Studie zum WeihnachtsritualEltern belügen die Kinder zum Christkind – und Kinder die Eltern
Eltern betreiben einen grossen Aufwand, um ihre Kinder vom Christkind zu überzeugen. Aber auch die Kinder flunkern gerne – aus einem ganz bestimmten Grund.

Eltern betreiben grossen Aufwand, um ihre Kinder von der Existenz eines Christkinds oder Weihnachtsmanns zu überzeugen. Bis zu einem gewissen Alter mit Erfolg. Ein Forscher ging diesem Phänomen nach.
Der Psychologe Rohan Kapitany, der an der Keele-Universität in der nordenglischen Stadt Newcastle forscht, hat sich der Frage gewidmet, warum Kinder an das Christkind glauben. Ihm zufolge spielen beim Glauben an das Christkind und ähnliche Figuren mehrere Faktoren eine grosse Rolle: Zum einen verlassen sich Kinder stark auf ihre Eltern, um ein Verständnis von der Welt um sich herum zu entwickeln.
«Wir vergessen, dass es psychologisch herausfordernd ist, ein Kind zu sein, da es viele Erfahrungen gibt, die sie zum ersten Mal erleben», sagt er. Dabei mache es evolutionsbiologisch durchaus Sinn, sich auf die Erfahrungen der Eltern und anderer nahe stehender Menschen zu verlassen. Die hätten sich ja immerhin durch das Erreichen des Erwachsenenalters als relativ erfolgreich bewiesen.
Besonders hervor hebt Kapitany aber, dass es der grosse Aufwand ist, den die Eltern um das Weihnachtsritual betreiben, der die Erzählung glaubwürdig erscheinen lässt. «Was Weihnachten und den Weihnachtsmann oder das Christkind so überzeugend macht, sind die ganzen Rituale und Verhaltensweisen», so der aus Australien stammende Forscher.
Dazu gehöre das Aufstellen des Christbaums, unter den der Weihnachtsmann oder das Christkind dann die Geschenke lege oder die Socken, die bei manchen Familien an den Kamin gehängt werden. «Wenn es den Weihnachtsmann nicht gäbe, warum würden wir das machen?», so Kapitany.
Angst vor ausbleibenden Geschenken
Manche Eltern haben ein schlechtes Gewissen bei dem Gedanken, ihre Kinder derart hinters Licht führen. Doch sie sind nicht die einzigen, die beim Ritual flunkern. Kapitany zufolge gibt es Untersuchungen, die zeigen, dass Kinder ziemlich gut darin sind, ihre Eltern davon zu überzeugen, sie würden noch ans Christkind glauben, obwohl das nicht mehr der Fall ist.
Im Schnitt verlieren Kinder den Glauben ans Christkind im Alter von sieben bis siebeneinhalb Jahren. Doch die Aussicht darauf, keine Geschenke mehr zu bekommen, halte manche zunächst davon ab, ihren Eltern reinen Wein einzuschenken.
Überhaupt müsse der Moment, in dem der Glaube an den Weihnachtszauber verloren gehe, keineswegs traumatisch oder verletzend für Kinder sein, sagt Kapitany. «Studien zeigen, dass Eltern normalerweise trauriger und enttäuschter sind als Kinder, weil es einen Übergang im Leben des Kinds darstellt», so der Wissenschaftler.
SDA/nlu
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