
Vor einem halben Jahr war er noch SP-Präsident, nun wählt der Bundesrat Christian Levrat zum neuen Postpräsidenten. Der Vorwurf ist naheliegend, dass bei dieser Ernennung die politische Nähe zur zuständigen Bundesrätin Simonetta Sommaruga eine Rolle gespielt hat. Zumindest steht die Postministerin damit in guter Tradition. Schon ihre Vorgängerin Doris Leuthard (CVP) hatte mit Urs Schwaller einen Parteikollegen als Postchef portiert.
Levrat mit dem Filzvorwurf die Kompetenz für sein neues Amt abzusprechen, wäre jedoch ungerecht. Der Freiburger hat Führungsqualitäten, auch wenn er diese nicht in einem Unternehmen bewiesen hat. Er ist ein versierter Verhandlungsführer, auch auf Deutsch sprachgewandt, bestens vertraut mit den politischen Prozessen sowie dem Post-Dossier und den regionalen Befindlichkeiten der Schweiz. Er kann zudem als ehemaliger Postgewerkschafter eine Vermittlerrolle einnehmen, wenn es um umstrittene Entscheide wie die vom Bundesrat geplante Privatisierung von Postfinance geht. Levrat ist zwar ein kampferprobter Linker, aber auch ein Realpolitiker, der nach Lösungen sucht.
Kommentar zu Levrats neuem Job – Eine Wahl mit Risiken
Der frühere SP-Präsident Christian Levrat hat unbestrittene Qualitäten für das Amt des Postpräsidenten. Doch die politische Nähe zu Bundesrätin Sommaruga ist heikel.