
In unserer reichen, verwöhnten und genügsamen Stadt, in der es den unsrigen offenbar an nichts mangelt, überrascht einen ja nichts mehr.
Wissen Sie noch, im Sommer, als sich alle fürchterlich aufgeregt haben über diesen hässlichen Hightech-Kübel? Behindertenforum, Heimatschutz, sogar die Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rats?
«Little Mordor» hat die BaZ diese fürchterlichen Solarpressdinger getauft, weil sie ein bisschen an Miniaturausgaben des Meret-Oppenheim-Baus – kurz: Mordor – erinnern; das braucht zwar ein bisschen Vorstellungskraft, aber mit einem Herzog & de Meuron-Vergleich lässt sichs immer gut angeben.
Mit den kleinen Monstern selber? Eher weniger.
Aber eben, in dieser Stadt, in der im Wust des Wahnsinns immer alles möglich scheint, wären auch 5,6 Millionen Franken für 940 Little Mordors keine Sensation.
Stopp! Überraschung, Überraschung. Halten Sie sich fest: Der Grosse Rat will das so einfach nicht machen – und kübelt die Kübel. Alle. Gänzlich. Und nicht nur aus der Innenstadt, wie vorgeschlagen. Das ist doch mal eine Ansage, nicht?
Nun ja, man kann das auch ein bisschen anders sehen und mit Blick in die Zukunft bange Fragen stellen:
Was kommt jetzt, nachdem das Parlament das Projekt, das von Hampe Wessels initiiert und von (der von Hampe Wessels beratenen) Esther Keller halbherzig verteidigt worden ist, beerdigt hat?
Kommen jetzt Bijous (designt zum Beispiel von Herzog & de Meuron), die viel ansehnlicher aussehen, aber doppelt so viel kosten – und immer noch nicht behindertenfreundlich sind?
Was kosten eigentlich die ganzen Pilotprojekte für Luxus-Eimer? Was die zahlreichen Beamten, die beflissen Überstunden bolzen (und so vielleicht sogar 38 Stunden pro Woche arbeiten müssen), um Konzept um Konzept zu erstellen?
Und was zahlt die Bevölkerung dem Parlament, dass es – immerhin leidenschaftlich – über einen solchen Seich, pardon, über Hightech-Solarpress-Abfallspeicher-Behältnisse diskutiert? Vielleicht gar mehr als 5,6 Millionen?
Man muss sich überlegen, ob der Stadt gedient ist, ob es wirklich zwingend notwendig ist, dass dieser Posse nun noch weitere Kapitel angehängt werden müssen.
Und vielleicht auch noch fragen, wie es möglich sein soll, dass hier das Weltklima gerettet wird, wenn man bereits bei der Abfallentsorgung aufgrund ästhetischer Gründe kläglich scheitert und Geld verlocht, Entschuldigung, hightech-mässig und Solarpanel-gerecht entsorgt.
Aber, was solls, denkt man sich dann, wir haben es ja so gut, dank Big-Pharma-Steuersprudelei. Und wer diese (und da gibt es einige) für gottgegeben hält: Der kann auch weiter über neue Mistkübel dozieren.
Aber immerhin: mit Leidenschaft…
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Glosse über die Basler Müll-Misere – Eine Stadt versinkt nicht nur im Abfall, sondern auch im Wust des Wahnsinns
Die hässlichen Solarpresskübel? Gekübelt. Aber jetzt wird alles noch viel schlimmer – und teurer…