Eklat an der Wahlparty: «Sie sagte, Homosexualität sei unnatürlich»
Der schwule Baselbieter Jungpolitiker Tobias Schaub ist entsetzt darüber, wie sich BDP-Frau Esther Meisinger über Homosexualität äussert.

An der Wahlparty der Baselbieter SP kam es zum Streit zwischen Sozialdemokrat Tobias Schaub und Esther Meisinger. Die Präsidentin der BDP Liestal war am Sonntagabend zur Feier eingeladen, weil sie dem Unterstützungskomitee von Ständeratskandidat Eric Nussbaumer angehörte.
Die beiden hätten sich über Konversionstherapien unterhalten, sagt Tobias Schaub zur BaZ – also Behandlungen, die dazu dienen, Homosexuelle umzupolen. Schaub ist noch immer aufgebracht: «Esther Meisinger sagte, sie würde diese Therapien befürworten. Aus einem christlichen Hintergrund heraus könnten solche Behandlungen durchaus hilfreich für die Betroffenen sein.»
Im Gespräch habe sich dann bald Meisingers Grundhaltung gegenüber anderer sexueller Orientierungen offenbart. «Sie wusste nicht, dass ich homosexuell bin und einen Freund habe», so Schaub. Deshalb habe sie sich wohl auch so frei zu dem Thema geäussert: «Sie sagte, dass homosexuelle Paare keine Kinder grossziehen sollten, und dann sagte sie, dass Homosexualität grundsätzlich etwas Unnatürliches sei.»
Als Homosexueller war Tobias Schaub ob dieser Aussage entsetzt und fühlte sich betroffen. «Ich habe dann lediglich erwidert, dass sie mit dieser Haltung an einer SP-Wahlparty wohl wenig verloren hat.» Daraufhin habe er seinen Partner einmal demonstrativ vor ihr geküsst, um seine Haltung zu unterstreichen, und den Anlass schliesslich verlassen.
«Ich bin nicht homophob»
Esther Meisinger schätzt die Situation anders ein. «Zunächst möchte ich eines klarstellen: Ich bin nicht homophob. Ich respektiere sowohl Tobias Schaub wie auch seinen Partner und hätte gerne das persönliche Gespräch mit den beiden gesucht», sagt sie. Sie habe dem Paar angeboten, die Geschichte bei einem gemeinsamen Kaffee aus der Welt zu schaffen, sei jedoch ziemlich unfreundlich abgewimmelt worden. Schaub selbst bestreitet das.
In der Diskussion um Konversionstherapien habe sie lediglich Elisabeth Augstburger in Schutz nehmen wollen. Die EVP-Ständeratskandidatin hat kürzlich einen Shitstorm über sich ergehen lassen müssen, weil sie sich positiv über solche Behandlungen geäussert hatte (die BaZ berichtete). Sie revidierte das Gesagte kurz darauf. Meisinger jedoch hat Verständnis für Augstburgers Erstaussage: «Wenn Menschen dieses Angebot freiwillig in Anspruch nehmen möchten, sollten sie das doch tun können. Es ist ja möglich, dass ihnen eine solche Therapie hilft.» Sie halte Homosexualität jedoch nicht für eine Krankheit und befürworte «Umpolungen» nicht.
Dass Homosexuelle keine Kinder erziehen sollten, habe sie so nicht gesagt: «Es ist einfach so, dass heterosexuellen Paaren, die keine Kinder bekommen können, sehr viele Steine in den Weg gelegt werden. Homosexuelle Paare hingegen haben momentan eine grosse Lobby.» Mit Forderungen wie «Ehe für Alle» würde diese Lobby mittels «Salami-Taktik» immer mehr wollen wie zum Beispiel, dass homosexuelle Paare Kinder adoptieren dürfen. «Mir geht es in erster Linie immer ums Kindeswohl. Und da bin ich der Meinung, dass sich ein heterosexuelles Paar besser zur Erziehung eignet.» Alleinerziehenden Menschen, die bereits ein Kind haben und in einer homosexuellen Beziehung leben möchten, sollte es jedoch erlaubt sein, das Sorgerecht zu behalten.
Aufgrund ihres christlichen Hintergrunds seien sexuelle Praktiken zwischen Mann und Mann oder Frau und Frau für sie tatsächlich etwas Unnatürliches. «Das ist einfach meine persönliche Ansicht. Ich unterstütze diese Lebensformen nicht, respektiere sie aber.»
BDP entschuldigt sich auf Twitter
Tobias Schaub teilte seine Erfahrung am späten Sonntagabend in den sozialen Medien. Die BDP Baselland reagierte auf Twitter. Die Partei entschuldigt sich für die Aussage. Ausserdem weist sie darauf hin, dass es besser wäre, solche Themen zwischen den Betroffenen zu klären statt einen Shitstorm zu provozieren. Die Angst ist angesichts der Empörungswelle um Elisabeth Augstburger berechtigt.
Eine klare Haltung nimmt unterdessen der Baselbieter Regierungsrat ein. Aus einer Antwort auf eine Interpellation geht hervor: Wer versucht, mit Therapien gegen homosexuelle Neigungen vorzugehen, kann seine Bewilligung zur Berufsausübung verlieren oder muss mit juristischen Konsequenzen rechnen.
Die Regierung lehnt therapeutische Massnahmen ab, die zum Ziel haben, homosexuelle Veranlagungen eines Menschen in heterosexuelle Neigungen zu überführen. Auch die Ärztegesellschaft Baselland, der Verband der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten beider Basel sowie die Landeskirchen teilen diese Haltung.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch