Stück für KinderErstes Livestream-Wagnis am Vorstadttheater
«Die kleinste Gabel der Welt» ist eine Mischung aus Theater und Film und wird als Startschuss der neuen Plattform «Fr!sch» am Samstag im Livestream uraufgeführt.

Flach scheint die Sonne ins Vorstadttheater, im schönen Hinterhof der St.-Alban-Vorstadt 12, des Hauptsitzes der Christian-Merian-Stiftung. Es ist die drittletzte Saison des Theaters an diesem Ort, bevor es 2023/24 in das Gemeindehaus Oekolampad am Allschwilerplatz zieht. «Dort wird das Theater mit Unterstützung der Wibrandis-Stiftung seine Infrastruktur ausbauen und einen grösseren Raum bespielen können», sagt Mediensprecherin Johanna Köhler.
Aber vorerst lebt das Theater noch voll und ganz in der St.-Alban-Vorstadt. So gut es eben geht in dieser Zeit fehlender Planungssicherheit. Es wundert daher nicht, dass das Foyer zur Hauptprobe des neuen Stücks «Die kleinste Gabel der Welt» etwas verstaubt anmutet.
Ein Filmstudio im Vorstadttheater
Umso frischer die anwesenden Gesichter: Zu Gast ist die Theatergruppe «Das Büro mit dem lustigen Namen» vom Schlachthaus-Theater Bern. Nach einem viele Wochen andauernden aufgetragenen Winterschlaf und nach mehreren Monaten mit limitiertem Spielbetrieb wagt das Vorstadttheater in Kooperation mit der Berner Compagnie seine erste Livestream-Vorführung: Passend zum Welttag des Theaters am Samstag, 20. März, werden um 17 Uhr die Vorhänge zur Seite gezogen. Oder besser: die Kameras angeschaltet.
«Wie können Stereotype aufgebrochen werden?»
Die Hauptprobe findet daher weniger in einem Bühnenraum statt als in einem Filmstudio. «Die kleinste Gabel der Welt», ursprünglich als klassische Stückentwicklung konzipiert, sei spontan in den Proben als Livestream adaptiert worden, erklärt Johannes Dullin. Dies sei aufgrund seiner Kameraerfahrung so möglich gewesen. Der Regisseur, der auch die Texte und die musikalischen Einlagen geschrieben hat, war zuletzt 2019 auf der Kinoleinwand in der Komödie «Zu zweit allein» als Schauspieler zu sehen.
Bei «Die kleinste Gabel der Welt» handelt es sich um sein zweites Kindertheater. Es ist die Geschichte eines Herrn Feuerwehr (Florian Butsch), der kein Feuerwehrmann, sondern Polizist ist, und eines Herrn Räuber (Gregor Schaller), der noch nie geräubert hat. «In diesem Stück spielen wir mit den Stereotypen, stellen sie infrage und dehnen sie», so Dullin.
Neue Plattform für Kindertheater
Spielerisch verläuft die Handlung, sodass es einfach ist, in die Welt dieser seltsamen Freunde einzutauchen und sich am Ende zu fragen, wie überhaupt eins zum anderen geführt hat. Das Zusammenspiel von Butsch und Schaller wirkt stimmig, was sich auch in den musikalischen Duetten zeigt, in denen sie sich ideal ergänzen.
Die Premiere am Samstag ist nicht nur die erste Aufführung des Vorstadttheaters nach der Corona-Pause, sondern stellt zugleich den Startschuss dar für die neue Plattform «Fr!sch». Dieses Projekt setzt sich zum Ziel, junge professionelle Theatergruppen zu fördern, die Stücke für Kinder und Jugendliche produzieren. «Gerade jungen Theaterschaffenden fehlen oft die infrastrukturellen, technischen und personellen Möglichkeiten, um ihre künstlerischen Ansprüche umzusetzen», sagt Köhler.
So möchte das Vorstadttheater in Zukunft mit all seinen Mitteln Produktionen für Kinder unterstützen, ihnen zur Verwirklichung verhelfen und sich auf diese Weise noch mehr mit Compagnien vernetzen. Die Plattform wiederum verleiht dem Vorstadttheater schon vor dem Umzug ins neue Haus einen frischen Anstrich und Schwung für die Zeit, in der Theater wieder öffnen dürfen.
«Die kleinste Gabel der Welt» ist am Samstag ab 17 Uhr im Livestream zu sehen. Tickets und Zugang erhält man hier.
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