Elbphilharmonie-Architekt de Meuron warnte mehrfach vor Risiken
Der Schweizer Stararchitekt sagte gestern vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss in Hamburg aus.

Ursachen für Kostensteigerungen und Verzögerungen beim Bau der Hamburger Elbphilharmonie sieht der Schweizer Architekt Pierre de Meuron bereits in der Ausschreibung angelegt. Die Probleme begannen mit der verfrühten Ausschreibung und der Vergabe, sagte er am Donnerstagabend vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss «Elbphilharmonie» der Hamburgischen Bürgerschaft. Dabei sei versäumt worden, die Weichen für einen Projekterfolg zu stellen.
Die Planungsvorgaben des Bauherren seien zum Zeitpunkt der Ausschreibung noch nicht abschliessend definiert gewesen. Der Empfehlung, mit der Ausschreibung zu warten, sei der Bauherr nicht gefolgt, sagte de Meuron. Aufgrund des Planungsstandes seien die Kosten für das Projekt nicht kalkulierbar gewesen.
Zudem sei bedenklich, dass sich nur zwei Bieter an dem Verfahren beteiligten, Strabag und Hochtief. Dadurch sei die Ermittlung eines dem Markt entsprechenden Angebots grundsätzlich erschwert. An derartigen Projekten sollten mindestens drei Bieter beteiligt werden.
«Fast jede Schraube mit einer Mehrkostenforderung versehen»
Weiteres Problem sei, dass 2008 bei den Nachtragsverhandlungen die Chance einer echten Neuordnung vertan worden sei, sagte der Zeuge weiter. Er habe die städtische Realisierungsgesellschaft Rege auf mögliche Risiken hingewiesen.
Zugleich übte er scharfe Kritik an der Projektgesellschaft Adamanta, einem Konsortium aus dem Baukonzern Hochtief und der Commerz Real AG. Bei den Verhandlungen 2008 seien völlig überzogene Nachforderungen gestellt worden, sagte der Architekt. «Überspitzt gesagt: Fast jede Schraube wurde mit einer Mehrkostenforderung versehen», sagte de Meuron.
Zudem bezeichnete der Architekt die Ausführungsqualität als nicht angemessen. Als Beispiel nannte de Meuron den Zustand der Bestandsfassade des alten Kaispeichers. Ausserdem seien Ausführungsplanungen von Adamanta nicht termingerecht und vollständig vorgelegt worden.
«Ich mache weiter, weil ich an dieses Projekt glaube»
Auf die Frage, warum der Architekt nicht aus dem Projekt ausgestiegen sei, sagte de Meuron: «Ich mache weiter, weil ich an dieses Projekt glaube», sagte de Meuron. «Es lohnt sich, dafür zu kämpfen.» Aber es gebe auch für ihn eine Schmerzgrenze.
Die Elbphilharmonie ist seit Jahren Streitobjekt in Hamburg. Ursprünglich war für die Stadt ein Kostenanteil von 77 Millionen Euro veranschlagt worden. Mittlerweile ist die Belastung für den Steuerzahler auf 323,5 Millionen Euro gestiegen. Der Abschlussbericht des früheren Untersuchungsausschusses der Bürgerschaft beziffert die Kosten sogar auf 351,3 Millionen Euro.
Auch der Eröffnungstermin wurde seit der Grundsteinlegung im April 2007 stets verschoben. Zuletzt hatte Hochtief die Übergabe des Konzerthauses für April 2014 angekündigt.
Ziel des Untersuchungsausschusses ist es, die Ursachen und Verantwortlichkeiten für die Kostensteigerungen beim Bau der Elbphilharmonie, dem künftigen Hamburger Konzerthaus, aufzuklären. Vom Architekturbüro Herzog & de Meuron stammen die Entwürfe zur Elbphilharmonie.
Am Freitag (18. November) soll sich das Landgericht Hamburg mit einer Klage der städtischen Elbphilharmonie Bau KG gegen die Projektgesellschaft Adamanta befassen. Hintergrund sind nach Angaben des Stadt die unterschiedlichen Auffassungen, wer für bis Juli 2011 entstandene Verzögerung von 14 Monaten auf den vertraglich vereinbarten Fertigstellungstermin verantwortlich ist.
dapd/net
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