Erwin Sperisen verlangt nach Urteil in Spanien Freilassung
Der Ex-Polizeichef und schweizerisch-guatemaltekische Doppelbürger reagiert auf den Freispruch seines früheren Chefs.

Ein Freispruch für seinen ehemaligen Vorgesetzten Carlos Vielmann lanciert die Affäre um den in Genf zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilten Erwin Sperisen neu. Der ehemalige Chef der Polizei von Guatemala verlangt nun seine Freilassung. Der Präsidentin der Berufungskammer des Genfer Strafgerichts sei ein Gesuch auf eine sofortige Freilassung versandt worden, sagten die beiden Anwälte von Sperisen, Florian Baier und Giorgio Campa, vor den Medien in Genf.
Der schweizerisch-guatemaltekische Doppelbürger war 2007 in die Schweiz geflüchtet und lebte fünf Jahre unbehelligt in der Rhonestadt, bevor er im August 2012 in Haft gesetzt wurde. Er musste sich vor Gericht wegen zehn Mordfällen an guatemaltekischen Häftlingen verantworten.
Weil er als Schweizer Staatsbürger nicht ausgeliefert werden kann, entschied die Genfer Justiz über den Fall. Das Kantonsgericht sprach ihn im Mai 2015 wegen allen zehn Mordfällen schuldig und verurteilte ihn zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. Die Anwälte Sperisens zogen den Schuldspruch an das Bundesgericht weiter, das noch kein Urteil gefällt hat. Laut Anklageschrift handelte es sich bei den Mordfällen um sieben aussergerichtliche Exekutionen im Gefängnis «Pavon» sowie um die Morde an drei aus dem Gefängnis «El Infiernito» entflohenen Häftlingen.
Der Angeklagte hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen. «Wir können nicht tatenlos zusehen, während ein Vater von drei Kinder sich seit viereinhalb Jahren im Gefängnis befindet», sagten die Anwälte von Sperisen. Der Ex-Polizeichef ist in der Strafanstalt Champ-Dollon inhaftiert.
Sperisens rechte Hand ebenfalls freigeprochen
Die Anwälte begründen ihren Antrag auf eine sofortige Freilassung mit dem Freispruch von Carlos Vielmann durch die spanische Justiz. Dem ehemaligen Innenminister von Guatemala war vorgeworfen worden, die Tötung von acht Häftlingen angeordnet zu haben.
Die spanischen Ankläger verlangten 160 Jahre Haft für den ehemaligen Vorgesetzten von Erwin Sperisen. Die spanische Justiz sprach ihn vor einer Woche frei. Bereits 2013 hatte die österreichische Justiz die rechte Hand von Sperisen, Javier Figueroa, ebenfalls freigesprochen. «Die angebliche kriminelle Organisation, für deren Beteiligung Erwin Sperisen verurteilt wurde, existiert nur in den Köpfen der Genfer Richter», sagte Giorgio Campa. Die Antwort der Berufungskammer zum Gesuch auf Freilassung wird in rund zehn Tagen erwartet.
SDA/thu
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