Eishockey: EHC Basel im UmbruchErst geht beim EHC der Präsident, dann wird der Trainer geschickt
Christian Weber wäre wieder gesund gewesen, um beim EHC an der Bande zu stehen. Doch Eric Himelfarb bleibt Cheftrainer. Ist das der Grund für Daniel Schnellmanns Rücktritt?

Es ist noch lange nicht Mai. Und der neue Sportdirektor Kevin Schläpfer ist noch lange nicht da. Doch der EHC Basel benötigt keinen Mai, der alles neu macht. Sondern nutzt den Dezember und die Zeit der Besinnlichkeit, um sich rund um die Personalie des charismatischen Sportdirektors in spe kurzfristig neu zu erfinden.
Den Anfang machte am Samstag EHC-Verwaltungsratspräsident und -Geschäftsführer Daniel Schnellmann, als er in einer persönlichen Mitteilung an Verein, Sponsoren und Gönner bekannt gab, dass er auf Ende April sämtliche Ämter niederlege und dabei den Verwaltungsrat darum gebeten habe, man möge ihn schon per 1. Januar von seinen operativen Aufgaben entlasten. Auf diese halböffentliche Information folgt drei Tage später eine offizielle Medienmitteilung des EHC Basel, in der Schnellmanns angekündigter Rücktritt auf allen Ebenen nicht nur wiederholt wird, sondern gleich eine Reihe von Mutationen bekannt gegeben werden: Der bisherige Sportchef Olivier Schäublin wird demnach zu Jahresbeginn interimistischer Geschäftsführer, bevor er diese Funktion ab 1. Mai und mit Schläpfers offiziellem Arbeitsbeginn permanent ausübt. Ebenfalls per 1. Januar wird der bisherige Verwaltungsrat Michael Milos das Amt des Verwaltungsratspräsidenten interimistisch ausüben. Per sofort gar tritt ein anderer einschneidender Wechsel in Kraft: Christian Weber ist nicht mehr Trainer des EHC Basel.
Ersetzt wird er durch Eric Himelfarb – also den Mann, der schon seit Ende November die Geschicke an der Bande leitet, da Weber aufgrund eines viralen Infekts infolge einer Lungenentzündung fehlte. Dieser soll fortan von Michel Zeiter assistiert werden.

Dass die Erkrankung des eigentlichen Cheftrainers Grund für den sofortigen Wechsel war – immerhin machten bereits Gerüchte einer schwerwiegenden Krankheit die Runde – verneint Noch-Sportchef und Bald-Geschäftsführer Schäublin: «Das hat damit überhaupt nichts zu tun. Weber wäre nun wieder bereit gewesen, um zurückzukehren.» Vielmehr sei es so, dass Himelfarb die Gunst der Stunde genützt und Argumente für eine Fortführung der Saison als Cheftrainer geliefert habe. «So, wie wir die Energie der Mannschaft unter ihm wahrnahmen, kamen wir zum Schluss, dass wir das weiterziehen wollen.» Dies, zumal man schon zuvor entschieden habe, den per Ende Saison auslaufenden Vertrag mit dem letztjährigen Aufstiegstrainer nicht verlängern zu wollen. «Im Zuge dessen befanden wir einen sofortigen Wechsel zusätzlich für sinnvoll.»
Unter Himelfarb wurden stolze vier der letzten sechs Partien gewonnen. Dass er aber mehr als eine Übergangslösung sein kann, dagegen spricht seine Erfahrung: Beim Aufstieg im Frühjahr stand der bald 40-jährige Kanadier noch für den EHC Basel als Stürmer auf dem Eis …
Was Schäublin überdies sagt: «Mit Kevin Schläpfer halten wir zwar Kontakt, aber er nahm keinen Einfluss auf die Entscheidung.» Sprich: Die Schritte der Gegenwart wurden ohne Zutun des Club-Gesichts der Zukunft getätigt – eine Darstellung, die sich mit Informationen dieser Zeitung deckt.
Das mag der Tatsache geschuldet sein, dass Schläpfer noch immer beim SC Langenthal angestellt ist, mutet aber ungewöhnlich an. Noch ungewöhnlicher allerdings wirkt Schnellmanns persönliche Rücktritts-Verkündung im Vorfeld der jüngst kommunizierten Veränderungen. Denn Anfang November, als Schläpfer als künftiger Sportdirektor bekannt gemacht wurde, war davon weit und breit nichts zu spüren. Viel mehr wirkte es so, als würden Schnellmann und Schläpfer gemeinsam in eine ambitionierte EHC-Zukunft gehen.
Nun kann man nur Mutmassen. Kann man Schnellmanns Worte deuten, die er am Wochenende gegenüber dieser Zeitung äusserte und seinen unerwarteten Abgang mit einem Sechsjahres-Plan begründete, an dessen Ende der Aufstieg in die National League stehen soll – eine lange Zeitspanne, zu der er sich nicht mehr habe verpflichten wollen.

Geht es vielleicht um Pläne und Visionen des restlichen AG-Verwaltungsrats, mit denen Schnellmann sich nicht identifizierte? Einem AG-Verwaltungsrat, dem neben Milos nicht nur Stefanie Thomann, sondern auch Andreas Rey angehört – also jener Andreas Rey, der auch Mitbesitzer des FC Basel ist. War es womöglich gar umgekehrt und sahen die übrigen Entscheidungsträger in Schnellmann nicht mehr den geeigneten Mann? Oder war am Ende sogar die Trainerfrage der Auslöser, teilte Schnellmann in diesem zentralen Punkt nicht die Ansichten der übrigen Verantwortlichen – und zog deshalb seine Konsequenzen?
Es bleibt vorerst ungeklärt, zumal weder Schnellmann noch Weber im Zuge des dienstäglichen Communiqués zu erreichen waren. Sicher ist: Beim EHC muss man nicht auf den Mai warten, bevor vieles neu wird. Und das Bild, das der Basler Eishockey-Club kurz vor Weihnachten abgibt, ist ein seltsames.
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