«Es geht um Nächstenliebe. Denn wer soll hier vergeben?»
Nonnen nehmen die Komplizin von Kinderschänder Marc Dutroux im Kloster auf, was nicht nur Menschen in Belgien verärgert oder irritiert. Philosoph Otto Kallscheuer über Nächstenliebe, Vergebung und Reue.
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Marc Dutroux und Michelle Martin werden 1986 wegen Entführung und Missbrauch von fünf jungen Frauen zwischen zwölf und 19 Jahren verhaftet und zu 13,5 beziehungsweise fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Sechs Jahre später wird Dutroux begnadigt und freigelassen, obwohl seine Mutter dem Gefängnisdirektor in einem Brief davon abgeraten hat.
Reuters
Herr Kallscheuer, Michelle Martin wird in einem katholischen Kloster aufgenommen. Wie ist dieses Angebot der Ordensschwestern religiös zu interpretieren – als Vergebung? Ich vermute, es geht eher um Nächstenliebe. Denn wer soll hier vergeben? Die Opfer sind nicht mehr da, die Angehörigen wollen nicht vergeben. Die Ordensschwestern beten freilich einen Gott an, der für niemanden – auch für Mörder und Schächer nicht – die Chance zu einer Umkehr ausschliessen will.
