Epineys Antrag im SRF – «denkwürdig» und «berührend»
Moderator Sven Epiney und sein Freund lagen sich in den Armen. Wie Schwule und Lesben darauf reagieren.
Kaum hatte er den Satz begonnen, fing seine Stimme an zu zittern. Moderator Sven Epiney machte seinem Freund Michael Graber einen «Heiratsantrag», vor laufenden Kameras, in der SRF-TV-Tanzshow «Darf ich bitten?». Graber sagte Ja, beide küssten sich, lagen sich in den Armen. Es war das erste Mal in der Geschichte des Schweizer Fernsehens, dass ein so breites Publikum einem Heiratsantrag eines gleichgeschlechtlichen Paares beiwohnte.
«Normalerweise finde ich öffentliche Heiratsanträge kitschig», so Anna Rosenwasser von der Lesbenorganisation Schweiz, «aber der von Sven Epiney hat mich richtig berührt.» «Denkwürdig», findet Roman Heggli von der Schwulenorganisation Pink Cross. Er spricht von einem wichtigen Zeichen, auch wenn die beiden nicht die ersten Schwulen seien, die heiraten wollen.
Die sichtbare Liebe ist hetero
Kathrin Meng von der LGBT-Organisation Milchjugend freut sich, dass Epiney und sein nun Verlobter den Mut hätten, ihr Liebe zu zeigen. Es brauche mehr Mut für ein homosexuelles als für ein heterosexuelles Paar, seine Liebe öffentlich zu machen, so Meng. Noch immer gebe es viele Menschen, die eine solche Liebe als weniger wertvoll erachten.
«Wir sehen so viele Liebesgeschichten – in Filmen, Serien, in Kinderbüchern, Schulbüchern, Magazinen. Doch die Liebe ist immer hetero», kritisiert Rosenwasser. Gleichgeschlechtliche Paare, lesbische mehr als schwule, seien oft unsichtbar. Das könne für jene, die gleichgeschlechtlich lieben, ein einsames Gefühl sein. Zudem gehe es, wenn über homosexuelle Paare berichtet werde, oft um Politik und problematische Aspekte. Genau deshalb hätte sie der Antrag von Epiney so berührt, «weil es um eine glückliche Liebe ging, um Wünsche, die sich erfüllen – und das komplett Mainstream.»
Epiney sei ein wichtiges Vorbild, gerade für junge Schwule und Lesben – eines der wenigen Vorbilder in der Schweiz, so Meng. Sein öffentlicher Antrag trage nicht nur zur Sichtbarkeit gleichgeschlechtlicher Liebe bei, sondern zeige jungen Homosexuellen, dass es möglich ist, so zu lieben, wie sie lieben, so Heggli.
Homo-Paare können ihre Beziehung eintragen lassen, geniessen aber nicht die gleichen Rechte. Das Gesetz über die «Ehe für alle» soll das ändern.
Die Vertreterinnen und Vertreter betonen jedoch, dass das Thema des Heiratsantrags nicht einfach an einer prominenten Persönlichkeit aufgehängt werden dürfe. Damit einher gehe eine aktuelle und relevante politische und gesellschaftliche Diskussion. Es sei wichtig, zu verstehen, dass die beiden Männer zurzeit noch nicht heiraten dürfen, so Meng.
Nach aktueller Gesetzgebung ist der Status des Ehepartners oder der Ehepartnerin ausschliesslich heterosexuellen Paaren vorbehalten. Zwar können homosexuelle Paare ihre Beziehung eintragen lassen, doch geniessen sie in diesem Verbund nicht die gleichen Rechte wie Eheleute. Das Gesetz über die «Ehe für alle» soll das ändern. Der Gesetzesentwurf befindet sich zurzeit in der Vernehmlassung. Meng weist jedoch darauf hin, dass die Rechtskommission des Nationalrats abgeschwächte Vorschläge der «Ehe für alle» in die Vernehmlassung geschickt habe, welche nur eine teilweise Gleichstellung bedeuten würden. Abweichungen bestehen bei den abgeschwächten Vorschlägen in Punkten zur Fortpflanzung und der Witwenrenten, in denen Lesben benachteiligt wären. Das wäre eine Besserstellung der eingetragenen Partnerschaft, keine Ehe für alle, so Meng.
Trotzdem: Der aktuelle Stand der «Ehe für alle» zeige, dass das Anliegen politisch und auch gesellschaftlich grundsätzlich mehrheitsfähig sei, so Rosenwasser. Auch Heggli ist überzeugt, dass die Schweizerinnen und Schweizer bereit seien für die «Ehe für alle». Umso schöner wäre es, wenn Epiney und sein Partner zu den Ersten gehören würden, die gleichberechtigt wie Heteropaare heiraten können – natürlich möglichst bald, ginge es nach Heggli.
Bis dahin hofft Rosenwasser, dass sich das gesellschaftliche Umfeld weiter dahingehend verändere, dass sich noch mehr homosexuelle Paare trauen, öffentlich zu ihrer Liebe zu stehen. Die Models Tamy Glauser und Dominique Rinderknecht seien neben Epiney gute Vorbilder dafür. Einerseits, weil die beiden prominenten Frauen immer auch auf politische Aspekte gleichgeschlechtlicher Liebe aufmerksam machten, aber auch, weil sie einfach als glückliches Paar auftreten würden, «in Boulevardblättern, in denen es um die letzten Ferien der beiden geht, nicht darum, dass sei ein gleichgeschlechtliches Paar sind».
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