KlimawandelEine Schule brennt für die Umwelt
In Gelterkinden wird gegraben, gepflanzt und entdeckt. Die Sekundarschule macht sich auf in eine bessere Zukunft.

Die Sekundarschule Gelterkinden geht voraus. Als erste Schule im Baselbiet nimmt sie das Bildungsprogramm «Klimaschule» auf, das sich über vier Jahre erstreckt. Derzeit läuft die Projektwoche.
Alles dreht sich um biologische Vielfalt, die Biodiversität. Dabei dürfen die Hände schmutzig werden. Der halbe Pausenhof wird umgegraben. Motto: «Mir gäbe alles für es guäts Klima!»
«Tatorte» werden die Plätze genannt, wo gehandelt wird. Es entstehen eine Schlemmerhecke, eine Kräuterspirale und Hochbeete. «Der Tee wächst vor der Tür», sagt Projektleiterin Gabriela Graf. Eine Eiche wird gesetzt. Sie soll dereinst für Kühle sorgen. Nicht heimische Sträucher müssen einheimischen weichen.
Graf erklärt: «Es werden Kleinstrukturen und Bienenhotels platziert, damit die Tiere ihre Nischen finden.» Einmal fertig, wird der neue Pausenhof als Aussenschulzimmer dienen. Ein Obstgarten befindet sich in Planung.
Klimaschutz in Schulen verankern
350 Schülerinnen und Schüler (1. und 2. Sek) aus 17 Klassen und 17 Oberbaselbieter Gemeinden nehmen an der «Klimaschule» teil. 40 Lehrpersonen stehen dafür im Einsatz. Einen Vorgeschmack darauf gab der «Blackout Day» von vergangenem Januar, als die Stromzufuhr so absichtlich wie unangekündigt ausgesetzt wurde. Nun standen zum Wochenbeginn Exkursionen auf dem Programm. Entdeckt wurden der Obstgarten Farnsberg und Biohöfe der Region.
«Klimaschutz und Nachhaltigkeit sollen in den Infrastrukturen der Schulen verankert werden», beschreibt Ronja Karpf, was Myblueplanet beabsichtigt – die Organisation, die das Projekt «Klimaschule» anbietet. Die Gelterkinder Projektleiterin Graf erzählt, sie habe ein Jahr lang nach einer Organisation gesucht, die der Schule ein passendes Konzept bietet.
«Mir war es wichtig, dass es ein längerfristiger Prozess wird», führt sie aus, «wir wollten kein pfannenfertiges Produkt, sondern eines, in das wir uns einbringen können.» Der Einfluss auf die Themen sei genauso wichtig wie die Impulse der Anbieter.
Klima macht vor der Küche nicht halt
Bis in die Schulküche denkt die Sek Gelterkinden über das Klima nach. Hauswirtschaftslehrer Robert Russheim bereitet mit seiner Klasse zum Dessert Bananen-Muffins zu. Die Bananenschalen sind bereits bräunlich. «Klimagerechte Küche», so Russheim, «verwertet möglichst alles; Lebensmittel, die viele wegwerfen würden.»
Er will Food-Waste vermeiden. «In Mitteleuropa werfen wir deutlich über die Hälfte der Lebensmittel weg», vermittelt er seinen Schülerinnen und Schülern, «täten wir das nicht, würden wir bereits extrem viel fürs Klima tun.» Robert Russheim will aber auch überflüssigen Transport vermeiden. Er setze deshalb auf saisonal und lokal produzierte Waren.
Klimarat gegründet
An der Schule hat sich zudem ein 33-köpfiger Klimarat gebildet. Vivien Thommen und Naira Hindenburg aus der 1. Klasse zählen dazu. Corona-gerecht tagt das Gremium aktuell noch per Videokonferenz. «Man muss nicht im Grossen handeln, man kann zum Beispiel darauf achten, dass man Bio isst oder regional einkauft», sagt Hindenburg ganz im Stile einer routinierten Klimaschützerin, «es helfen schon kleine Dinge, die alle tun können.»
Dass der Rat bereits aktiv ist, beweist das Klimafenster, eine Vitrine auf dem Schulhausgang. Dort, wo alle daran vorbeigehen. Hier wird signalisiert: «Wir handeln.» Dazu sind noch einige Infos mehr im Schaufenster. Filmabende sind in Vorbereitung.
Thommen nennt das alles «eine coole Erfahrung». Das Interesse für die Umwelt werde gefördert. Was bei ihr zu Hause allerdings bereits zum guten Ton gehöre. «Wir haben schon lange auf klimafreundlich umgestellt.»
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