«Ernster Störfall» in Fukushima
Zweieinhalb Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima kämpfen die japanischen Behörden mit dem seither schwersten atomaren Zwischenfall in der Anlage.

Ein erneutes Leck in der Atomruine Fukushima ist offenbar deutlich schlimmer als von den Behörden bislang angenommen. Die Atomaufsichtsbehörde stufte den Austritt von rund 300 Tonnen radioaktiv verseuchtem Wasser hoch auf einen «ernsten Störfall».
Damit erhöhte sie von Stufe eins (Anomalität) auf Stufe drei der bis sieben gehenden internationalen Skala für Atomunfälle. Von einem «ernsten Störfall» wird dann gesprochen, wenn es ausserhalb einer Atomanlage zu einer «sehr geringen Freisetzung» von Radioaktivität kommt oder das Personal in einem Masse Strahlen ausgesetzt ist, dass «akute Gesundheitsgefahr» besteht. Ab Stufe vier wird von einem Unfall gesprochen.
Der Anlagenbetreiber Tepco erklärte, das Problem habe höchste Priorität. «Wir befinden uns in einer Situation, in der wir keine Zeit zu verlieren haben», sagte der Chef der Aufsichtsbehörde, Shunichi Tanaka, bei einem Treffen in Tokio.
Über den Austritt von möglicherweise Hunderten Tonnen radioaktiv verseuchten Wassers sei die Behörde «sehr besorgt». Die Atomkatastrophe von Fukushima im März 2011 war damals auf die höchste Stufe der internationalen Skala gesetzt worden – genauso wie die Atomkatastrophe von Tschernobyl 1986.
Hohe Strahlungswerte
Der Fukushima-Betreiber Tepco hatte gestern bekannt gegeben, dass in dem havarierten Kraftwerk das bisher grösste radioaktive Leck seit der Atomkatastrophe 2011 entdeckt wurde. Rund 300 Tonnen verseuchtes Wasser seien womöglich aus einem der Auffangtanks ausgetreten. Nahe der Tanks seien in Pfützen Strahlungswerte in Höhe von 100 Millisievert pro Stunde gemessen worden, was Wissenschaftern zufolge für Menschen gesundheitsgefährdend ist.
Tepco zufolge konnte das Leck noch nicht genau lokalisiert werden. Der verseuchte Boden an der Anlage werde abgetragen und das Wasser des beschädigten Tanks abgesaugt, sagte ein Sprecher. Zudem würden die anderen Tanks auf Schäden untersucht, und es werde alles getan, um die Verseuchung der Gebiete ausserhalb der Anlage zu vermeiden, «vor allem des Meeres».
«Oberste Priorität»
Der Vizechef des Betreibers Tepco, Zengo Aizawa, sagte, der Störfall habe «oberste Priorität». Das austretende radioaktive Wasser sei ein «riskanter und gefährlicher Faktor», sagte er auf einer Pressekonferenz. Tepco werde das Problem mit vereinten Kräften angehen.
Im Atomkraftwerk Fukushima war infolge eines Erdbebens und eines Tsunamis Mitte März 2011 das Kühlsystem ausgefallen, woraufhin es in mehreren Reaktoren zur Kernschmelze kam. Tepco kämpft seit dem Unglück in Fukushima mit riesigen Mengen radioaktiv verseuchten Wassers, das zu Kühlungszwecken an den beschädigten Reaktoren eingesetzt worden war.
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