Sm’Aesch-Libera An SaitaEine Volleyballerin, wie sie die Schweiz zuvor noch nicht gesehen hat
Die Japanerin An Saita von Sm’Aesch-Pfeffingen ist die beste Libera der Schweiz. Daran hindert sie auch ihre eher geringe Körpergrösse nicht. Wenn am Samstag die Playoffs starten, kennt sie nur ein Ziel: den Meistertitel.

Foto: Christoph Jermann (Sm’Aesch-Pfeffingen)
Kurz nach neun Uhr morgens betritt die Japanerin An Saita die Geschäftsstelle von Sm’Aesch-Pfeffingen. Im olivgrünen Pulli und einem dazu passenden gleichfarbigen Kaffeebecher stellt sie sich den Fragen der BaZ. Auch wenn sie eine Maske trägt, verraten ihre strahlenden Augen, dass sie stets ein Lächeln auf dem Gesicht trägt. Saita wirkt ein wenig schüchtern, dazu kommt die Sprachbarriere: Saita spricht kaum Englisch – auf die Frage, ob sie etwas auf Deutsch sagen kann, sagt sie: «Ja, kann ich: Ich spreche kein Deutsch!»
Auch mit dabei beim Interview ist Sm’Aesch-Geschäftsführer Fabio Back, der bei Kommunikationsproblemen weiterhelfen soll. Er sieht in der Sprache kein Problem bei Saita, weder bezüglich der sozialen Integration in die Mannschaft noch bezüglich der Kommunikation auf dem Feld: «An ist extrem gut in die Mannschaft integriert, sie geniesst einen sehr hohen sozialen Status innerhalb des Teams. Dies hat sicher mit ihrer netten und höflichen Art zu tun, aber auch aufgrund ihrer Leistungen.» Und diese sind bei Saita konstant herausragend. Sowohl Fabio Back als auch Trainer Andi Vollmer sind sich einig: An Saita ist die beste Libera der Schweiz. «Die meisten Liberas haben ihre Stärken entweder in den Abwehrfähigkeiten oder in der Ballabnahme. An ist in beidem sehr gut, eine komplette Spielerin», so Vollmer.
Er war es, der die 28-jährige vor bald zwei Jahren nach Aesch gelotst hatte. Saita fing mit acht Jahren an Volleyball zu spielen. Eigentlich wollte sie lieber mit Baseball anfangen, doch ihr Bruder hatte ihr dies verboten mit der Begründung, dass dies eine Männersportart sei. Die aus der japanischen Präfektur Miyagi stammende Saita wechselte 2017 aus ihrem Heimatland nach Europa. Zunächst spielte sie in der deutschen Bundesliga bei Erfurt, dann in Rumänien bei Bukarest. Schon damals hatte sie Vollmer auf dem Schirm. Nach zunächst vergeblichen Bemühungen sagte Saita Vollmer 2019 zu.
Anweisungen versteht sie fast blind
Rasch ist sie in Aesch zu einer Leistungsträgerin, einer Führungsspielerin herangewachsen. Saita sagt von sich selbst: «Ich spreche nicht viel. Egal, ob auf oder neben dem Platz. Egal, ob auf Englisch oder Japanisch. Allerdings kommuniziere ich auf dem Platz aggressiver, gebe Kommandos.» Umgekehrt braucht Saita selbst nicht viele Anweisungen, um zu verstehen, was Trainer Vollmer von ihr will. Vollmer: «An und ich haben ein sehr gutes Verhältnis, eine gleich ausgerichtete Volleyball-Philosophie. Anweisungen versteht sie fast blind, da reicht oft eine Geste, ein Augenzwinkern oder ein Fingerzeig.» Darüber hinaus besticht die Libera mit einem spektakulären Spielstil. «Wie sie harte Bälle mit solch einer Leichtigkeit entschärft oder scheinbar unerreichbare Bälle mit ihren Hechtsprüngen erreicht, sorgt regelmässig für ein Raunen im Publikum», schwärmt Vollmer. «So etwas wie An Saita hat der Schweizer Volleyball noch nicht gesehen.»
Als Libera muss Saita primär Defensivarbeit verrichten und Aufschläge abnehmen. Angriffe übers Netz darf sie auf ihrer Position nicht spielen. Deswegen sind der Libero oder die Libera beim Volleyball auch oftmals die körperlich kleinsten Akteure auf dem Feld, weil für sie Geschwindigkeit und Agilität die entscheidenden Faktoren darstellen. Für ihre Geschwindigkeit ist auch Saita bekannt, die gerade mal 158 Zentimeter misst. Wenn sie sich bei der Rudelbildung nach jedem Punkt unter ihre Mitspielerinnen mischt, ergibt sich ein etwas bizarres Bild, denn Saitas Teamkameradinnen sind gut und gerne mal 30 Zentimeter grösser als sie. Saita stört das nicht, im Gegenteil – sie hat eine amüsante Ansicht zu diesem Umstand: «Ich merke auf dem Feld gar nicht, dass die anderen grösser sind als ich. Ich fühle mich gleich gross wie sie. Ich sehe es jeweils erst auf den Bildern nach dem Spiel.»

Foto: Christoph Jermann (Sm’Aesch-Pfeffingen)
Saita fühlt sich wohl in der Schweiz, wohl bei Sm’Aesch. Sie möchte mit dem Team unbedingt den ersten Meistertitel holen. Den ersten Schritt dazu gilt es am Samstag in der Löhrenackerhalle zu machen, wenn die Qualifikationssiegerinnen sich zum Auftakt der Playoffs in der ersten von maximal fünf Viertelfinal-Partien ab 15 Uhr mit Volley Toggenburg messen, bevor 24 Stunden später mit dem Cup-Halbfinal gegen Kanti Schaffhausen die nächste wichtige Begegnung in Aesch ansteht.
Und was folgt, wenn diese Saison vorbei ist? Nun, das ist offen. Sicher ist: Auf ewig wird die Japanerin Sm’Aesch nicht erhalten bleiben. Ein Wechsel in eine andere Liga oder das Karriereende mit immerhin schon 28 Jahren sind durchaus denkbar.
Vollmer sagt: «Wir hoffen, dass An noch ein drittes Jahr bleibt.» Saita selbst scheint sich von allen Beteiligten am wenigsten Gedanken über ihre Zukunft zu machen: «Ich schmiede nie Zukunftspläne. Ich habe auch keine Ahnung, was ich mal beruflich machen möchte. Ich versuche, stets nur im Hier und Jetzt zu sein und das Leben zu geniessen.»
Es liegt nun in den kommenden Wochen an Back, Vollmer & Co., dafür zu sorgen, dass Saita sich zum Bleiben entscheidet. Allein deshalb, damit auch die Zuschauer noch einmal die Gelegenheit erhalten, das Können der Libera vor Ort zu bestaunen.
Frauen, Schweizer Meisterschaft NLA
Playoff-Viertelfinals. Samstag, 15 Uhr, Löhrenacker Aesch: Sm’Aesch-Pfeffingen (1.) –Volley Toggenburg (8.). XXXX Toggenburg – Aesch-Pfeffingen, – Übrige Viertelfinal-Paarungen: XXXXXX.
Frauen, Schweizer Cup
Halbfinals. Sonntag, 15 Uhr, Löhrenacker Aesch: Sm’Aesch-Pfeffingen –Kanti Schaffhausen. XXXXXX
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