eine tragende Säule des Theaters Basel ist seit Jahren der Ballettchef Richard Wherlock, der gestern gerade 60 Jahre alt geworden ist. Werden Sie mit ihm weiterarbeiten? Ich muss Herrn Wherlock erst mal kennenlernen. Aber ich gratuliere ihm zum 60. Geburtstag. Ich bin mir bewusst, dass er eine unglaubliche Basler Marke ist.
Die neuen Subventionsverhandlungen mit beiden Kantonen stehen an. Haben Sie die Zusicherung erhalten, dass Sie mit demselben Budget arbeiten können wie Ihr Vorgänger? Bevor die Unterschrift nicht trocken ist, ist nichts sicher. Aber es sieht gut aus. Sonst hätte ich auch nicht zugesagt.
Basel ist enttäuscht, dass Andreas Beck so schnell wieder geht. Luzern ist enttäuscht, dass Sie schon wieder gehen. Wie lange werden Sie in Basel bleiben? Ich habe für fünf Jahre unterschrieben. Das geschieht im Interesse von beiden Seiten. Und diese fünf Jahre werde ich auch bleiben.
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