Eine teure Scheidung mit Folgen
Jeff und MacKenzie Bezos gehen getrennte Wege. Nun geht es um viel Geld, Einfluss beim Imperium Amazon – und verletzte Seelen.
Jeff Bezos, der reichste Mann der Welt, lässt sich nach 25 Jahren Ehe scheiden. Das teilten der 54-jährige Gründer des Online-Versandriesen Amazon und seine 48-jährige Ehefrau MacKenzie am Mittwoch in einer gemeinsamen Erklärung im Internetdienst Twitter mit. «Wir haben beschlossen, uns scheiden zu lassen und unser gemeinsames Leben als Freunde fortzuführen», schrieben sie. «Wir bleiben eine Familie, und wir bleiben liebe Freunde.» Das Paar hat vier Kinder.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg und das Magazin «Forbes» stufen Bezos als den reichsten Mann der Welt ein. «Forbes» veranschlagte sein Vermögen an diesem Mittwoch auf 137 Milliarden Dollar. Der grösste Anteil des Vermögens besteht laut Business Insider aus Aktien.
Teuer für Bezos
Bezos besitzt rund 79 Millionen Amazon-Aktien, die rund 130 Milliarden Dollar wert sind. Damit hält er rund 16 Prozent am E-Commerce-Giganten und ist bei weitem der grösste Aktionär. Der zweitgrösste ist der US-Finanzdienstleister Vanguard, der im Februar noch rund 6 Prozent an Amazon hielt.
Entsprechend teuer dürfte die Scheidung für Bezos werden. Denn der Amazon-Gründer und seine Familie leben im US-Staat Washington, der ein sogenannter «community property state» ist. In einem solchen Staat wird das gesamte Vermögen, das während einer Ehe angehäuft wird, bei einer Scheidung durch zwei geteilt.
MacKenzie könnte reichste Frau der Welt werden
Sollte es keine andere Vereinbarung geben, dürfte MacKenzie Bezos nach der Scheidung die Hälfte des Vermögens erhalten, sagt Karin Lundell von der New Yorker Kanzlei Rower LLC zu Bloomberg. Es kommt allerdings darauf an, wo die Scheidung eingereicht wird. Denn die Bezos haben Wohnsitze in verschiedenen US-Staaten mit unterschiedlichen Rechtslagen.
Im Fall, dass das Vermögen durch zwei geteilt wird, könnte MacKenzie bis zu 69 Milliarden Dollar erhalten. Damit könnte sie Bloomberg zufolge zur reichsten Frau der Welt werden. Derzeit hält diesen Status Françoise Bettencourt Meyers, Enkelin des L'Oreal-Gründers, die über ein Vermögen von rund 45,6 Milliarden Dollar verfügt.
In diesem Szenario müsste Jeff Bezos wohl Amazon-Aktien verkaufen und seinen Anteil am Unternehmen reduzieren. Damit würde seine Kontrolle über das Unternehmen verwässert. Scheidungsanwälte sagten gegenüber dem US-Sender CNBC, es sei wahrscheinlicher, dass MacKenzie ein Interesse daran habe, das Familienvermögen weiter wachsen zu lassen. Und das sei wiederum daran gebunden, dass Jeff Bezos die Kontrolle über das Unternehmen halte.
Aussergerichtliche Einigung?
Der Amazon-Gründer könnte seiner Frau auch die Hälfte der Aktien abtreten und sie mit einem Anteil von 8 Prozent zur zweitgrössten Aktionärin des Unternehmens machen. Ira Garr, Familienanwältin aus New York, die Rupert Murdoch und Ivana Trump in ihren Scheidungen vertrat, hält dies für wahrscheinlich.
MacKenzie könnte ihren Mann zwar zwingen, Anteile zu verkaufen, oder ihre eigenen Anteile direkt wieder verkaufen. Rechtsexperten rechnen aber eher damit, dass sie die Aktien zunächst behält. Sollte sie verkaufen oder Bezos zum Verkauf zwingen, «würde die Aktie abstürzen», sagt auch Garr zu Businessinsider.com.
Gewisse Rechtsexperten rechnen damit, dass sich die Bezos aussergerichtlich einigen. Dies könnte durch Verhandlungen mit oder ohne Anwalt oder durch ein Schiedsverfahren geschehen, vermuten sie gegenüber Businessinsider.com. Dies würde dann unabhängig von der Rechtslage im jeweiligen US-Staat geschehen.
Affäre mit TV-Moderatorin?
Zu was für einer Einigung Jeff und McKenzie Bezos kommen, hängt auch davon ab, wie die beiden derzeit wirklich zueinanderstehen. In der gemeinsamen Mitteilung wird zwar von einer freundschaftlichen Trennung gesprochen. Medien berichten allerdings, dass Jeff Bezos eine Affäre mit der TV-Moderatorin Lauren Sanchez habe.
Wenn ein Groll vorhanden sei, könne dies einen grossen Einfluss darauf haben, was die Parteien verlangten und wofür sie sich einigen würden, sagt Deirdre Bowen, ausserordentliche Professorin für Rechtswissenschaften an der Universität in Seattle, zu Businessinsider.com. «Man kennt die psychologischen Faktoren der beiden Parteien nicht, mit denen sie in diese Scheidung gehen», so Bowen.
Eine der ersten Angestellten
Sein Imperium hat Bezos in den vergangenen Jahren über den Onlinehandel hinaus expandiert. Er ist inzwischen auch Besitzer der weltberühmten Zeitung «Washington Post» und der Biomarkt-Kette Whole Foods.
Die Geschäftsidee für Amazon soll Bezos nach während einer langen Autofahrt des Paares von New York nach Seattle an der Nordwestküste der USA entstanden sein. Er gründete die zunächst auf den Verkauf von Büchern über das Internet spezialisierte Firma dann 1994 in Seattle. MacKenzie Bezos war eine seiner ersten Angestellten.
Die 48-jährige ist mittlerweile Romanautorin, eines ihrer bekanntesten Werke ist «The Testing of Luther Albright». Kennen gelernt hatte sich das Paar lange vor der Gründung von Amazon, als sie beide bei dem New Yorker Hedgefonds D.E. Shaw arbeiteten. Sie heirateten im Jahr 1993 – ein Jahr bevor Bezos Amazon gründete.
Amazon war in dieser Woche erstmals zum wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Welt aufgestiegen. Es überholte damit den US-Softwaregiganten Microsoft.
Jeff Bezos' Tweet zur Scheidung:
AFP/cfr/fal
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch