Eine Wahl in Obamas Zeichen
Ein Kriegsverbrecher und ein Obama-Imitator bewerben sich unter anderen für das kenianische Präsidentenamt. Ebenfalls zur Wahl steht ein Halbbruder des US-Präsidenten; der möchte allerdings nur Gouverneur werden.
Rund fünf Jahre nach den folgenschweren Wahlen in Kenia steht das Land vor der nächsten Abstimmung: Am kommenden Montag sind knapp 15 Millionen Wahlberechtigte dazu aufgerufen, ein neues Parlament und einen Präsidenten zu wählen.
Nach den Wahlen Ende 2007 war es landesweit zu schweren Gewaltausbrüchen mit rund 1200 Toten und hunderttausenden Vertriebenen gekommen. Das beliebte Ferienland geriet damals an den Rand eines Bürgerkriegs. Wenige Tage vor dem neuen Urnengang war unklar, ob sich derartige Ausschreitungen wiederholen könnten.
Verfassung verbietet dritte Amtszeit
Präsident Mwai Kibaki kann laut Verfassung nicht für eine dritte Amtszeit antreten. Premierminister Raila Odinga und der frühere Finanzminister Uhuru Kenyatta gelten als Favoriten für seinen Posten.
Kenyattas Kandidatur ist allerdings umstritten: Er ist ebenso wie William Ruto - der sich um das Amt des Vize-Präsidenten bewirbt - vom Weltstrafgericht in Den Haag angeklagt. Die einst verfeindeten Männer, die nun mit ihrer «Jubilee-Koalition» als Team antreten, sollen ihre jeweiligen Volksgruppen zu den blutigen Unruhen vor fünf Jahren angestiftet haben.
2007 hatten sich sowohl Kibaki, ein Kikuyu, als auch Odinga, der der Luo-Ethnie angehört, zum Wahlsieger erklärt. Die verschiedenen Volksgruppen im Land verdächtigten sich der Wahlfälschung und machten mit Macheten und Schlagstöcken Jagd aufeinander. Erst Monate später einigten sich die Spitzenpolitiker auf einen Kompromiss: Kibaki blieb Präsident, Odinga wurde Regierungschef.
TV-Debatten als Premiere
Erstmals hat es in dem ostafrikanischen Land in den vergangenen Wochen Fernsehdebatten der wichtigsten Kontrahenten gegeben. Odinga warnte dabei vor den möglichen Folgen, sollte Kenyatta die Wahl gewinnen: «Es wird eine grosse Herausforderung sein, eine Regierung via Skype aus Den Haag zu lenken.» Beobachter befürchten zudem, dass die wichtigsten Geberstaaten Sanktionen verhängen könnten.
Ein anderer interessanter Kandidat ist der studierte Jurist und langjährige Banker Peter Kenneth. Der 47-Jährige hat sich den ehemaligen Wahlkampf-Slogan von US-Präsident Barack Obama zu eigen gemacht: «Yes, we can!» Er verspricht den Wählern, unter anderem in Universitäten, Infrastruktur-Projekte, das Gesundheitswesen und die Lebensmittelsicherheit zu investieren.
Jedoch glauben viele, dass die Zeit für Kenneth noch nicht reif ist und der junge Politiker beste Chancen hat, die Wahlen 2017 für sich zu entscheiden.
Obamas Halbbruder verspricht «Change»
Und da wäre da noch ein Kandidat, dessen Verbindung zum US-Präsidenten noch etwas enger ist: Malik Obama. Der Halbbruder von Barack Obama kandidiert jedoch nur für einen Gouverneursposten. Malik Obama sagte am Freitag der Nachrichtenagentur AP in einem Telefoninterview, er könne vor seinem weltbekannten Namen nicht davonlaufen. Die Bürger interessierten sich sehr dafür, wer der Bruder des US-Präsidenten sei.
In Anlehnung an Obamas Wahlkampf im Jahr 2008 zieht Malik Obama auch mit dem Ruf nach grundlegenden Reformen und politischem Wandel («Change») in das Wahlrennen.
Grosses Polizeiaufgebot
Um Ausschreitungen zu vermeiden, sollen 80'000 Polizisten zu den Wahllokalen entsandt werden. «2007 haben wir die Gewalt nicht vorausgesehen», sagte Polizeichef Jared Ojuok der Nachrichtenagentur dpa. «Dieses Mal wissen wir, wo im Land es brennen könnte, und wir können dementsprechend Sicherheitskräfte stationieren.»
Zudem sind internationale Wahlbeobachter im Einsatz. Die Europäische Union schickt 70 Experten aus 25 Mitgliedstaaten nach Kenia. Chef der EU-Mission ist der frühere slowenische Ministerpräsident Alojz Peterle. Ein knappes Wahlergebnis müsse nicht bedeuten, dass es zu Unregelmässigkeiten gekommen sei, betonte er. «Ein Kopf-an-Kopf-Rennen heisst nicht, dass dieses Ergebnis angezweifelt werden muss.»
Im ersten Wahlgang ist eine absolute Mehrheit notwendig. Sollte kein Kandidat diese Hürde nehmen, wird am 11. April eine Stichwahl stattfinden.
SDA/mrs
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