«Eine solche Schiedsrichterleistung habe ich noch nie erlebt»
Nach mehreren roten Karten rasten einige Spieler vom NK Pajde aus Möhlin aus und jagen den Schiedsrichter vom Platz. Für Trainer Dejan Rakitic war es ein «normales Spiel».
Dejan Rakitic dürfte froh gewesen sein, als er gestern Abend den NK Pajde zum Training begrüssen durfte. Der fussballerische Alltag war zurück, sein liebster Sport stand wieder im Fokus. Das war in den Stunden zuvor anders. Der Bruder von Barcelona-Mittelfeldspieler Ivan Rakitic hatte praktisch den ganzen Tag über Pressevertreter aus der gesamten Schweiz am Telefon. Weil sich einige Spieler seiner Mannschaft aus Möhlin nicht unter Kontrolle hatten, nachdem der Schiedsrichter am Samstag die 2.-Liga-interregional-Partie zwischen Zofingen und Pajde auf dem Sportplatz Trinermatten in Zofingen abgepfiffen hatte.
Was war geschehen? In der 90. Minute entschied der Referee auf indirekten Freistoss im Strafraum, nachdem Pajde-Goalie Eldin Becic den Ball zu lange in den Händen gehalten haben soll. Zu diesem Zeitpunkt steht es in diesem Spitzenspiel zwischen dem Ersten und Zweiten der Gruppe 5 2:2. Der Pfiff führt zu Diskussionen, die nachfolgende Aktion zum siegbringenden 3:2 für die Zofinger. Was danach passiert, wird von Zuschauern auf einigen Videos festgehalten.
Filmchen, die am Montag im Internet die Runde machen. Filmchen, auf denen zu sehen ist, wie einige Spieler der Möhlemer das Schiedsrichter-Trio bedrohen und es bis in die Katakomben verfolgen. Dort finden der Spielleiter und seine zwei Assistenten Schutz vor den Gästen, die in ihrer Wut kaum mehr zu bremsen sind.
Die tumultartigen Szenen haben gar zur Folge, dass die Polizei herbeigerufen wird. Als diese schliesslich eintrifft, haben sich die Gemüter längst beruhigt. «Wir waren bereits geduscht», erzählt Rakitic, «und wollten die Heimfahrt antreten.»
Vier statt sechs Rote Karten
Am Ende dieses Fussballabends steht Pajde nicht nur mit einer Aktennotiz bei den Ordnungshütern, sondern auch mit sechs Roten Karten da. Am Montag schliesslich korrigiert die Amateurliga des Schweizerischen Fussballverbands diese Anzahl: Offenbar sind «nur» drei Spieler sowie der Trainerassistent des Feldes verwiesen worden.
Rakitic empfindet diese Ausschlüsse als schlechten Witz. «Ich möchte die Geschehnisse nach Abpfiff nicht gutheissen», sagt er, «aber der Schiedsrichter hat konsequent gegen uns gepfiffen.» Das hätten ihm die Vertreter des SC Zofingen bestätigt. «Es war ein normales, faires Fussballspiel.» Rakitic betont, dass keine Verwarnung oder kein Platzverweis auf ein grobes Foul oder eine Tätlichkeit zurückzuführen sei. «Der Schiedsrichter hat sich viel zu wichtig genommen», so seine Sicht der Dinge.
«Harmloses» Schimpfwort gibt rote Karte
Bereits nach drei Minuten habe sein Spieler Ajdin Mujagic duschen gehen müssen. Der Akteur habe eine Eckballentscheidung des Schiedsrichters anders gesehen und sich danach beim Unparteiischen beschwert. Dabei sei in dessen kroatischer Muttersprache ein harmloses Schimpfwort gefallen, erzählt Rakitic. Dass danach gleich die Rote Karte gezeigt werde, «hat nicht nur mich überrascht», sagt Rakitic.
Diese Flut von Roten Karten dürfte für den Verein, der seit Jahren von der Familie Rakitic geführt wird – Vater Luka ist Präsident, Ivan grosszügiger Sponsor –, Konsequenzen haben. Heinz Rähmi, der Vizepräsident der Amateurliga, sagt: «Wegen des laufenden Verfahrens können wir zurzeit nichts zu diesen Vorfällen sagen.» Nach Eingang des Schiedsrichterrapports sowie nach den Befragungen der zwei Teams wird die Liga ein Urteil fällen. Dieses wird am Freitagabend erwartet. Möglich sind ein Punkteabzug, Spielsperren und eine saftige Geldbusse.
Pajde will rekurrieren
Bis dahin wird Dejan Rakitic sich mit seinem ambitionierten Team akribisch auf das nächste Pflichtspiel vorbereiten. Sobald das Urteil gefällt ist, werde der Verein die nächsten Schritte einleiten. Denn bereits jetzt steht fest, dass der Club das Urteil anfechten wird. «Denn eine solche Schiedsrichterleistung», sagt Rakitic, «habe ich noch nie erlebt.»
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