Er peitscht sich aus, um zwei Säue zu retten
Als umstrittene Person gilt er schon lange. Nun bastelt sich der ehemalige reformierte Pfarrer Lukas Baumann im Kampf gegen eine Metzgete in Sissach BL eine Geissel.

Überraschend angenehm ist seine Stimme, mit der er den Anruf entgegennimmt. So gar nicht verbissen, wie man das vermuten könnte, wenn man seine Geschichte kennt. «Buumä», sagt Lukas Baumann. Und erzählt freudig von seiner neuesten Aktion, die er mit einer eigenen Medienmitteilung angekündigt hat.
Bis September war der 56-jährige Theologe Pfarrer im basellandschaftlichen Rothenfluh, und seitdem er nicht mehr angestellt ist, wagt er es wieder, sich öffentlich für die Sache der Tiere zu engagieren. Sagt er.
Denn eigentlich hatte schon seine Kündigung mit einem solchen Engagement zu tun: Seine Frau, eine Tierbetreuerin, richtete vor zwei Jahren im Pfarrhaus eine Auffangstation für Kaninchen ein. Das erregte viel Aufmerksamkeit der Medien und viel Unverständnis der Bewohner. Baumann wurde zum «Chüngelipfarrer», der auf der unantastbaren Würde der Tiere als Gottes Geschöpfe beharrte. Dann trat er von seinem Amt zurück, nur um diesen Sommer zu verkünden, als Pfarrer zurückkehren zu wollen. Die Kirchenpflege hielt an der Gültigkeit der Kündigung fest.
Mit dem Leserbrief fängt es an
Jetzt hat Baumann, seit 16 Jahren Vegetarier, ein neues Aktionsfeld gefunden. Als er in der Sissacher Regionalzeitung «Volksstimme» las, dass Metzger Rolf Häring kommenden Samstag eine Metzgete veranstalten will, in der zwei Schweine im Zentrum von Sissach öffentlich geschlachtet werden sollen, schrieb er ihm einen Brief, wartete die freundliche Antwort ab und setzte einen wütenden Leserbrief auf.
Seither haben sich Fronten gebildet zwischen jenen, die das Ansinnen des Metzgers verstehen, und solchen, die die Empörung von Baumann teilen – wie immer, wenn es um das Verhältnis der Menschen zum Tier geht, das sie zwar gerne essen, aber nicht sterben sehen wollen. Es gab Proteste, es wurden Beschwerden eingereicht, eine Dorfbewohnerin will mit einer superprovisorischen Verfügung den Anlass im letzten Moment verhindern.
Die Begründung von Metzger Rolf Häring, mit der öffentlichen Metzgete die Tradition seines Handwerks aufzeigen zu wollen, lässt Baumann nicht gelten. Für ihn ist das eine Show, in der zur Belustigung aller zwei Tiere grausam ermordet werden.
Auf die Show folgt die Show
Nun reagiert er selbst mit einer Show. Am Montag, zwei Tage nach der Metzgete, will Baumann in mittelalterlicher Kleidung abends eine Stunde lang durch die Fussgängerzone von Sissach gehen, sich mit einer selbst gebastelten Geissel schlagen und lateinisch singen und beten. Damit sühne er das «Unrecht, das an den wehrlosen Geschöpfen» begangen werde. Zu einer Zeit, in der ihm maximale Aufmerksamkeit gewiss ist. «Dem grausamen Brauchtum der öffentlichen Metzgete setze ich ein anderes grausames Brauchtum entgegen», sagt er.
Baumann will sich während seiner Performance aber nicht ernsthaft selber verletzen. Er, der auch als Schauspieler auftritt, hat einfach nach der geeigneten Form des Protestes gesucht – bald war ihm klar, dies in Form eines Schauspiels tun zu wollen. Ein Schauspiel, das schon lange vor seiner öffentlichen Selbstgeisselung begonnen hat.
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