Nachruf auf Hardy KrügerEr war im besten Sinne schwer erziehbar
Der deutsche Hollywoodstar und Weltenbummler Hardy Krüger ist 93-jährig gestorben.

Hardy Krüger war auf seine eigene Art schwer erziehbar. Er hat sich nicht an das gehalten, was das Leben für ihn vorgesehen hatte, und das Leben gab ihm recht. Mit Howard Hawks und John Wayne in Afrika einen Klassiker drehen, sich dann noch mal einer weiteren Generation mit einer Fernsehreihe, sie hiess «Weltenbummler» und lief bis 1995, als Abenteurer ins Gedächtnis brennen: Ob er sich das als Junge überhaupt hat vorstellen können?
Das war vielleicht seine wichtigste Eigenschaft: genug Fantasie zu haben, eigene Wege zu gehen. Das Image und der Mann dahinter gehörten zusammen. Schon Hardy Krügers Teenagerjahre hätten Stoff für Abenteuerfilme geliefert. Krüger wurde 1928 in Berlin geboren, sein Vorname lautete da noch Eberhard, ein blonder Jüngling mit wachem Verstand. «Ich bin von Haus aus zum Nazi erzogen worden», sagte er vor einigen Jahren in einem «Spiegel»-Interview. Erst von den Eltern, dann in Hitlers Elite-Schule Sonthofen.
Doch da muss etwas in ihm gewesen sein, das liess sich nicht erziehen. Er spielte in einem Propagandafilm, arbeitete als Kurier für den Widerstand, wurde eingezogen, mit sechzehn Jahren, vom Kriegsgericht zum Tode verurteilt, überlebte, desertierte. Nach dem Krieg heuerte er beim Jugendfunk an und drehte ein paar erste Filme.
In «Hatari!» machte Hardy Krüger an der Seite von John Wayne Karriere.
Den ersten grossen Erfolg hatte er dann aber in England, weil er sich hartnäckig im Ausland um Rollen bewarb. Er hat es geschafft, natürlich als deutscher Soldat. In «Einer kam durch» (1957) spielte er den Piloten Franz von Werra, dem es gelang, aus der britischen Gefangenschaft zu fliehen. Und damit war er international bekannt.
Drei Jahre später drehte er dann einen Film, der ihm für viele Jahre Weltruhm sicherte: «Hatari!», in dem mit einer Unschuld, mit der sich das Kino heute schwertäte, ein Haufen grosser Jungs mit ungeheuer viel Spass in Afrika Nashörner und Elefanten für Zoos einfängt. Howard Hawks führte Regie, John Wayne spielte den Oberjäger, der sich in eine italienische Fotografin verknallt, und Hardy Krüger übt sich in Draufgängertum.
«Hatari!» war abenteuerlustig, komisch und herzerwärmend, eine seltene Mischung. Und Henry Mancinis Musik, besonders jenen fröhlichen Track, der das Elefantenbaby begleitet, kennt auch heute noch jeder.
1965 spielte Krüger neben James Stewart in «Der Flug des Phoenix» – wieder Afrika, Überlebende eines Flugzeugabsturzes sitzen fernab der Zivilisation fest. Das war eine andere Art von Draufgängerei, die Krüger da verkörperte: Sein bebrillter Flugzeugbauer, der aus den Überresten ein neues Fluggerät konstruieren will, kennt sich eigentlich nur mit Modellfliegern aus.
Honigsüsses Idyll passte nicht zu ihm
Krüger ist immer wieder nach Deutschland zurückgekommen, zum Drehen und zum Leben, seine Kinder sind alle in Deutschland Schauspieler geworden. Aber er blieb nie lang. Ein Wunder ist es nicht, dass er seine richtig grosse Karriere nicht im deutschen Nachkriegskino gemacht hat. Die Sehnsucht, den Schrecken mit honigsüssem Idyll zu ersticken, passte nicht zu ihm.
Krügers schönste deutsche Filme waren seltene Ausbrecher, und dass er die drehen konnte, hatte immer auch mit seiner internationalen Karriere zu tun. «Zwei unter Millionen» (1961) etwa warf einen sehr realistischen Blick auf die junge Bundesrepublik. Und als wäre das noch nicht Wirklichkeit genug, begann während der Dreharbeiten der Mauerbau.
Krüger und Loni von Friedl spielen ein junges Paar in Berlin, das sich gern eine Zukunft aufbauen würde, aber vom Wirtschaftswunder spüren sie nichts. Er wird die rechte Hand von Al Capone, fabuliert er da, und Safeknacker in Rio, und dann verspielt er alles in Monte Carlo. Die beiden schaffen es nicht, aber seine Träume reichen für eine ganze Welt.
Am Mittwoch ist Hardy Krüger im Alter von 93 Jahren in Palm Springs gestorben.
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