«Ekelhaft und verantwortungslos»
Nach Belästigungsvorwürfen hatte sich US-Schauspieler Kevin Spacey öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt. Das kam bei vielen seiner Kollegen nicht gut an.
Hollywoodstar Kevin Spacey hat sich für eine mehr als 30 Jahre zurückliegende sexuelle Belästigung eines Jugendlichen entschuldigt und sich gleichzeitig als schwul geoutet. Der zweifache Oscarpreisträger reagierte damit in der Nacht zum Montag auf Vorwürfe seines Schauspielkollegen Anthony Rapp, er sei als 14-Jähriger von Spacey sexuell bedrängt worden.
Kevin Spacey outet sich als schwul - nach Belästigungsvorwürfen. (Video: AFP)
Rapp hatte der Online-Seite «Buzzfeed News» von einer Party im Jahr 1986 berichtet, zu der Spacey ihn in seine New Yorker Wohnung eingeladen hatte. Demnach schaute Rapp gerade in Spaceys Schlafzimmer Fernsehen, als der offenbar betrunkene Schauspieler ins Zimmer kam, ihn ins Bett hob und sich auf ihn legte.
«Er hat versucht, mich zu verführen», sagte Rapp. Er habe sich befreit und die Wohnung verlassen. Damals habe sich niemand etwas dabei gedacht, wenn ein Jugendlicher allein zur Party eines erwachsenen Schauspielers ging, fügte der heute 46-Jährige hinzu. Spacey - damals Mitte 20 - und Rapp kannten sich von gemeinsamen Aufführungen auf dem New Yorker Broadway.
Spacey reagierte betroffen auf Rapps Anschuldigungen. «Ich bin mehr als bestürzt, seine Geschichte zu hören», schrieb der 58-jährige «House of Cards»-Star um Mitternacht im Kurzbotschaftendienst Twitter. Er könne sich nicht mehr daran erinnern, doch «wenn ich mich so verhalten habe, wie er es beschreibt, dann schulde ich ihm eine aufrichtige Entschuldigung». Es hätte sich in diesem Fall um ein «höchst unangemessenes Verhalten in betrunkenem Zustand» gehandelt.
Zugleich wolle er Rapps Vorwürfe zum Anlass nehmen, «andere Dinge über mein Leben anzusprechen», erklärte Spacey weiter. Er habe in seinem Leben Beziehungen zu Männern und zu Frauen gehabt, er habe in der ganzen Zeit Männer geliebt und sich nun entschieden, «als schwuler Mann zu leben». Er fügte hinzu, er wolle damit «offen und ehrlich umgehen, und das fängt damit an, dass ich mein eigenes Verhalten prüfe».
Rapp machte die Anschuldigungen vor dem Hintergrund der Vergewaltigungs- und Belästigungsvorwürfe gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein. Der Skandal um den einst einflussreichen Hollywood-Mogul hat zu einer weitreichenden Debatte über sexuelle Belästigung unter anderem in der Filmbranche geführt.
Kritik an Zeitpunkt von Coming-out
Die Debatte habe ihn aufgeweckt, sagte der 46-Jährige. Es gehe ihm aber nicht darum, sich zu «beschweren». Vielmehr wolle er seinen Beitrag dazu leisten, jahrzehntelanges Verhalten zu beleuchten, das nur möglich gewesen sei, «weil viele Menschen schwiegen, ich eingeschlossen».
Spaceys sexuelle Orientierung war seit Jahren in Hollywood ein offenes Geheimnis. Dass er sich jetzt outete, interpretierten einige Kommentatoren als Versuch, von dem Vorwurf des sexuellen Fehlverhaltens gegenüber einem Jugendlichen abzulenken.
«Sicherlich mag ich versucht haben, einen 14-jährigen Jungen zu vergewaltigen, als ich 26 war, doch ich bin schwul' - das ist eine ziemlich fiese Verteidigung», schrieb der konservative Kommentator Ben Shapiro auf Twitter. «Nein, Nein, Nein, Nein, Nein! Du kannst Dich nicht hinter dem Regenbogen verstecken!», twitterte die US-Schauspielerin Wanda Sykes.
Noch härter urteilte US-Schauspieler Billy Eichner. Spaceys Statement sei «ekelhaft, verantwortungslos und gefährlich», twitterte er.
dapd/chk
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