Basler Beachvolleyball-Hoffnung im PorträtEine Frage der Grösse
Um international erfolgreich zu werden, musste sich Florian Breer sportlich von seinem langjährigen Partner Yves Haussener trennen. Mit Marco Krattiger kann Breer nun für die Schweiz noch ein Ticket nach Tokio lösen – ohne selbst an den Spielen teilnehmen zu dürfen.

«Bei meinem ersten Training war Yves schon da», erinnert sich Florian Breer. Damals war der heute 22-Jährige acht oder neun Jahre alt. Breer und Yves Haussener unternahmen gemeinsam die ersten Schritte ihrer Volleyballkarriere. Im Winter spielten die beiden Basler in der Halle, doch ihre Passion lag stets im Spiel auf dem Sand. «Wir nahmen relativ früh gemeinsam an nationalen und internationalen Juniorenturnieren teil», sagt Breer. Dabei konnten sie grosse Erfolge feiern, wurden unter anderem U17-Weltmeister. Früh entwickelte sich der Traum, professionell Beachvolleyball spielen zu können.
Mittlerweile hat sich dieser Traum für beide erfüllt, gemeinsam auf dem Feld stehen sie jedoch nicht mehr. 2019 gewannen sie zusammen das Heimturnier in Basel im Rahmen der Coop Beachtour. Breer blickt zurück: «Dieses Turnier war für mich in emotionaler Hinsicht ein absolutes Highlight.» Kein Wunder, denn es bedeutete das Ende der Partnerschaft Breer/Haussener. Es war eine Entscheidung, die nicht überstürzt getroffen wurde. Ganz im Gegenteil, seit Beginn ihrer Partnerschaft wussten die beiden Freunde, dass der Tag kommen würde, an dem Schluss ist. Und sie hatten diesen Tag so lange wie möglich hinausgezögert.

Der Grund für die Trennung lag nie in persönlichen Differenzen oder mangelnder sportlicher Chemie, sondern er entspringt simplen biologisch-genetischen Umständen. «Yves und mir war früh klar, dass wir auf professionellem Niveau kein Zukunftspotenzial haben, da wir beide nicht gross gewachsen sind.» Dabei bringt es Yves Haussener immerhin auf 181, Breer gar auf 185 Zentimeter vom Schopf bis zur Sohle. Das sind per se auch keine Massstäbe, die für einen Beachvolleyballer unzureichend wären. In Kombination jedoch ist man so langfristig nicht wettbewerbsfähig.
Im Beachvolleyball stehen sich pro Mannschaft nur zwei Spieler gegenüber. Üblicherweise ein defensiverer Abwehr- und ein offensiverer Blockspieler. Während die Körpergrösse für den Verteidiger nicht so entscheidend ist, spielt sie auf Spitzenniveau beim Blockspieler eine grössere Rolle. Blockspieler im Beachvolleyball sind Hünen, Florian Breers neuer Partner Marco Krattiger gehört mit seinen 200 Zentimetern eher zu den kleineren Spielern auf seiner Position. Da Breer und Haussener also ein zu ähnliches Körperprofil aufweisen, hatten sie auf professioneller Ebene keine Zukunft. Sie mussten sich trennen und einen geeigneten Blockspieler als Partner suchen, was sich nicht gerade als leicht entpuppen sollte, da gute Blockspieler in der Schweiz eine Rarität sind. 2019 trat Breer bei einigen Turnieren mit Leo Dillier an, später versuchte er sich für einige Monate mit Quentin Métral, der inzwischen mit Yves Haussener das Duo bildet. Im Verlauf des Jahres 2020 zeichnete sich ab, dass der langjährige Partner von Marco Krattiger, Nico Beeler, seine Karriere beenden würde. So wurde der zweifache Schweizer Meister Krattiger Breers neuer Partner, und für den Basler tat sich die Tür auf, auch international auf Spitzenniveau durchzustarten.

Der Erfolg kam schneller als erwartet
Die Zusammenarbeit erwies sich schneller als erwartet als Glücksfall. Breer und Krattiger gewannen letztes Jahr das Prestigeturnier King of the Court in Utrecht, wo sie sich mit der absoluten Weltelite messen konnten. Ebenfalls siegten sie gemeinsam mit dem Schweizer Spitzenduo Mirco Gerson/Adrian Heidrich beim Nations Clash in Düsseldorf im Februar dieses Jahres.
Mittlerweile gehören Krattiger und Breer zur absoluten Elite des Schweizer Nationalteams und haben gar noch die Chance, für die Schweiz ein Ticket an den Olympischen Spielen in Tokio zu lösen. Heidrich und Gerson verpassten die reguläre Qualifikation über die Weltrangliste knapp, doch über den derzeit ausgetragenen Continental Cup wird zusätzlich zu den 16 Startduos noch ein weiteres Team pro Kontinent ermittelt. Breer und Krattiger qualifizierten sich für das Finalturnier in Holland, das am 23. Juni startet. Doch selbst wenn die beiden das Turnier gewinnen sollten, würden Heidrich und Gerson nach Tokio reisen. «Das wäre extrem bitter, aber auch fair, da die beiden im Olympiaranking höher klassifiziert sind», gesteht Breer. «Mein Ziel ist es, mich mit Marco für die Spiele 2024 in Paris zu qualifizieren.»
Die Freundschaft zu Yves Haussener hält Breer weiter aufrecht. «Yves ist ja ebenfalls Teil des Nationalkaders. Wenn wir ins Trainingslager reisen, wohne ich oft mit ihm zusammen. Seinen Partner sieht man sonst schon oft genug, da ist es auch mal schön, ein wenig Abstand zu haben», erklärt Breer. Doch auch mit Krattiger versteht sich Breer sehr gut: «Wir ergänzen uns persönlich super.»
Das Duo Breer/Krattiger blickt einer vielversprechenden Zukunft entgegen. Krattiger ist mit 26 Jahren zwar einige Jahre älter als Breer, doch auch er dürfte noch eine Weile im Profibereich aktiv bleiben. Und Breer? «Solange das Verhältnis zwischen Aufwand, Spass und Erfolg stimmt, spiele ich noch.» Und nach der Karriere? «Kann ich ja wieder mit Yves zusammenspielen», sagt Breer und lacht.
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