«Eishockey hilft uns in Vegas bei der Heilung»
Die Vegas Golden Knights haben Dienstagnacht ihr erstes NHL-Heimspiel der Clubgeschichte gewonnen. Warum das mehr als bloss ein Sieg ist, erklärt Las-Vegas-Journalist Steve Carp.
Steve Carp ist an diesem Dienstag ein viel beschäftigter Mann. Der Sportjournalist des «Las Vegas Review Journal» hat mit seinen Arbeitskollegen Grosses vor. Das erste Meisterschaftsheimspiel in der Geschichte des neuen NHL-Teams Golden Knights wird am nächsten Tag mit einer sechs Seiten starken Beilage gewürdigt.
«Ich werde vor allem beschäftigt sein», sagt Carp am Mittag in Summerlin, einem Vorort von Vegas, wo die Golden Knights ihre Trainingshalle haben. Das Spiel ist am Abend, es ist aber mehr als bloss Eishockey. Für Carp selbst, aber auch für die Stadt Vegas.
Der Amoklauf, der alles veränderte
Der Amoklauf eines schwerbewaffneten Wahnsinnigen, der aus zwei Fenstern eines Zimmers im 32. Stock des Hotels Mandala Bay 58 Menschen erschoss, die 100 Meter weiter entfernt ein Musikfestial besuchten, hat in Vegas alles verändert. «Leider wird ab jetzt vieles anders sein für uns», sagt Carp. «Die Sicherheitsvorkehrungen bei Hotels, bei Parkhäusern und anderen Einrichtungen werden massiv zunehmen.»
Wie viele andere Leute in Vegas hatte sich auch Carp auf die Hockeysaison gefreut. In Las Vegas gab es bislang kein Team aus einem der grossen US-Sportarten Football, Basketball, Baseball oder Eishockey.
Ausgerechnet Eishockey macht den Anfang in der Wüstenstadt Nevadas. Das sorgt auch für Gespött im Land. Dieses werde aufhören, ist Carp überzeugt: «Vegas wird beweisen, dass unser Hockey-IQ höher ist, als viele Leute meinen. Und wir haben eine gute Fanbase in ganz Süd-Nevada.»
Und warum solle Las Vegas kein Eishockey-Team erhalten, fragt er. «Los Angeles erhielt bereits 1967 eines. In Anaheim, Florida, Tampa und Dallas gibt es auch Teams. Allesamt haben sie bereits Titel geholt oder waren zumindest im Final. Nur weil wir nicht Montreal oder Toronto sind, darf man uns doch nicht ein NHL-Team verweigern.»
«Zweieinhalb Stunden Ablenkung»
Die Spieler der Golden Knights, bei denen auch der Schweizer Luca Sbisa verteidigt, hätten nach dem Amoklauf eine neue Aufgabe erhalten, sagt Carp. «Sie helfen, die Ereignisse vom 1. Oktober zu verarbeiten. Und sie helfen uns bei der Heilung.»
Dazu gehöre vor allem auch das erste Heimspiel: «Das werden zweieinhalb Stunden sein, in denen wir uns etwas ablenken können von den Ereignissen. Denn wir fragen uns immer noch ständig, warum dieser Typ tat, was er getan hat.»
Luca Sbisa mit Assist
Dieses erste Heimspiel, es wird zum Triumph. Nach einer emotional äusserst bewegenden Teampräsentation, an der auch Überlebende des Amoklaufs, sowie beteiligte Ärzte, Polizisten und Feuerwehrleute Teil haben dürfen, legen die Golden Knights entfesselt los, führen im «Wüstenduell» gegen die Arizona Coyotes nach gut zehn Minuten 4:0 – eine gute Defensivaktion Sbisas steht als Ausgangspunkt beim 1:0.
Am Ende siegt Vegas 5:2, es ist ein Abend, der allen im Stadion lange in Erinnerung bleiben wird und gut tut – auch Journalist Carp.
Wie die Einwohner von Vegas und er persönlich mit den Folgen des Amoklaufes umgehen, verrät er oben im Videointerview mit Redaktion Tamedia , das am Nachmittag vor dem Spiel geführt wurde.
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