Amateurfussballer bangenEs droht der nächste Saisonabbruch
10’000 Aktivfussballer in der Region Basel dürfen seit Monaten keine Spiele austragen und nur mit Einschränkungen trainieren. Hoffnung, dass sich dies in den nächsten Wochen ändern wird, ist kaum in Sicht.

Der Bundesrat lockert ab Montag die Corona-Regeln überraschend stark. Das hat er am Mittwoch bekannt gegeben. Doch für den Amateurfussball seien die jüngsten Neuerungen «eine Nullrunde», wie Daniel Schaub, der Präsident des Fussballverbands Nordwestschweiz (FVNWS), sagt. Anders als in den Vorwochen ist bei den Hobbykickern einzig, dass nun in 15er-Gruppen mit Körperkontakt trainiert werden darf, sofern die Fussballer eine Maske tragen. Ob dies auch tatsächlich praktiziert wird oder ob weiterhin lieber ohne Körperkontakt und ohne Maske trainiert wird, dürfte sich in den nächsten Wochen zeigen.
Alles andere bleibt für die rund 10’000 Aktiven in der Region Basel, die im Besitz einer Lizenz sind und über keinen Profi- oder Halbprofistatus verfügen, gleich: Ein eingeschränkter Trainingsbetrieb, keine Spiele und somit auch keine Zuschauer, kein Benützen der Infrastrukturen auf den Sportanlagen, und, und, und …
Das zehrt allmählich an den Kräften der Vereine, denn viele von ihnen gingen davon aus, dass von Anfang Mai an wieder Fussball gespielt werden darf. Das war auch der Plan des FVNWS. Nun aber müssen neue Szenarien ausgearbeitet und am Samstag in einer Videokonferenz mit den anderen Regionalverbänden und der Amateurliga diskutiert werden.
In einer Woche schliesslich tagt der Zentralvorstand des Schweizerischen Fussballverbands. Und dieses Gremium kann dann wie just vor einem Jahr einen Meisterschaftsabbruch veranlassen. Die Ereignisse könnten sich also wiederholen. Für Schaub ist klar, dass es nach dem jüngsten Entscheid des Bundesrats sehr schwierig wird, die Spielzeit in einem vernünftigen Rahmen zu Ende zu bringen.
Der Fahrplan ist sportlich
Vieles deutet also darauf hin, dass die Meisterschaft nicht beendet werden kann. Geht man davon aus, dass der Bundesrat am 12. Mai das nächste Mal ordentlich in Sachen Corona kommuniziert, wäre der frühestmögliche Wiederaufnahme-Termin der Saison nach der benötigten uneingeschränkten Trainingsvorlaufzeit Anfang Juni. Dann blieben vier Wochen, ehe bis zum 4. Juli alle Partien gespielt sein müssen.
Dieser Fahrplan ist sportlich, zumal in vielen Ligen zum Beenden der Vorrunde noch einige Partien ausgetragen werden müssen. Denn nur wenn die Hälfte der Meisterschaft gespielt werden kann, ist auch eine Wertung möglich. In den meisten Ligen der Nordwestschweiz sind aber bis zum Saisonunterbruch am 29. Oktober 2020 weniger als 50 Prozent der Saisonspiele absolviert worden. Nicht einfacher wird das Ganze, wenn die Aufstiegs- und Abstiegsregelungen bei einer allfälligen Wertung berücksichtigt werden müssen.
Entsprechend gross ist die Enttäuschung bei den Vereinen. Christian Schmid, der Präsident des BSC Old Boys, findet das Ganze einfach nur noch «nervig», weil jegliche Planungssicherheit fehle. Der Basler Quartierclub versuche, den Trainingsbetrieb so gut wie möglich aufrecht und die Spieler bei Laune zu halten. Aber die fussballlose Zeit würde ganz viele andere Dinge im Clubleben ebenso auf den Prüfstand stellen. «Es fehlen die Einnahmen. Wer zahlt einen Matchball, wenn es keine Spiele gibt? Wer inseriert, wenn kein Matchprogramm gedruckt werden muss?», zählt Schmid auf.
Mit ähnlichen Problemen hat der FC Allschwil zu kämpfen. Doch dessen Sportchef Laurent Longhi stellt fest, dass vor allem bei den Jungen des 2.-Liga-interregional-Teams die Lust auf Fussball nach wie vor gross sei. «Wir halten uns an ein striktes Schutzkonzept und haben dennoch einen sehr guten Trainingsbesuch zu verzeichnen», sagt Longhi. Er hoffe, dass die vier Partien der Vorrunde der fünfthöchsten Spielklasse im Juni noch ausgetragen werden können. Sei dies nicht möglich, müsse man das akzeptieren. «In Südbaden und im Elsass wird auch nicht mehr gespielt», so Longhi.
Die Hoffnung Basler Cup
Die Sorgen der Vereine bekommt natürlich auch Daniel Schaub mit. Seit Mittwoch hat er zahlreiche Rückmeldungen aus den Clubs erhalten und dabei einige Diskussionen geführt. Für viele Amateurfussballer sei es nicht nachvollziehbar, weshalb 50 Menschen in ein geschlossenes Kino dürfen, im Freien aber nicht gekickt werden darf. Schaub sagt: «Vielleicht hätte man die Angelegenheit auf dem Fussballplatz gleichwertig lösen können.»
Auch wenn die aktuelle Lage weiter auf die Motivation der Amateurfussballer drückt, gibt es auch Lichtblicke. Etwa, dass der Nachwuchs uneingeschränkt trainieren und spielen darf. Die Herbstmeisterschaft konnte abgeschlossen werden, am Wochenende startet die Frühjahrsrunde. Schaub sagt: «Die Vereine mit Junioren können ihrem Auftrag der Ausbildung nachkommen.»
Oder, dass die Hoffnung besteht, zumindest den Nepple Basler Cup zu Ende zu spielen. In allen Kategorien sei man mit den Duellen mindestens in den Viertelfinals, sagt Schaub, die restlichen Partien könnte man im Juni alle durchführen. Das sind kleine Lichtblicke, an denen man sich zurzeit festhält. Schaub sagt: «Etwas anderes bleibt uns zurzeit gar nicht übrig.»
Dominic Willimann ist seit 2007 Sport-Redaktor der BaZ und kennt den regionalen Sport aus dem Effeff. Ebenso ist er mit den Geschehnissen rund um den FC Basel vertraut und hat seit 2007 kein Eidgenössisches Schwingfest verpasst.
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